Kalkar. Bürgermeisterin Britta Schulz hat das Kriegerdenkmal im Kalkarer Stadtpark erneut reinigen lassen. Der Stadtrat soll darüber diskutieren.
Das Kriegerdenkmal in Kalkar wurde jetzt erneut gereinigt. Bürgermeisterin Britta Schulz hat den Adler im Stadtpark diesmal von einem Fachunternehmen wieder herstellen lassen, nachdem es zunächst von einem Klever Künstler und danach von Unbekannten besprüht worden war. „Ich finde, dass das Denkmal so nicht bleiben konnte“, sagt die Bürgermeisterin im Gespräch mit der NRZ. Die Reinigung habe einige Schäden am Sockel und am Adler zur Folge gehabt. Diese wurden nun sichtbar ausgebessert.
Was damit jetzt geschehen soll, bleibt ungewiss: „Es ist zweifelsfrei ein nationalsozialistisches Denkmal. Aber es ist auch ein Denkmal und ein Stück Zeitgeschichte, die uns nicht gefallen mag. ‘Abreißen und weg damit’ finde ich schwierig“, sagt Schulz.
QR-Codes sind nicht ausreichend
Der angebrachte QR-Code sei in der Tat keine dauerhafte Lösung. Der Rat der Stadt Kalkar soll sich noch einmal mit dem Thema am 26. September auseinandersetzen. Eine Strafanzeige wurde bereits gegen den Klever Künstler gestellt. Die Kosten für die erste Reinigung beliefen sich auf 500 Euro Materialkosten plus den entsprechenden Stundenlöhnen für die Mitarbeiter des Bauhofes. Dies möchte man dem Künstler in Rechnung stellen. Die zweite Säuberung sei deutlich teurer gewesen, sagte Schulz der NRZ. Genaue Zahlen lägen noch nicht vor.
Die Wählergemeinschaft Forum Kalkar nahm die umstrittene Aktion des Klever Künstlers Wilfried Porwol zum Anlass, mit dem Historiker Dr. Hans Hesse zu reden. Bei dem Treffen am Dienstag, 20. August, wurden durch den Historiker die historischen Fakten, Hintergründe und Zusammenhänge erläutert. Hesse hat sich im Rahmen eines Projektes des Landschaftsverbandes Rheinland zur Erfassung aller NS-Denkmäler auch intensiv mit dem Mahnmal in Kalkar befasst und wies die Verwaltung bereits im Oktober 2014 darauf hin, dass die Inschrift auf der Rückseite einem Zitat aus Hitlers „Mein Kampf“ entlehnt sei.
Eindeutig ein Nazi-Denkmal
Ausgehend von Text, Formensprache, Symbolik und Entstehungsgeschichte sei dieses 1936 errichtete Kriegerdenkmal eindeutig dem Heldenepos des dritten Reiches zuzuordnen und müsse in seiner Ganzheit einschließlich des ehemaligen Aufmarschplatzes betrachtet werden. Auf der anderen Seite sei es aber auch eine „Zeitkapsel, die uns stets an die Massenverbrechen und Völkermorde, die in dieser Zeit begangen worden sind, erinnern kann“. Als Schritt in die richtige Richtung sieht der Historiker, dass seit 2015 die Ehrung für die Toten und Gefallenen nicht mehr am Kriegerdenkmal durchgeführt wird.
Kritisch hingegen sieht Hesse die mangelnde Aufklärung der Öffentlichkeit über die Hintergründe des Bauwerkes. Hier sieht er dringenden Nachholbedarf. Die textliche Darstellung allein auf der städtischen Internetseite ist, seiner Meinung nach, nicht ausreichend. Vielen Bürgern sei die Geschichte der Gedenkstätte heute nicht (mehr) bekannt. Hier sollte auch nach Ansicht der Wählergemeinschaft Forum Kalkar angesetzt werden.
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Das Forum wünscht sich zeitnah eine Informationstafel, um die Aufklärung über das Denkmal voranzutreiben. „Wünschenswert ist eine breite und sachliche Diskussion mit den Kalkarer Bürgerinnen und Bürgern, die letztendlich aber nur gelingen kann, wenn der historische Hintergrund zur Entstehungsgeschichte allgemein bekannt ist“, so der Vorsitzende Lutz Kühnen.