Kleve. Andreas Krumsiek leitet jetzt die Klever Justizvollzugsanstalt. Die Stelle war lange nicht besetzt. Das sind seine Pläne für die Zukunft.
Über ein Jahr war die Stelle vakant. Nun hat die JVA Kleve wieder einen Leiter. Er heißt Andreas Krumsiek, ist 54 Jahre alt und kommt aus Köln. Ein beachtlicher Werdegang: Angefangen hat Krumsiek mal als Autoverkäufer. „Aber das konnte ich nicht gut“, sagt er. Eine Zeitungsanzeige wies ihm eine neue Richtung: Vollzugsdienst, das bedeutet Umgang mit Menschen, aber auch finanzielle Sicherheit. „Der allgemeine Vollzugsdienst ist ein toller Job“, sagt Krumsiek. Er hat ihn von der Pike auf gelernt, hat sich weitergebildet, bis er vor fünf Jahren ständiger Vertreter der Leiterin der JVA Köln wurde, des größten Gefängnisses in NRW und des zweitgrößten bundesweit.
Zusätzliche Stellen im Auge
Beim Pressegespräch anlässlich seiner Vorstellung machte er deutlich, wo er seine Aufgaben sieht. Rasch möchte er ein Bewerberverfahren anstoßen, um freie Stellen zu besetzen. „Das entlastet die Bediensteten“, sagt er. Bewerbungen gebe es im ländlichen Raum durchaus mehr als in den Städten. „Aber man muss die finden, die wirklich geeignet sind.“ Ein bis zwei Jahre kann man sich das Berufsbild nach einer Grundschulung erstmal aus der Nähe anschauen, begleitet von erfahrenen Bediensteten.
Hier gibt es kein Home-Office
„Man muss ja für sich selber feststellen, ob man mit der Dynamik in einer JVA zurechtkommt, mit den Gerüchen, den Geräuschen.“ Ein Job auch, in dem es naturgemäß kein Home-Office gibt, sondern Schichtdienst. „Dafür arbeitet man in einem Team, bei dem sich einer auf den anderen verlassen kann.“ Es gibt Kooperationen mit Fitnessstudios, Veranstaltungen in der Justizakademie für alle. Wer schließlich feststellt, dass es der richtige Beruf ist, der besucht dann die Vollzugsschule und wird sogleich verbeamtet.
Das Team in Kleve, bestehend aus etwa 150 Leuten, erscheine ihm nach allem, was er bislang mitbekommen habe, als herausragend. Andreas Krumsiek möchte das Team zukünftig noch weiter ausbauen. Hierzu plant er, im Rahmen eines NRW-Programms eine kleine Behandlungseinheit für die psychiatrische Versorgung während des laufenden Vollzugs aufzubauen. Die Zahl auffälliger Inhaftierter sei groß. Die Psychiatrien aber seien voll, das LKH nicht zuständig. „Ruhigstellen ist nicht unser Ziel“, betont er. In Berlin hat er eine JVA besucht, in der es sogar eine ambulante Nachbetreuung für entlassene Inhaftierte gab.
Die Corona-Vorschriften sollen gelockert werden
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Überdies möchte er die Corona-Vorschriften lockern, sowie es die Vorschriften erlauben, damit die Inhaftierten wieder ihre Frauen umarmen oder mit ihren Kindern im Spielzimmer spielen könnten. „Die Skype-Besuche halten wir trotzdem bei, die sind sehr zweckdienlich“, sagt er. Sein Ziel besteht darin, dass Inhaftierte, die nicht mehr lange bleiben müssen, rechtzeitig begleitete oder unbegleitete Ausgänge haben. „Die müssen ja wieder lernen, ihre Bankgeschäfte zu führen oder eine Wohnung zu mieten“, sagt er. Für die Wiedereingliederung sei ein allmählicher Prozess sinnvoller, als wenn der Inhaftierte sich irgendwann draußen wiederfindet und schon aus Ratlosigkeit wieder zu seiner alten Clique stößt. Für all das brauchen die Bediensteten aber genügend Zeit.
Im Januar weitere Leitung
Im Januar soll dann auch die zweite freie Leitungsstelle besetzt werden, die des Verwaltungsleiters der JVA Kleve. „Gleich zwei neue Leute an der Spitze, das ist natürlich eine Herausforderung für alle.“ Aber bei dem Team in Kleve sehe er da keine Probleme.