Kleve. Wilfried Porwol aus Kleve hat erneut das Kriegerdenkmal in Kalkar besprüht. In einer öffentlichen Erklärung legt er seine Beweggründe dar.

In einer öffentlichen Erklärung bekennt sich Wilfried Porwol aus Kleve dazu, erneut das Kriegerdenkmal in Kalkar besprüht zu haben. In einem knapp anderthalbseitigen Schreiben an die NRZ legt er seine Beweggründe dar. Porwol hatte sich bereits auch zur ersten Sprühaktion am 27. Juli 2019 bekannt.

Porwol schreibt in seiner Erklärung: „Am 8. Mai, dem 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, ‘ehrte’ die Stadt Kalkar weiterhin die Kriegstoten mit einem Hitlerzitat auf der Rückseite des Nazi-Kriegerdenkmal von 1936, gewidmet „UNSEREN HELDEN“ 1914 - 1918, Anfang der 1980er Jahre erweitert durch die Jahreszahlen 1939 - 1945.“

Das Denkmal sei eine keinen Tag länger hinzunehmende „ungeheure Verhöhnung der Opfer und Glorifizierung des verbrecherischen rassistischen Vernichtungskrieges der deutschen Wehrmacht. Angesichts um sich greifender rassistischer Hetze, Gewalttaten und rechtsterroristischer Morde ist die öffentliche Zurschaustellung von Nazi-Propaganda, auch in Form eines Kriegerdenkmals, unverantwortlich, skandalös und kriminell.“

Porwol: „Es ist nichts passiert“

Porwol kritisiert in seinem Schreiben, dass der Stadtrat sich zwar mit der Frage beschäftigt habe, was mit dem Nazi-Monument geschehen soll, aber letztlich sei nichts geschehen.

Das Kriegerdenkmal in Kalkar wurde erneut beschmiert.
Das Kriegerdenkmal in Kalkar wurde erneut beschmiert. © Stadt Kalkar | Stadt Kalkar

Prowol erinnert sich an die erste Aktion vom 27. Juli: „In den Morgenstunden diesen Tages hatte ich begonnen, das Nazi-Monument künstlerisch zu einem Friedensmahnmal umzugestalten. Ein Polizeieinsatz verhinderte jedoch die Beendigung der Kunstaktion.“

Das Nazi-Denkmal seie noch am gleichen Tag auf Anweisung der Kalkarer Bürgermeisterin „gereinigt“ worden und gegen ihn sei eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt worden.

„Erfreulicherweise hatten direkt am nächsten Tag unbekannte Menschen dieses Monstrum wieder mit Friedensbotschaften versehen. Auch diese hatte die Stadt Kalkar im Herbst letzten Jahres wieder entfernen lassen“, so Porwol.

Denkmal sei eine „in Stein gehauene Nazi-Propaganda“

Porwol bemängelt, dass auch die erneute Diskussion im Stadtrat am 26. September nichts anderes beschlossen wurde als schon drei Jahre zuvor: „Eine irgendwie erklärende Tafel mit eindeutiger Distanzierung solle jetzt aber wirklich aufgestellt werden. Trotz einer Verlautbarung der Stadt Kalkar auf eine Presseanfrage von Anfang März diesen Jahres, dass man nun an dem Text der beschlossenen Tafel arbeite, die jetzt im Frühjahr aufgestellt werden solle, stand die in Stein gehauene Nazi-Propaganda unkommentiert noch am 8. Mai in Kalkars öffentlicher Parkanlage.“

Porwol berichtet von seiner Aktion: „Mit einigen Spraydosen und vorbereiteten Schablonen begann ich im ersten Dämmerlicht des 9. Mai das Nazi-Monument wieder zu einem Friedensmahnmal umzugestalten. Auf dem eingemeißelten Hitlerzitat „Mögen Jahrtausende vergehen, man wird nie von Heldentum reden können, ohne des deutschen Soldaten im Weltkrieg zu gedenken“ prangt nun ein rot durchgestrichener Totenschädel mit Hitlerfrisur und -bart. Rechts und links davon der auffordernde Schriftzug: „WEG DAMIT“.“

Sprayer zu seiner Aktion: „Für mich ein kalkuliertes Risiko“

Reaktionen aus dem Rathaus

Bürgermeisterin Britta Schulz lässt das Mahnmal wieder reinigen. Sie möchte sich von der Aktion nicht provozieren lassen. „Ich kann verstehen, dass man auch anderer Meinung sein kann. Aber muss man es bewusst beschmieren?“

Von einem Künstler erwarte sie etwas anderes als Sachbeschädigung. „Das Mahnmal gehört ihm nicht. Er beschädigt es bewusst“, sagt sie. Die Stadt Kalkar werde erneut eine Anzeige stellen und ihn für den entstandenen Kosten aufkommen lassen.

Porwol weiter: „Auf der Vorderseite habe ich den Korpus des gewaltigen Reichsadlers in pink eingefärbt, vom geliebten martialischen Symbol für alle extremen Rechten zu einer lächerlichen Gestalt. Auf dem linken Flügel nun eine Symbolbild des Pazifismus: ein Stahlhelm als Blumentopf, aus dem eine Blume wächst. Den rechten Flügel ziert nun das Kalkarer Stadtwappen, dessen schildförmiges weißes Feld in der Mitte von mir eine bildliche antifaschistische (dringend benötigte) Ergänzung bekam“.

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„Angelehnt an den Schwur der befreiten KZ-Häftlinge von Buchenwald sprühte ich auf das Schwert: NIE WIEDER KRIEG, und darunter: NIE WIEDER NAZIS. Wie schon bei meiner letzten Umgestaltung prangt nun wieder ein riesiges Peace-Zeichen auf dem quaderförmigen Sockel, eingerahmt von dem zeitlos aktuellem Motto der amerikanischen Friedensbewegung seit den 60er Jahren: MAKE LOVE NOT WAR“, ergänzt der Klever Künstler.

Porwol berichtet, dass er von zwei Polizistinnen vernommen wurde: „Ich war gerade fertig und brauchte kein unvollendetes Werk zu hinterlassen. Dann erschien die Staatsmacht in Form von zwei höflichen Polizistinnen. Natürlich folgte dann auch eine weitere Anzeige wegen Sachbeschädigung, schließlich war es ihr Job, und für mich ein kalkuliertes Risiko.“