Kleve. Das Museum Kurhaus Kleve wird zu einem Zentrum für die Kunst Matarés, Auch das Atelier des berühmten Künstlers könnte in Kleve aufgebaut werden.

Größer und umfangreicher als dieses kann ein Geschenk kaum sein, entsprechend begeistert zeigten sich die glücklichen Empfänger. Das Museum Kurhaus Kleve bekommt pünktlich im 25. Jahr seines Bestehens mit mehr als 1200 Holzschnitten, Skulpturen, Aquarellen, Zeichnungen und zahlreichen Dokumenten von Ewald Mataré einen entscheidenden Teil seines künstlerischen Nachlasses. So hatte es seine im Oktober 2020 verstorbene Tochter Sonja Mataré in ihrem Testament verfügt. Zudem machte sie ihren langjährigen Wegbegleiter und Vertrauten, den Gründungsdirektor des Museums Kurhaus, Guido de Werd, zu ihrem Alleinerben. Dieser fügte dem Nachlass mehr als 900 Werke aus allen Gattungen und Schaffensperioden hinzu.

Bürgermeister Gebing: „Eine großartige Schenkung“

„Ich freue mich, dass diese großartige Schenkung ihren Weg nach Kleve findet. Sie verschafft dem Museum ein Alleinstellungsmerkmal“, sagte Kleves Bürgermeister Wolfgang Gebing, dessen besonderer Dank de Werd galt, der sein „jahrzehntelanges Engagement in Kleve mit diesem Geschenk kröne“.Allein mehr als 200 Skulpturen, die als Hauptwerke des Künstlers gelten, sind nun im Besitz von Stadt und Museum. Unter den Arbeiten, die nun dauerhaft in Kleve bleiben, sind so schöne wie bekannte Werke wie „der Reiter in schnellstem Lauf“ aus Ebenholz, die „Grasende Kuh“ aus Lindenholz oder die bronzene „Schreitende“.

Gebing verwies auf die historische Verbindung zwischen der Stadt und dem Künstler und erinnerte an den Ende der 1920er Jahre erteilten Auftrag ein Mahnmal für den öffentlichen Raum zu schaffen. Erst 1934 eingeweiht wurde der „Tote Krieger“, der das Grauen des Krieges zeigen sollte, nur wenige Zeit später von den Nationalsozialisten als entartete Kunst zerstört und vergraben. In den 1970er Jahren tauchten die Teile nach und nach wieder auf und wurden wieder zusammengefügt. Das monumentale Werk liegt heute vor der Stiftskirche.

Sonja Mataré wollte die Kunst in Kleve sehen

Aus dieser Zeit stammt der Kontakt de Werds zu Sonja Mataré. „Es gibt in Deutschland kaum einen Ort, an dem es bei der Zerstörung eines Kunstwerkes ähnlich brutal zuging“, sagte de Werd. In dem besonderen Bekenntnis der Stadt, die damals Haltung bewiesen habe, liege die Wurzel der Verbundenheit Sonja Matarés zu Kleve. Damals entstand ihr Wunsch, das Werk ihres Vaters möge hier repräsentativ gezeigt werden. Ein Teil des künstlerischen Nachlasses befand sich seit 1988 im Besitz der Stadt und wurde Grundstock für das neue Museum. Der Rest ist die Geschichte vom Bau, der Restaurierung und der Eröffnung des Museums Kurhaus, das Matarés Namen in seinem Titel trägt.

„Wir haben dieses Geschenk gern angenommen“, erklärte Museumsleiter Prof. Harald Kunde, „und sehen es als Verpflichtung an, Leben und Schaffen eines der bedeutendsten Künstler der Klassischen Moderne zu zeigen.“ Eine umfassende Ausstellung ist für 2024 geplant. In der Zwischenzeit, so Kunde, werde man neue Mataré-Räume einrichten, in denen die „ganze Spannbreite seines Schaffens“ gezeigt werden könne. „Es ist ein Glücksfall diesen Künstler hier bei uns zu haben.“

Sonja Mataré hatte eine lange Verbundenheit mit Kleve. Im August 2018 wurde im Museum Kurhaus Sonja Matarés 90. Geburtstag gefeiert.
Sonja Mataré hatte eine lange Verbundenheit mit Kleve. Im August 2018 wurde im Museum Kurhaus Sonja Matarés 90. Geburtstag gefeiert. © NRZ | AG

Tiefe Verbundenheit mit Kleve

Die tiefe Verbundenheit Sonja Matarés zu Kleve und dem Freundeskreis Museum Kurhaus Kleve und Koekkoek-Haus habe sich auch über das Werk ihres Vaters hinaus gezeigt, erinnerte de Werd. Sie habe die Gründung der Koekkoekstiftung ermöglicht, weil sie einen potenten Geldgeber fand. Sie habe über ihren großen Bekanntenkreis Ankäufe für das Museum organisiert, Beuys-Arbeiten aus ihrem Besitz gestiftet und viele wichtige Werke nach Kleve gegeben. „Sie hat sich im Freundeskreis der Klever Museen wohlgefühlt und war der Stadt sehr dankbar“, sagte de Werd.

Trotz der großen Nähe habe es ihn überrascht als Alleinerbe eingesetzt worden zu sein, gestand er. Das habe auch bedeutet, sich um die Zukunft des Atelier-Hauses in Meerbusch-Büderich kümmern zu müssen. Auch hierfür fand er eine gute Lösung: das Haus wird für die kommenden 20 Jahre Stipendiatinnen und Stipendiaten zur Verfügung gestellt. Außerdem beantragte de Werd, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. „Das ist ein ikonischer Ort“, ist er überzeugt, „der in Zukunft mit Lebendigkeit und Kreativität gefüllt wird.“

Sonja Mataré im Atelier ihres Vaters. Die Aufnahme stammt aus 2016.
Sonja Mataré im Atelier ihres Vaters. Die Aufnahme stammt aus 2016. © NRZ | AG

Kommt auch das Atelier nach Kleve?

Einige wenige Werke stellte de Werd dem Museum Ludwig, dem Museum Aachen, Geburtsstadt Matarés, und dem Wuppertaler von der Heydt Museum zur Verfügung. „97 Prozent aller Arbeiten aber kommen nach Kleve“, betonte er. Das sei eine Verpflichtung. Für die Zukunft wünschte er sich, dass das Museum an und für die Präsentationen Matarés arbeite und das Vermächtnis erschließe. Es wäre sogar möglich, das Büdericher Atelier in Kleve aufzubauen, schlug er vor.Dr. Ulf Hientzsch, den Sonja Mataré zu ihrem Bevollmächtigten gemacht hatte, war sicher, dass sie über das Ergebnis ihres Vermächtnisses und der Schenkung glücklich wäre. „Dass es so kommt, war immer ihr Wunsch.“