Kleve. Lisa und Lara Jacobs geben Ende 2022 den Biomarkt-Standort in der Unterstadt auf – Kunden müssen nun weitere Wege gehen. Doch es gibt eine Vision.

Der Klever Biomarkt, von Barbara Jacobs und einigen Mitstreitern 1980 als „Der Laden“ am Mittelweg gegründet, ist eine beispiellose Erfolgsgeschichte in der alternativen Wirtschaft. Zur Eröffnung sang Bruno Schmitz noch: „Wenn ihr Müsli mögt...“

Doch vom Klischee der Müslifresser ist der Biomarkt mittlerweile so weit entfernt wie ein SUV-Fahrer von der Nachhaltigkeit. Das Geschäft wechselte mehrfach den Standort und wurde 2005 an der Kalkarer Straße heimisch. 2016 eröffnete Barbara Jacobs einen zweiten Standort – diesmal in der Oberstadt. Doch für viele Kunden blieb das Geschäft an der Kalkarer Straße ihr „Bioladen“, obwohl der mittlerweile auch „Biomarkt“ heißt.

Kunden müssen sich umstellen

Ende des Jahres werden sie sich umstellen müssen. Wie Lara Jacobs, die das Geschäft nun in zweiter Generation gemeinsam mit ihrer Schwester Lisa Jacobs führt, der NRZ bestätigte, wird der Standort zum Jahresende geschlossen.

Der Grund: Die Immobilie, ein ehemaliges Autohaus, genügt nicht mehr den Anforderungen der Zeit. „Im Winter war es zu kalt, im Sommer zu heiß“, so Lara Jacobs. „Die Immobilie ist einfach überholt.“ Insbesondere in Zeiten, in denen die Heizkosten durch die Decke gehen.

Gigantische Summen

Das Gebäude gehört zum Immobilienportfolio von Zevens Grundbesitz. Jochen Koenen hatte zwar angeboten, eine Renovierung in Angriff zu nehmen, doch Lara Jacobs zufolge hätten „gigantische Summen“ investiert werden müssen, um den Gewerbebau fit für die heutige Zeit zu machen. Statt dessen nun die Schließung. Wahrscheinlich erfolgt ein Abriss, um Platz für neue Wohnungen zu schaffen.

Die Jacobs-Schwestern freuen sich indes, ihr Geschäft auf einen Standort konzentrieren zu können. Die meisten der zehn Mitarbeiter sollen ebenfalls in die Oberstadt wechseln. Wer von den alten Kunden des Unterstadt-Standorts den Weg zur Materborner Allee nicht schafft oder nicht zurücklegen möchte, kann auch auf das Online-Angebot des Geschäfts inklusive Lieferservice zurückgreifen.

Beim Essen sparen

Die Schließung war seit längerem geplant und ist unabhängig von den Nachrichten zu sehen, dass die Biobranche sich derzeit in einer Krise befindet. „Die Preissteigerungen treffen uns hart, denn die Deutschen sparen bekanntlich am liebsten beim Essen“, so Jacobs. Und Bio-Lebensmittel stehen nun einmal in dem Ruf, besonders teuer zu sein.

„Dabei sind wir von den Preissteigerungen weniger betroffen als der konventionelle Handel“, weiß Jacobs. Der Grund: Die Biobranche setzt seit jeher auf erneuerbare Energien, viele Produzenten sind also nicht so von den gestiegenen Gaspreisen betroffen. Auch Preissteigerungen, wie es sie beispielsweise für Düngemittel gibt, gehen am ökologischen Landbau spurlos vorbei.

Jeder vierte kleinere Bioladen will die Segel streichen

Gleichwohl leiden die Bioläden. Die kleinen Geschäfte können vielfach die Kostensteigerungen nicht kompensieren. Lara Jacobs kennt Berichte, nach denen jeder vierte Inhaber von kleineren Bioläden daran denkt, die Segel zu streichen.

Lara und Lisa Jacobs’ Biomarkt zählt schon zu den größeren Geschäften. Und trotz des momentanen Rückzugs aus der Unterstadt denken sie auch schon wieder daran, die Unterstadt mit einem Biomarkt zu bespielen. „Wir haben die Vision, wieder in der Unterstadt vertreten zu sein“, so Lara Jacobs – allerdings ist derzeit keine passende Immobilie zu finden.