Kleve. Für Computerspieler aus Kleve und Umgebung ist die Nachricht ein harter Schlag: Der beliebte Laden in der Innenstadt schließt. Die Hintergründe.

Das Geschäftsmodell klingt wie aus der Zeit gefallen, doch der Laden in Kleve war über lange Jahre der Beweis, das manchmal eben auch Geschäftsideen nicht so antiquiert sind, wie sie den Experten zu sein scheinen. Game Stop, die Filiale einer amerikanischen Kette in bester Lage in der Großen Straße, verkauft Computerspiele – also Software, von der jeder, der auch nur halbwegs Ahnung von IT hat, sich denkt: Warum dafür extra in einen Laden gehen und warum sich die Games nicht gleich auf den Computer laden?

Die Antwort auf diese begründete Frage kann keiner geben, allerdings rannten die Kunden dem Händler den Laden ein, seit dieser 2009 auch in Kleve eröffnete. 13 Jahre ist das nun her, in der schnelllebigen Elektronikbranche eine Ewigkeit. Wenn die großen Hersteller neue Versionen des Fußballspiels Fifa, von GTA (Grand Theft Auto) und von Call of Duty herausbrachten, war der Andrang so groß, dass die Kunden Schlange standen.

Seit fünf Jahren leitet eine Frau das Geschäft

Seit fünf Jahren leitet Selina Hohnrath das Geschäft in der Klever City, genauso lang ist Tim Möllenbeck mit dabei. Erst im August bekam das Duo Verstärkung: Steffen Beckers ist der Dritte im Team von Game Stop in Kleve.

Im vergangenen Jahr erlebten Hohnrath und Möllenbeck, wie ihre Kette Spielball einer gewaltigen Spekulation wurde. Hedgefonds wetteten darauf, dass Game Stop seine beste Zeit hinter sich gehabt habe und spekulierten auf fallende Kurse. Das bekamen Onlinehändler mit, die sich darauf verständigten, die Aktien aufzukaufen. Die Idee zog Kreise und entfachte eine so ungeheure Nachfrage, dass der Kurs von 20 Dollar am 12. Januar 2021 auf über 480 Dollar am 28. Januar katapultiert wurde – ein Anstieg um 2300 Prozent innerhalb von 16 Tagen. Mittlerweile liegt der Kurs wieder bei gut 25 Dollar.

Vom großen Trubel nichts mitbekommen

Die Mitarbeiter bekamen indes von all dem Trubel nur wenig mit (das große Geld verdienten oder verloren andere), sie standen wie das Team von Selina Hohnrath hinterm Tresen und verkauften Spiele sowie Merchandising-Artikel. Und eigentlich dachte insbesondere die Game Stop-Mitarbeiter in Kleve, dass das Geschäft gut lief.

Doch im November dann der Schock: Aus der Unternehmenszentrale kam die Mitteilung, dass die Filiale in Kleve geschlossen wird. „Das kam für uns wie aus dem Nichts“, so Tim Möllenbeck. Und über die Gründe wissen sie auch nichts. Auch eine NRZ-Anfrage bei der Unternehmenszentrale blieb unbeantwortet. Klar ist, dass der Standort Kleve nicht als einziger betroffen ist: Das Unternehmen kündigte an, sämtliche sieben Filialen in Österreich zu schließen, und auch das Filialnetz in der Schweiz soll komplett drangegeben werden (14 Filialen sind betroffen).

Vielleicht beginnt die Filialleiterin ein Studium

Selina Hohnrath und ihre beiden Mitarbeiter werden die Filiale in Kleve in den kommenden Wochen abwickeln, das Weihnachtsgeschäft noch mitnehmen und dann den Ausverkauf starten. Danach wechseln Möllenbeck und Beckers in andere Berufe (die nichts mit der Spielebranche zu tun haben), und Selina Hohnrath erwägt, ein Studium anzufangen.