Kleve. Billig statt Bio? Der Unverpacktladen Kornkammer verzeichnet seit Wochen weniger Kundschaft. Dabei sind die Preise für Bio-Waren kaum gestiegen.
Denise Raadts beobachtet es schon länger: viele Menschen schlendern an ihrer Kornkammer, dem Unverpacktladen an der Hoffmannallee in Kleve, vorbei, bleiben vor dem Schaufenster stehen und gehen dann doch wieder weiter. Seit der steigenden Inflation und der Energiekrise verstärkt sich dieses Phänomen. Die Kunden bleiben zunehmend aus.
Die Menschen müssen sparen. Auch bei Lebensmitteln. Bio wird da zum Luxusgut. „Das denken viele, doch es ist gar nicht so. Meine Kunden sind an der Kasse ganz überrascht, dass unsere Bio-Produkte nicht unbedingt teurer sind als gleichwertige Produkte aus dem Supermarkt“, erzählt die Inhaberin.
Preise im Klever Unverpacktladen steigen um wenige Cents
Das liege an den recht stabilen Einkaufspreisen. Raadts Lieferanten hätten die Preise nicht massiv erhöht. Und für den Anbau der Bio-Produkte würden keine teuren Düngemittel benötigt werden. „Die Preissteigerung bei Düngemitteln ist enorm. Das wirkt sich natürlich auch auf den Endpreis im Supermarkt aus“, erklärt die Einzelhändlerin. Doch das wüssten viele potenzielle Kunden eben nicht.
Klar, Bio-Artikel seien schon immer etwas hochpreisiger gewesen, die Spanne zwischen Bio- und konventionellen Produkten werde nun aber immer geringer, so die Kornkammer-Betreiberin, die ihre Preise – wenn überhaupt – nur im Centbereich angepasst hat. Zum Beispiel Molkereiprodukte. Der Joghurt im 500-Gramm-Glas ist zehn Cent teurer geworden, der Preis für ein Kilogramm Nüsse hat sich zwischen fünf und 15 Cent erhöht.
Das angrenzende Café in der Kornkammer läuft gut
Denise Raadts hat ihren Laden 2021 inmitten der Corona-Pandemie eröffnet. Das erste Jahr sei trotz der Beschränkungen im Vergleich zu 2022 bisher besser gelaufen. „Ich stecke den Kopf nicht in den Sand, auch wenn wir die Folgen der Inflation deutlich spüren“, zeigt sich Raadts optimistisch. Und da ist ja auch noch das kleine Café, dass Denise Raadts in ihrer Kornkammer betreibt. Kaffee, Kuchen und Frühstück bietet sie an. „Das wird zum Glück weiterhin sehr gut angenommen.“
Notfalls wolle sie ihr Konzept umstrukturieren. Heißt: die Reißleine für den Unverpacktladen ziehen und stattdessen voll und ganz auf den Cafébetrieb setzen. „Ich hoffe aber, dass es nicht dazu kommen muss. Ich führe den Unverpacktladen aus voller Leidenschaft“, betont Raadts.
Biomarkt an der Kalkarer Straße schließt früher als geplant
Wenn es aber doch dazu käme, wäre es der zweite Bioladen-Verlust in Kleve. Auf der Kalkarer Straße schließt der Biomarkt – und anders als zunächst angekündigt nicht zum Ende des Jahres, sondern bereits zum 1. November. „Leider bewegen uns viele Gründe dazu, den Bioladen aufzugeben. Diese Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen. Doch nun nutzen wir die Chance, unsere Energien zu bündeln“, teilt Familie Jacobs mit, die den Biomarkt vor mehr als 40 Jahren gegründet hat.
„Wir haben viel erkranktes Personal. Das ist eine Katastrophe“, erklärt Lisa Jacobs die genauen Beweggründe für das frühere Aus. Die Filiale an der Hoffmannallee bleibt aber wie gewohnt geöffnet. Die Inflation mache sich aber auch hier bemerkbar. „Die Kunden sind verhaltener, kaufen weniger ein. Hochpreisige Produkte und Genussmittel wie Wein landen seltener im Einkaufskorb“, stellt Jacobs fest.
Die Preise habe man bei fast allen Produkten „moderat“ anpassen müssen, so Jacobs – unter anderem wegen des Rohstoffmangels. „Glaswaren, Papier und andere Verpackungsmaterialien sind knapp.“ Die Geschäftsführerin hofft auf ein gutes Weihnachtsgeschäft, damit sich die derzeit angespannte Lage wieder etwas entspanne – und um sich finanziell vor den Auswirkungen der Energiekrise zu wappnen.
Teureres Tierfutter lässt Preise im Hofladen des Eichenhofs Hannen leicht steigen
Die Krise mache sich auch im Hofladen des Eichenhofs Hannen bemerkbar. „Wir haben durch Corona viele neue Kunden gewonnen. Seit der Energiekrise und der hohen Inflation hat es einen leichten Einbruch gegeben“, erklärt Betreiberin Saskia Hannen. Ihre Vermutung: der Eichenhof liegt etwas außerhalb, die Kunden müssen mit dem Auto fahren, das kostet Sprit und der ist teuer.
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Im Hofladen wird überwiegend frisches Rind- und Schweinefleisch verkauft. Die Preise hat Hannen pro Kilo um 50 Cent bis 1,20 Euro anpassen müssen. Und das sei eigentlich noch zu wenig. „Die Futter- und Fahrtkosten haben sich zum Teil verdoppelt. Das müssten wir eigentlich auf die Produkte draufrechnen. Das machen wir aber nicht und nehmen einen deutlich kleineren Gewinn im Kauf, weil wir unsere Kunden nicht verschrecken wollen“, betont Saskia Hannen.
Auch die Milch aus der Milchtankstelle kostet aus diesem Grund weiterhin einen Euro. Hannen hofft, die Preise halten zu können. „Ich habe schon etwas Angst vor dem Winter und frage mich, ob sich die Kosten für Tierfutter dann noch einmal erhöhen werden. Ich wünsche mir, dass wir da jetzt so gut durchkommen.“