Kleve/Goch. Beim spektakulären Drogenprozess in Kleve sagte jetzt der Lastwagenfahrer aus. Bei zwei Kontrollen wurde nichts gefunden, aber dann…

Wie gut die Drogen versteckt waren, um deren Schmuggel es seit Anfang August in einem spektakulären Prozess vor dem Klever Landgericht geht, machte am Montag ein 56 Jahre alter Zeuge deutlich. Es war der Lastwagenfahrer, der den präparierten Hubwagen („Manlifter“) an einer Werkhalle in Goch abholte und nach Irland verbrachte.

Ob er selbst wusste, dass die Baumaschine nur das Blendwerk für 88 Kilogramm Heroin war, blieb bei seiner Zeugenaussage vor der 1. großen Strafkammer unter Vorsitz von Richter Winfried van der Grinten erst einmal offen. Die Konfrontation mit den Drogen sei durch einen Freund erfolgt.

„Dein Lastwagen steht in der Zeitung“

Der Fahrer hatte die Maschine auf seinem Lastwagen nach Irland gebracht. Dort war der Hänger samt Ladung von der Polizei konfisziert worden. Der Mann selbst durfte mit seiner Zugmaschine die Weiterreise in seine walisische Heimat antreten. Einige Tage später rief ihn ein Freund an: „Dein Lastwagen steht in der Zeitung!“

Tatsächlich hatte der Irish Independet am 9. August 2021 über den Fall berichtet: „The biggest heroin bust in the history of the state“, schrieb die Zeitung, und dazu veröffentlichte sie ein Foto des Hubwagens, in dem das Rauschgift in präparierten Kontergewichten verborgen war. Die Zeitung schrieb von einer britisch-irischen Gangster-Koalition. Aber das eine Spur des Falls sogar bis nach Goch am Niederrhein führen sollte, war da noch nicht klar.

Weil kein Lohn floss, verkaufte der Fahrer den Lastwagen

Der Lkw-Fahrer jedenfalls meldete sich danach bei seinem Auftraggeber, um dessen Zahlungsmoral es schon vorher nicht zum besten bestellt war. Am Telefon sagte der Chef nun, dass er das Weite suchen werde. Woraufhin der Fahrer kurzerhand den Lkw verkaufte – ohne Papiere, ins Ausland. „Technisch gesehen, was das ja mein Lkw“, so der Zeuge. Der Verkaufserlös von 6000 Euro wurde mit ausstehenden Gehaltszahlungen verrechnet. Aus Sicht des Fahrers war die Sache damit erledigt.

Nicht aber aus Sicht der deutschen Behörden, die einen internationale Haftbefehl gegen den Mann erwirkten. Aus der Untersuchungshaft wurde er in Handschellen nach Kleve ins Gericht gebracht. Dort erzählte er von seiner Mission, die seine insgesamt dritte gewesen sei. Vorher habe er schon einen Gabelstapler und einen Kran nach Irland gebracht. Es blieb der Einschätzung der Zuschauer überlassen, ob diese Baumaschinen der jeweilige Hauptzweck der Transporte waren.

Die Zöllner wussten Bescheid, fanden aber nichts

Beim dritten Transport aber wussten die Ermittlungsbehörden von den Schauspiel, das unter ihrer Aufsicht aufgeführt wurde. Deshalb hielten Zollfahnder den Wagen erstmals im belgischen Gent an. Sie durchsuchten alles, ohne etwas zu finden. Und sie schickten den Wagen in Zeebrügge durch einen Lkw-Scanner, und wieder wurde nichts gefunden.

Unbehelligt konnte der Waliser seine Fahrt fortsetzen. Doch die deutschen Behörden ließen nicht locker. In Frankreich filzten Zöllner den Transport erneut, und abermals kam ein Scanner zum Einsatz. Wieder nichts. Der Mann konnte mit seinem Lastwagengespann auf die Fähre nach Irland. Die dort ebenfalls in Kenntnis gesetzten Polizeibeamten beschlagnahmten den Anhänger – und wurden schließlich im dritten Anlauf bei den Kontergewichten fündig.

Angeklagter im Zeugenschutz

Angeklagt sind drei Deutsche aus Kranenburg und Kleve, 40, 36 und 33 Jahre alt, die in europaweit betriebenen Geschäften Heroin und/oder Kokain im dreistelligen Kilobereich geschmuggelt haben sollen. Das Rauschgift soll über die Niederlande bzw. Deutschland nach Irland verbracht worden sein. Für die Vorbereitung der Transporte wurde in Goch eine Lagerhalle angemietet. Einer der Angeklagten vertraute sich aus Sorge um seine Familie der Polizei an und ist seitdem im Zeugenschutzprogramm, weshalb der Prozess unter großen Sicherheitsvorkehrungen stattfindet.

Der Prozess wird fortgesetzt.