Goch. Mit Dudelsack, Baumstammwerfen und Whiskey zieht das große Schottische Festival weg aus Xanten. Was es in für Goch im Juni alles plant.
Ein Schottisches Festival findet in Goch ein neues Zuhause. Es wird am Wochenende 17. und 18. Juni 2023 den ganzen Stadtpark bevölkern und mit einem bunten Umzug durch die Fußgängerzone seinen Auftakt nehmen.
Dudelsackmeisterschaften, skurrilen Highland-Games und passendes Ambiente
Das Festival ist ein traditionell eingespieltes Event, das 16 Jahre lang, bis zur Corona-Pandemie, in Xanten beheimatet war – mit Dudelsackmeisterschaften, skurrilen Highland-Games und passendem Ambiente. Aber die Stadt Xanten hatte dem Schottischen Kulturverein mitgeteilt, dass wegen Terminüberschneidungen mit anderen Großveranstaltungen „wir nach 14 Jahren keinen Platz mehr im Veranstaltungskalender der Stadt Xanten bekommen würden“, so schrieb der Verein auf seine Facebookseite.
Anfangs waren die Macher noch enttäuscht, doch jetzt sieht Michael Heinzel, einer der beiden Organisatoren, die Sache positiv: „Es fühlt sich eher an, als ob wir in Goch nach Hause kommen.“
Ein Ort wurde gesucht, der viel Platz auf großen Freiflächen bietet
Bisher hatten sich die ausladenden Freiluft-Spiele auf den Wiesen vor den Toren Xantens immer im Juni ausgebreitet. „Wir suchten also einen alternativen Ort, wo es technisch und geografisch Möglichkeiten für das Schottische Festival gibt“, erklärt Heinzel. Zumal der Verein bei Wiesen und Alleen im Gocher Stadtpark eine „gewisse Ähnlichkeit mit den Princess Street Gardens in Edinburgh, Schottland“ ausmachen.
Der Sprecher der Stadt Goch, Torsten Matenaers, bestätigt der NRZ: „Wir bekamen die Anfrage, ob man den Stadtpark dafür nutzen kann. Der Bauausschuss als zuständiges Gremium hat sein politisches Votum dazu gegeben. Wir freuen uns. Wir haben viel davon gehört. Das Festival ist sicher eine Bereicherung für unseren Veranstaltungskalender.“ Wird es zu einer Dauereinrichtung werden? „Das hängt vom Verein ab. Ich wüsste nicht, was aus unserer Sicht dagegen sprechen sollte“, sagt der Stadtsprecher.
Besonderheiten wie Whiskey, Tee, Toffees und dem Nationalgericht Haggis
Den Gochern sind die Spiele ja nicht fremd, weil die Pumpengemeinschaft Vrouwenpoort sie seit Jahren im Kleinen, aber öffentlich pflegt. Das große Schottische Festival ist ein buntes Spektakel von Männern in Kilts und Frauen in karierten Kniestrümpfen, mit Dudelsackmeisterschaften, Aufmärschen, drumherum Ständen mit schottischen Waren und kulinarischen Besonderheiten wie Whiskey, Tee, Toffees und dem Nationalgericht Haggis (vom Schaf). Teilnehmer aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Dänemark und der Schweiz treten zur internationalen Wettbewerben an.
Profis und Bürger treten zum Steine-Schleppen, Baumstammwerfen und Tauziehen an
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Kleve und Umland
Gocher und Touristen, Erwachsene und Kinder können auch in Mannschaften gegeneinander skurrile Wettbewerbe starten. Profis tragen schwere Steinbrocken über Hindernisse und werfen Baumstämme, wobei es nicht auf die Wurf-Weite ankommt, sondern auf die Ausrichtung des Stamms – was wohl einst zur Überbrückung von Schluchten eine gefragte Fähigkeit war. „Ganz wichtig ist der finale Wettkampf im Tauziehen“, sagt Michael Heinzel. „Im Mittelalter wurden diese Wettbewerbe von den Clanchefs ausgetragen, um geeignete Rekruten zu finden“, weiß er.
Regeln nach internationalen Standards gelten für die Musikgruppen
Heute geht es lustiger zu. Doch die Dudelsackspieler müssen bei ihren Meisterschaften strenge Regeln nach internationalen Standards einhalten was Outfit und Musik betrifft. Der zweite Mitgründer der Lowland Guards – wie der Name schon sagt: vom Niederrhein – ist Johannes Haase aus Winnekendonk. Er hatte schon bei der Royal Air Force, als sie noch am Flughafen Laarbruch Weeze stationiert war, als Zivilist mitgespielt. Da fühlt er sich in Goch ein bisschen wie zu Hause. Der Klever Michael Heinzel (lebt heute in Rees) schlug früher im Verein die Trommel.
>> Highland-Games legten Basis zu olympischen Disziplinen
Schotten-Festivals gibt es außerdem traditionell im Mai auch in Peine und Kerkdriel (Niederlande), im Juli in Angelbachtal, im September in Alden Biesen (Belgien) und Trebsen.
Die Wurzeln der Highland Games sollen bis ins 11. Jahrhundert zurück reichen. In ihrer heutigen Form werden sie in Schottland seit den 1800er Jahren gefeiert.
Die Highland Games waren so beeindruckend, dass der Gründer der modernen Olympischen Spiele, Baron Coubertin, Hammerwurf, Kugelstoßen und Tauziehen nach einer Highland-Darbietung bei der Weltausstellung in Paris 1889 als olympische Disziplinen aufnahm. Hammerwurf und Kugelstoßen sind auch heute noch dabei.