Goch. Nach dem Erfolg des ersten Flachsmarktes 2022 folgt schon in vier Wochen der zweite Flachsmarkt in Goch. Das wird geboten.
Putzmittel, die sauber machen wie keines zuvor, Fensterwischer, die mit einem Rutsch strahlenden Durchblick verschaffen, Lappen aus Bambus, Hustenbonbons, winter-warme Unterwäsche und Gardinen – der erste Gocher Flachsmarkt hallt noch nach, da kann man sich schon auf den zweiten freuen, wenn man den ersten verpasst hat oder vielleicht doch das Rückenkissen hätte kaufen wollen…. Der zweiten Gocher Flachsmarkt besiedelt am 29. November 2022, dem letzten November-Dienstag, die Innenstadt zwischen Brückenstraße, Steinstraße und Bahnhofstraße.
Das schrieben wir bisher zum ersten Flachsmarkt in Goch: Die blonde junge Frau mit dem Kinderwagen ist froh, als sie wieder aus dem Massengedrängel der Brückenstraße in Goch herauskommt. Einer entgegen kommenden Bekannten ruft sie zu: „Ich bin schon durch. Aal gekriegt, Bonbon gekriegt. Das reicht.“ Vielen anderen aber noch lange nicht. Der erste Flachsmarkt seit der coronabedingten Zwangspause lockte die Menschen in Scharen in die Gocher City.
Die Kauflaune hielt sich in Grenzen
Das Wetter spielte mit und auch die Laune der Verkäufer und Kunden war zumeist recht gut. „Obwohl die Kauflaune sich in Grenzen hält“, verrät die weit über 70 Jahre alte Verkäuferin von Damenwäsche der NRZ. „Aber das ist nun mal in diesen Zeiten so und da müssen wir durch. Ist eben alles teurer geworden.“ Trotzdem wirbt sie an ihrem langen Stand, der meterweise mit schneeweißer Unterwäsche bestückt ist: „Vier Damenschlüpfer und zwei Unterhemden mit Spitze: 20 Euro. Das Geschenk für einen lieben Menschen zu Weihnachten.“
Biberbettwäsche zum „Knallerpreis“
Ihr Gegenüber drückt es anders aus: „Knallerpreis: Biberbettwäsche Kopfkissen und Bettbezug 25 Euro.“ In Sichtweise zum Steintor steht die Bambustuchverkäuferin und hat in Sachen Glaubwürdigkeit viel zu bieten: „Seit elf Jahren verkaufe ich diese Tücher und ich kann ihnen immer noch in die Augen schauen.“ Ein Putzmittelanbieter schreit an seinem Stand in die Menge: „Ich lüge nicht. Das sehen sie daran, dass ich ihnen auf der Rückseite der Verpackung meine Adresse verrate.“ Heiß und kalt begehrt waren die Rapskissen von Hannelore Kloepper, die aus Sankt Augustin angereist war. In ihren selbst genähten Angeboten stecken eben keine Körner, sondern Rapssaaten, die – je nach Anwendungswunsch – entweder mit eisiger Kühle oder wohliger Wärme punkteten.
Gedränge an den Strumpfbuden
Unterwegs wird’s dann zeitweilig am frühen Vormittag recht voll – aber die wenigsten haben Angst vor Corona. Und die, die sich schützen wollen, tragen Masken. „Also ich hatte es noch nie so mit Enge, aber seit Corona kann ich’s nicht mehr ab“, gibt ein junger Mann zu und versucht vergeblich irgendwelche Lücken im Besucherfluss zu finden und zu nutzen.
Wie sehr man den Gocher Flachsmarkt mit Töpfen, Tüchern, Gewürzen, Reinigungsmitteln, Bürsten, Spielsachen, Handarbeiten, Essenswaren, Schmuck, Klamotten und mehr vermisst hat, merkt man spätestens an den Strumpf-Buden. Ob orthopädisch oder sportlich, Massenware oder Handarbeit. Endlich wieder in allen Farben, Stoffen, Größen, Ausführungen – und Preisen. „Hier kannste Socken für ganz Goch kaufen“, schmunzelt ein Betrachter im Vorübergehen.
Aal-Volker schreit: „Liebe Frau, was Langes, was Strammes, wo auch was dran is?“
Wie in alten Flachsmarktzeiten fühlt man sich aber spätestens dann, wenn einem Aal-Volker, der Meister-Marktschreier, seine Worte um die Ohren gebrüllt hat, die man dann dankenswerter Weise den ganzen Tag im Nachklang hört – wie einen Ohrwurm: „Liebe Frau, was Langes, was Strammes, wo auch was dran is?“
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In diesem Fall mag die Angesprochene keinen Aal und verlässt ohne Fisch und ohne Bonbons, dafür mit jeder Menge Socken ohne Bündchen und mehreren Rapskissen den ersten Gocher Flachsmarkt 2022.
Die Vorfreude auf den zweiten Gocher Flachsmarkt, der am 29. November 2022, dem letzten November-Dienstag steigt, hatten die meisten mit im Gepäck auf dem Nachhauseweg.