Kleve. Zum Filmstart von „Creed III“ kam es in den Klever Kinos zu einem beispiellosen Akt der Verwüstung. Ein Videoportal könnte Auslöser gewesen sein.

Am 2. März um 17 Uhr startete mit Creed III ein Fortführung zur „Rocky“-Filmreihe in den Klever Kinos – FSK 12. Die Vorstellung entpuppte sich im Nachgang als „ein Tsunami aus völlig außer Kontrolle geratenen Kindern“, wie auf der Facebookseite von Tichelpark Cinemas später zu lesen war.

Das Kino 1 wurde demnach als völliges Schlachtfeld hinterlassen, eine Müllhalde aus Popcorn und verschütteten Getränken. Das Publikum wäre außer Rand und Band gewesen. „Unwürdig und beschämend“ wie es im Post weiter heißt. Eine Anzeige gab es nicht, es wurde allerdings gewarnt, dass es bei einem weiteren Vorfall dieser Art die Polizei eingeschaltet werden würde.

Das sagt Kinochef Reinhard Berens

Kinochef Reinhard Berens erzählt der NRZ, dass sich das Geschehen erst während der Vorstellung so entwickelt habe. „Wir waren völlig überrascht, dass es so weit gekommen ist und waren tatsächlich auch etwas überfordert mit der Situation, unser Saaldienst ist für sowas nicht geschult oder darauf vorbereitet.“

Zum Start des Kinofilms
Zum Start des Kinofilms "Creed III" kam es in den Klever Kinos zu Chaos und Randale. © NRZ | Reinhard Berens

Was am meisten verwundert hätte, sei das Alter der Randalierer - zwischen elf und 15 Jahren, diese seien für gewöhnlich eher unauffällig. In mindestens 20 Reihen seien Getränke verschüttet worden, ganz bewusst über die Sitze und über den Boden - Popcorn und Nachos verteilt, alles habe geklebt. Gewalt gab es nicht, es habe eher den Eindruck von Anarchie gehabt, erzählt Berens. „Wenn wir jetzt schon mal dabei sind, dann lassen wir mal so richtig die Sau raus.“ Die Situation eskalierte, als von den 300 anwesenden Gästen, etwa 100 sich dem Randalier-Geschehen angeschlossen hätten.

Vorstellung wurde nicht abgebrochen

In anderen Städten bei ähnlichen Vorfällen wurde die Vorführung abgebrochen. „Wir haben das bewusst nicht getan, weil wir den Gästen, die den Film noch gucken wollten, Unrecht getan hätten. Außerdem wollten wir unser Team schützen. Wir haben den Dingen ihren Lauf gelassen - Gott sei Dank kam es nicht zu Schlägereien wie in anderen Städten.“ Vorkehrungen für die nächsten „Creed III“-Vorführungen wurden bereits getroffen. „Wir haben die Saaldienste verstärkt, die Gäste wurden gebeten, die Taschen abzugeben. Die Möglichkeit, Plätze vorher zu reservieren wurde eingestellt.

In den folgenden Vorstellungen kam es zu übrigens zu keiner Randale. Reinhard Berens geht davon aus, dass der Facebook-Post einen wesentlichen Beitrag geleistet hat. Er wurde über 100 Mal geteilt. „Wir gehen davon aus, dass es so auch die Eltern mitbekommen und ihre Sprösslinge in den Folgetagen eingenordet haben.“ Von dem Verdacht gegen ein TikTok-Video habe er natürlich gehört. Es habe außergewöhnlich viele Rückmeldungen von Kollegen gegeben aus ganz Deutschland. Der Post ging viral - über 30.000 Zugriffe.

Einlass zur nächsten Vorstellung verzögert

„Das hat mich eine beruhigt, ich dachte das Phänomen gäbe es nur in Kleve. Ich wusste erst nichts von der TikTok-Aktion, die angeblich dahinter stecken soll - ein Aufruf mit dem Ziel, Vorführungen zu unterbrechen.“ Sauber machen musste das ganze Team. Der Einlass zur nächsten Vorstellung musste nach hinten geschoben werden. „Unsere gesamte Mannschaft, auch Thekenkräfte mussten abgezogen werden, um das Ganze in den Griff zu bekommen“. Auch Reinhard Berens war mit Besen und Mülltüte unterwegs.

Die Respektlosigkeit gegenüber dem Kinobetrieb versteht der Kinochef nicht: „Wir waren sehr enttäuscht!“

Randale nicht nur in Kleve

Laut NRZ Essen wurden hier ähnliche Fälle gemeldet. Besucher kletterten über Sitze und warfen mit Lebensmitteln. Die Essener Polizei musste 40 Personen des Kinos verweisen. Anzeigen wurden keine geschrieben, Schadenersatzansprüche seitens des Kinobetreibers könnten jedoch noch folgen.

Vermutet wird derzeit, dass ein Zusammenhang mit dem Videoportal TikTok besteht, bei dem es darum ginge, sich absichtlich so zu verhalten, dass Kinovorstellungen abgebrochen werden müssen. Ob diese Vermutung den Tatsachen entspricht, ist derzeit noch unklar. Auffällig ist jedoch, dass das Geschehen an mehreren Orten gleichzeitig aufgetreten ist.

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