Kalkar. An der Neugestaltung des Marktplatzes in Kalkar wirken sogar Spezialisten aus Portugal mit. Autofahrer und Kirmesbesucher müssen sich umstellen.
„Ich wollte in diesem Jahr Bagger sehen, und jetzt habe ich sie!“ Für die Kalkarer Bürgermeisterin Britta Schulz ist ein Wunsch in Erfüllung gegangen, als vor zwei Wochen die Arbeiten am Marktplatz in Kalkar begonnen haben. Das Areal, einer der schönsten Marktplätze am Niederrhein, wird in den kommenden acht Monaten für rund drei Millionen Euro komplett umgestaltet – und dafür werden sogar Spezialisten aus Portugal geholt.
Erstmal haben die Arbeiter der Kalkarer Firma Völckers die ganze Fläche 70 Zentimeter tief ausgebaggert. Ein bei solchen Gelegenheiten immer hinzuzuziehender Archäologe fand zum Glück nichts. Dann bekommt die Fläche einen neuen Grund, denn im Kalkarer Zentrum geht es immer um den Rheinkiesel, mit dem der Platz zu bedecken ist.
Heiliger Kiesel
„Rheinkiesel ist uns heilig“, sagt Frank Sundernmann vom Fachbereich Planen, Bauen, Umwelt der Stadt Kalkar. Etwas anderes darf es auch nicht sein, darauf achten die Denkmalschützer. Allerdings sind die unregelmäßig geformten Steine in der Größe wohlgeratener Kartoffeln eine Folter für alle, die nicht mehr ganz so mobil sind – also insbesondere ältere Menschen, die so gerne das Stadtzentrum von Kalkar besuchen und dort zum Beispiel ein Eis essen.
Das aber lag in der bisherigen Konstellation auch daran, dass die Steine falsch verlegt wurden und zudem Belastungen ausgesetzt waren, für die sie nicht geeignet waren. Wenn die Vorarbeiten abgeschlossen sind, kommen nun die Spezialisten aus Portugal zum Einsatz. „Es gibt nicht mehr viele Firmen, die das können“, weiß André Greef vom Bauunternehmen Völckers. Mit den Portugiesen arbeite man seit langem zusammen.
Diagonale aus Basalt
Ihr Geheimnis: Sie verlegen das Steinmaterial nicht in Beton, sondern, wie das im Fachausdruck heißt, „ungebunden“. Dafür muss aber der Untergrund entsprechend präpariert sein, was gerade geschieht. Trotzdem: Auch ein perfekt verlegter Rheinkieselbelag ist immer noch hubbelig. Deshalb führen aus den Ecken des Marktes insgesamt vier diagonal verlaufende Wege in die Mitte zur 477 Jahre alten Linde, die schon einige Bodenbeläge hat kommen und gehen sehen. Die Wege sind aus Basaltplatten, sodass barrierefreie Passagen des Platzes wieder möglich werden.
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Doch mit dem neu verlegten Rheinkiesel wird sich auch die Nutzung des Platzes ändern. Betroffen sind Autofahrer und Kirmesbesucher. Autofahrer, weil von den ehemals 62 Parkplätzen nur noch 27 übrig bleiben (an der Westseite des Platzes). Die Kraftfahrer sollten das aber verschmerzen können, weil gut hundert Meter vor dem Marktplatz eine große Stellfläche zur Verfügung steht.
Nicht gleich alles wieder zuschütten
Die Kalkarer Kirmes wird ebenfalls ihr Gesicht verändern: Um den Belag nicht zu überlasten, dürfen die schweren Fahrgeschäfte nicht mehr in der Stadtmitte platziert werden. Auch das Fest „Sommer in der Stadt“ wird in veränderter Form stattfinden müssen. Bürgermeisterin Britta Schulz: „Wir machen nicht alles neu, um es dann gleich zwei Wochen später mit Sand zuzuschütten.“
Zum neuen Konzept für den Marktplatz gehören auch Bäume (Blumenesche, Mehlbeere), Bänke und Liegesitze sowie großformatige Blumenkübel. „Die hässlichen Poller verschwinden“, so Sundermann. Das Land NRW bezuschusst den Umbau mit 60 Prozent, allerdings sind die veranschlagten Baukosten in Höhe von drei Millionen Euro nicht in Gänze förderungsfähig.