Kalkar. Querungen aus modern-glattem Basaltlava durchschneiden künftig das historisch-holprige Rheinkieselpflaster auf dem Marktplatz in Kalkar.

Die Planung zum Umbau des historischen Zentrums in Kalkar ist einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Der Ausschuss für Planen, Bauen, Umwelt hat diagonale Querungen über den historisch-holprigen Rheinkiesel-Marktplatz beschlossen und sich im Konflikt zwischen Denkmalschutz und Barrierefreiheit zu einer mutigen Entscheidung durchgerungen: Die vier jeweils 1,50 Meter breiten Bahnen, die sternförmig auf die Linde zulaufen und den Mittelpunkt auch umrunden, werden mit dem Gestein Basaltlava ausgelegt. Diese Platten liegen bereits an der nördlichen Gastronomiemeile des Marktes und sind ein moderner Kontrast zum mittelalterlichen Ambiente des Kalkarer Innenstadtkerns.

So werden die Querungen über den Kalkarer Marktplatz geplant.
So werden die Querungen über den Kalkarer Marktplatz geplant. © FUNKEGRAFIK NRW Denise Ohms

Die Kottowski Ingenieurgesellschaft stellte am Donnerstagabend in der Ausschusssitzung den aktuellen Stand der Ausführungsplanung zur Umgestaltung von Marktplatz, Altkalkarer Straße und Hanselaerstraße im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes vor. Im Frühjahr 2022 sollen die Straßenbauarbeiten beginnen, im Herbst 2022 der Marktplatzumbau. Die Fertigstellung ist für April 2023 geplant.

Denkmalschützer übte Kritik

Die Ausschussmitglieder schauten sich gemeinsam die vor dem Stadtwerke-Gebäude angelegte Musterfläche mit verschiedenen gespaltenen und gesägten Moränekieseln sowie einem Grauwackepflaster an. Bei der Vor-Ort-Besichtigung prallten Welten aufeinander: Während Forums-Politiker und Rollstuhlfahrer Dirk Altenburg anschaulich die Barriere-Reduzierung zeigte, sah LVR-Denkmalschützer Dr. Andreas Stürmer die geplanten Querungen über den Marktplatz weiterhin sehr kritisch: „Der Eingriff würde den Marktplatz völlig entwerten. Er ist einer der interessantesten Plätze am Niederrhein und hat ein Alleinstellungsmerkmal. Das erfordert besondere Sorgfalt.“

Die Ausschussmitglieder begutachteten auf dem Marktplatz die Musterfläche für die geplanten Querungen.
Die Ausschussmitglieder begutachteten auf dem Marktplatz die Musterfläche für die geplanten Querungen. © Niklas Preuten

Der wissenschaftliche Referent des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland betreut seit 20 Jahren die Stadt Kalkar: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal über Querungen über den Platz nachdenken muss“, sagte Stürmer. Eine Mehrheit in Politik und Bürgerschaft spricht sich jedoch dafür aus. Weil der Denkmalschützer die Verlegung sowohl der verschiedenen neuen Rheinkiesel als auch der Grauwacke als „nicht angemessenen Umgang mit dem historischen Material“ bezeichnete, zeigte er sich noch am ehesten einverstanden mit einer ganz anderen Lösung, die Willibald Kunisch überraschend ins Spiel brachte.

Überraschende Idee überzeugte

„Jedes Steinpflaster sieht aus wie gewollt, aber nicht gekonnt“, meinte der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Er schlug stattdessen vor, glattes Basaltlava für die Querungen zu verwenden. „Das hebt sich vom historischen Pflaster ab, so dass ein deutlicher Unterschied erkennbar wird“, so Kunisch. Die Idee fand einstimmige Unterstützung im Ausschuss, der zudem den geplanten zusätzlichen Drei-Meter-Querungsstreifen vor dem Rathaus aus der Planung streichen ließ. „So erhalten wir noch mehr vom ursprünglichen Marktplatz“, stellte Kunisch fest.

Diskussion über Straßenleuchten

Anlieger müssen Kosten für Ausbau der Hanselaerstraße anteilig tragen

Der Ausschuss Planen, Bauen, Umwelt empfiehlt einstimmig, die Satzung der Stadt Kalkar über die Erhebung von KAG-Beiträgen wegen des Ausbaus der Hanselaerstraße als verkehrsberuhigter Bereich zu ergänzen.

Die Anlieger müssen demnach 45 Prozent der Herstellungskosten tragen. Davon wiederum wird das Land NRW nach der Neufassung des Kommunalabgabengesetzes den Betroffenen jeweils die Hälfte erstatten.

Der juristisch abgesicherte 45-Prozent-Vorschlag der Verwaltung habe in einer digitalen Anliegerversammlung keine Bedenken hervorgerufen, stellte Frank Sundermann, Fachbereichsleiter Bauen, fest.

Kontrovers gestaltete sich auch die Diskussion über die künftige LED-Beleuchtung in der Altkalkarer Straße, Hanselaerstraße und der Straße Markt: Historisierende Leuchten, die den eingesetzten Altstadtleuchten ähneln, oder moderne Leuchten wie an der Gastronomiemeile am Markt standen zur Auswahl. Eine klare Mehrheit – 91 von 124 Bürgern, die beim Handwerker- und Trödelmarkt befragt wurden, – präferierte das historisierende Modell „Alt Berlin“. Dieses Votum müsse man ernst nehmen, forderte Johannes Kösters (Forum). Dem folgte der Ausschuss und entschied, diese Leuchten in der Altkalkarer Straße und Hanselaerstraße aufstellen zu lassen. Für die Wandleuchten an der Straße Markt tendiert die Politik eher zu einer modernen Ausführung.

Eine endgültige Entscheidung fällt darüber allerdings erst in der nächsten Sitzung am 2. Dezember. Dann wird auch ein Beschluss über die Möblierung und eine mögliche Dachbegrünung der Bushaltestellen am Markt erwartet.