Kleve/Büderich. . Sonja Mataré wird am Dienstag 90 Jahre alt. Ein Leben lang hat sie sich um die Kunst ihres berühmten Vaters gekümmert – doch ihre zweite große Leidenschaft ist das Fleckchen Erde vor ihrer Haustür

Ihre große Leidenschaft ist der Garten. Wer das Grundstück von Sonja Mataré in Meerbusch-Büderich betritt, der erfreut sich bereits der schönen Staudenbeete, die sich entlang eines schmalen Gartenweges zum Hauseingang schmiegen. Üppige Phloxe erblickt das Auge, Kugeldisteln und Geranium. Eine überwältigende Pracht. Auch wenn Sonja Mataré, die Tochter und Nachlassverwalterin des berühmten Künstlers Ewald Mataré, am kommenden Dienstag 90 Jahre alt wird: den täglichen Gang in den Garten, die Arbeit in den Beeten, die Gestaltung des Grüns lässt sie sich so schnell nicht nehmen. „Für mich ist es ein Glück im Garten zu arbeiten“, sagt sie. Und dieses Glück erfüllt sie.

Ihre Leidenschaft fürs Gärtnern geht zurück auf ihre Patentante in Dortmund, bei der Sonja Mataré als junges Mädchen gemeinsam mit ihrer Mutter Hanna in den Osterferien oft im Schrebergarten zu Besuch war. „Alles war damals so schön anlegt. Natürlich kannte man die Pflanzen, aber hier war alles perfekt gepflanzt. Das hat in mir die Gartenliebe geweckt“, erzählt sie.

Als die junge Familie Mataré 1933 in die ehemalige Brennerei in Büderich als Mieter einzog, da konnte man von einem Garten hinter dem Haus noch nicht sprechen. Ihre Mutter habe damals Gemüse und Kräuter auf einem fünf Meter breiten Streifen angepflanzt und von Sonja wurde erwartet, dass sie sich um die Flächen kümmert. Sie habe das immer sehr gerne gemacht. Nie musste man sie zur Arbeit zwingen.

Joseph Beuys hat den Rasen gesät

Ihr Vater Ewald Mataré hat dann im Jahr 1949 das Haus gekauft und seine Tochter damit beauftragt, den Garten zu entwerfen. Eine befreundete Architektin hatte Pläne erstellt, sie selbst hat in vielen Büchern gelesen und nicht zuletzt hatte auch der junge Joseph Beuys seine Finger mit im Spiel: „Beuys hat sich bei der praktischen Arbeit eingeschaltet. Er hat Ratschläge erteilt, die Wiese eingesät und Pflanzen gesetzt. Das hat ihm viel Spaß gemacht“, erzählt Sonja Mataré.

In diesen Tagen muss die fast 90jährige häufig auf ihr Leben zurückblicken. Am kommenden Freitag organisiert der Freundeskreis der Klever Museen einen Empfang – in tiefer Dankbarkeit zu ihr. Denn ohne Sonja Mataré, ohne den Nachlass ihres berühmten Vaters, würde es heute wohl kein Museum Kurhaus geben. Die Sammlung Mataré bildet das Kernstück des Klever Museums.

Vielleicht ist es ja auch ihre Gartenleidenschaft, die Sonja Mataré so sehr mit Kleve verbindet. Gerne blickt sie auf die 15 Jahre zurück, die sie in der Nähe des Tiergartens gewohnt hat, um die Bauarbeiten am ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Bad zu verfolgen. Die schöne Umgebung, das wundervolle Museum – all das sei ein Geschenk für sie gewesen, sagt sie. Denn welcher Künstler besitzt schon das Glück, dass ein Museum nach ihm benannt wird?

Bevor der damals noch junge Guido de Werd im Januar 1977 Kontakt zu ihr aufgenommen hatte, um über den Fund des „Toten Kriegers“ – eine durch die Nazis zerstörte Auftragsarbeit ihres Vaters – zu berichten, hatte sie zur Stadt am unteren Niederrhein keinen Kontakt. „Ich bin damals noch nie in Kleve gewesen“, erzählt sie. Die offene und wache Lebenseinstellung von Guido de Werd hat ihr gefallen und es entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden, die bis heute hält: „Auch wenn man sich mit ihm streitet, muss man doch sagen, dass er meistens Recht behält“, sagt die fast 90-Jährige.

Das Erbe vermitteln

Im Frühjahr 1988 kam de Werd dann mit einem wunderbaren Angebot nach Büderich. Er wollte den Nachlass des Vaters zum Grundstock des neues Museums in Kleve machen. Auch wenn Sonja Mataré sich anfangs eine Woche lang Bedenkzeit ließ, war ihr doch schnell klar, welch eine Chance in diesem Angebot steckte: „So etwas Schönes kann man sich ja gar nicht vorstellen“, sagt sie heute.

Damals befanden sich viele Kunstwerke ihres Vaters einfach im Wohnhaus. Mit der Übergabe an das Museum in Kleve zeigte sie sich erleichtert: „Ich bin froh, dass die Dinge gut gesichert sind.“ In Büderich befindet sich bis heute das Atelier ihres Vaters – fast so, als wenn er es gerade erst für einen kurzen Moment verlassen hätte. Sonja Mataré hat alles so gelassen, wie es einmal war: „Das hat mein Vater zwar nicht gewollt, aber ich sehe es auch als meine Verpflichtung an, das Erbe meines Vaters zu vermitteln“, erzählt sie. Und das gehe nun mal am besten, wenn man Besuchern einen Blick in einen authentischen Raum vermitteln könne: „Die Arbeiten meines Vaters gibt es zum Großteil hier nicht mehr – aber die Atmosphäre, die ist noch da.“

Sonja Mataré unterhält bis heute viele Freundschaften in Kleve. Sie freut sich darauf, in der kommenden Woche viele Bekannte wiederzutreffen. Zeitlebens hat sie die Funktion der Nachlassverwalterin sehr ernst genommen – und sie ist dankbar für die Verbindung zum Museum Kurhaus.