Kleve. Seehund-Becken für den Klever Tiergarten bleibt Zukunftsmusik. Die Politik möchte erst mal einen Förderverein. Wieso ein Bambusfeld wichtig wird.

Es geht um mehr als um ein Seehund-Becken. Aber um das geht es auch. Der Tiergarten Kleve entwickelt sich immer mehr zum Artenschutzzentrum, arbeitet forschend mit Universitäten zusammen, spendet für weltweite Artenschutzprogramme und vor allem nimmt aussterbende Tierarten auf. Von seinem großen Masterplan für die nächsten 20 Jahre berichtete Tiergartenleiter Martin Polotzek im Ausschuss für Umwelt und Klima. 42 Projekte sind darin benannt. Alle Fraktionen bestätigten, wie wichtig und toll sie den Tierpark finden. Sie wollen helfen, fragten aber immer wieder nach kleineren Schritten.

Gute Kooperationen mit und Zuwendungen von lokalen Unternehmen

Aus eigener Kraft vergrößert der Verein Tiergarten zurzeit das Pandagehege auf das Dreifache für eine Viertelmillion Euro. Zehn Prozent kommen über eine Spende. Ebenfalls nahezu selbst finanziert ist der große Themenspielplatz für 300.000 Euro, zu dem eine Ikea-Stiftung eine Spende gab. Hier sollen sich „Kinder bewegen können wie der Rote Panda“, sagte Polotzek, und außerdem gibt es das erste Rollstuhlkarussell in Kleve. Gut laufen Kooperationen mit lokalen Unternehmen, die mit Material und Tat unterstützen.

Pro Jahr fallen eine Million Euro Betriebskosten an

Seit Polotzek Betriebsleiter ist, stiegen die Betriebskosten deutlich, denn er steigerte das Personal um 28 Mitarbeiter, das sind 42 Prozent: für Umgestaltung, mehr Tier- und mehr Parkpflege. Pro Jahr fallen ein Million Euro Betriebskosten an. Die Stadt gibt 150.000 Euro Zuschuss (im vorigen Jahr erhöht).

Polotzek listete auf, womit die Politik dem Tiergarten helfen kann: Zuschuss erhöhen, Investitionszuschuss, Fördermittel akquirieren, gemeinsames Merchandising und Marketing, Ausbau der Tiergartenbeschilderung, Parkgebühr auf dem Platz davor. Letzteres lasse sich schnell umsetzen, fanden die Politiker. Auch an eine Erhöhung des Betriebskostenzuschusses wurde nach langer Diskussion gedacht. Das könne man noch kurzfristig für den kommenden Etat einbringen, bestätigte Kämmerer Klaus Keysers.

Kämmerer: „Der Tiergarten ist sehr erfolgreich auch unter jetzigen Bedingungen“

Zusätzliches Geld könne er aber nicht locker machen. Doch mit jenen 45.000 Euro, die der Rat für den Etat 2022 schon für eine Studie zum Seehund-Becken freigegeben hatte, könne man ein Bambus-Feld anlegen, bot er Umschichtungen an. Bambus sei existenziell wichtig als Futter für den Roten Panda. Zu weiteren Geldausgaben sagte er: „Der Tiergarten ist sehr erfolgreich auch unter jetzigen Bedingungen. Dank des Engagements der Mitarbeiter wurde die Besucherzahl sehr gesteigert. Ich sehe es kritisch, in jetzigen Zeiten Millionen-Projekte anzustoßen“, deshalb sei das Seehund-Becken zurückzustellen.

Mit dem im Etat vorgehaltenem Geld könnte ein Bambus-Feld entstehen. Für den Roten Panda eine existenziell wichtige Futterquelle.
Mit dem im Etat vorgehaltenem Geld könnte ein Bambus-Feld entstehen. Für den Roten Panda eine existenziell wichtige Futterquelle. © Privat

Klaus Keysers erklärte nochmals seine Doppelrolle als stadt-entsandtes Mitglied im dreiköpfigen Vorstand des Vereins Tiergarten. Interna von dort werde er auch künftig nicht an die Öffentlichkeit weiter geben.

An erster Stelle steht der Artenschutz, an zweiter Stelle die Sanierung maroder Gehege

Aus dem Tiergartenvereins-Vorstand berichtete kommissarischer Vorsitzender Josef Kanders. Es laufen zurzeit keine Anträge auf Zuschüsse, weil erst die Finanzierung von Projekten feststehen muss, bevor der Verein die Verantwortung und Beteiligung übernimmt. An erster Stelle stehe der Artenschutz, an zweiter die Sanierung maroder Anlagen, erst danach kämen neue Investitionen. Die Politiker wünschten mehr Mitgestaltungsmöglichkeit, etwa durch einen Förderverein. Der Tiergartenverein überlegt eine Fördermitgliedschaft.

Bitte um eine Prioritätenliste

Ausschussvorsitzender Michael Bay bat mehrfach um eine Prioritätenliste der nötigen Projekte. Die will Martin Polotzek den Fraktionen zusenden. Auf NRZ-Anfrage nannte der Zooleiter das Seehundbecken an erster Stelle, als kleinere Maßnahmen sind für ihn akut: Roter-Panda-Gehege, Verdreifachung der Fläche für die Trampeltiere und Stinktier-Anlage.