Kreis Kleve. . Mit einer Resolution erhöht die Kreis Klever Politik den Druck auf Nordwestbahn und Deutsche Bahn. CDU: „Müssen den dicken Hammer herausholen.“

„Liebe Nordwestbahn, liebe Deutsche Bahn: Es reicht!“ Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Paul Düllings brachte in wenigen Worten auf den Punkt, welches Signal die von den Christdemokraten und der FDP eingebrachte Resolution aussenden soll. Die auch auf der Linie RE 10 zwischen Kleve und Düsseldorf gehäuften Ausfälle und Verspätungen von Zügen, ein unzureichender Schienenersatzverkehr und Mängel an den Wagen haben der Nordwestbahn, wie berichtet, bereits eine Abmahnung vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) eingebracht. Nun möchte auch die Kreis Klever Politik den Druck auf das Eisenbahnunternehmen und die DB Netz erhöhen, die für die marode und fehleranfällige Infrastruktur auf der linksrheinischen Strecke verantwortlich ist.

Insbesondere rund um den Jahreswechsel fielen zahlreiche Verbindungen der Linie RE 10 der Nordwestbahn aus.
Insbesondere rund um den Jahreswechsel fielen zahlreiche Verbindungen der Linie RE 10 der Nordwestbahn aus. © Klaus Schürmanns

Die im Ausschuss für Umwelt und Strukturplanung erstmals beratene und letztlich einstimmig verabschiedete Resolution richtet sich an die Nordwestbahn, die Deutsche Bahn, den VRR und das NRW-Verkehrsministerium. „Der Kreistag Kleve fordert alle für den Bahnbetrieb verantwortlichen Personen und Institutionen auf, Maßnahmen in die Wege zu leiten, um die infrastrukturellen, finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen, die eine zuverlässigere und pünktlichere Verkehrsabwicklung und die Bereitstellung von ausreichend Transportkapazitäten auf der Bahnstrecke des RE 10 garantieren“, heißt es wörtlich.

Fünf konkrete Forderungen

Konkret stellt die Politik fünf Forderungen auf: Personalaufstockung, um krankheitsbedingte Ausfälle kompensieren zu können; ein verbessertes Informationsmanagement bei Störungen und Verspätungen; eine rechtzeitige Bekanntmachung von Ersatzfahrplänen und Schienenersatzverkehr; eine Pünktlichkeitsoffensive für den Nahverkehr in der Region; die kurzfristige Beseitigung der vorhandenen technischen Mängel. Der Landrat, so die Bitte, soll die Resolution auch an die Kreis Klever Landtags- und Bundestagsabgeordneten weitergeben.

Zwischen Xanten und Duisburg setzt die Nordwestbahn ab dem 18. Februar vorerst Busse statt Züge ein.  
Zwischen Xanten und Duisburg setzt die Nordwestbahn ab dem 18. Februar vorerst Busse statt Züge ein.   © Elke Wiegmann

Die Ausschussmitglieder unterstützten zwar durch die Bank die Initiative von CDU und FDP, reichlich Diskussionsbedarf bestand aber dennoch. Die SPD wollte angesichts einer Fahrtzeit von mehr als drei Stunden auch einen dauerhaften Ersatzverkehr mit Bussen, wie ihn die Nordwestbahn ab Montag, 18. Februar, unter anderem auf der Strecke Xanten-Duisburg einsetzt, ausdrücklich zwischen Kleve und Düsseldorf ausschließen. Gegen die Stimmen von CDU und FDP scheiterte der Erweiterungsantrag allerdings.

Auf NRZ-Anfrage stellte die Nordwestbahn noch einmal klar, dass für die Linie RE 10 kein dauerhafter Bus-Ersatzverkehr geplant ist. „Dafür ist die Fahrtzeit deutlich zu lang, und auch die hohen Fahrgastzahlen sprechen dagegen“, sagte Sprecher Steffen Högemann.

Grüne unterstellen CDU ein „Wahlkampfmanöver“

Elke Währisch-Große (Grüne) unterstellte Paul Düllings, „Krokodilstränen zu weinen“, und ein „Wahlkampfmanöver“. Das große Rad drehe die CDU in eine andere Richtung. „Wir unterstützen die Resolution aber, weil die Bürgerschaft einen funktionierenden ÖPNV verdient“, so Währisch-Große.

Michael Heinricks (Linke) fragte: „Was soll dabei rauskommen?“ Er befürchtete, dass die Resolution ein „Pfeifen im Walde sein könnte. Ich sehe keine Möglichkeit der Umsetzung.“

Die Willenserklärung sei bewusst auch an den für die Auftragsvergabe zuständigen VRR adressiert und als Unterstützung für die heimischen Abgeordneten gedacht, stellte Düllings fest. „Wir brauchen ein paar Allianzen, um die Dinge zu bewegen. Und wir müssen den dicken Hammer herausholen, damit der Bahnverkehr wieder ordentlich läuft.“

Nordwestbahn nutzt neues Informationssystem

Nordwestbahn-Sprecher Steffen Högemann verwies darauf, dass das Unternehmen im engen Austausch mit dem VRR bereits an den aufgestellten Forderungen arbeite. So sorge ein neues automatisiertes System dafür, dass die Fahrgäste schneller und zuverlässiger über Störungen informiert würden.

Bis Ende April solle sich auch die kritische Personalsituation bei den Lokführern durch abgeschlossene Ausbildungen und Neueinstellungen entspannen, hofft die Nordwestbahn. Helfen soll dabei die Jobparade am Donnerstag, 14. Februar, in Düsseldorf, bei der sieben Eisenbahnunternehmen aus NRW gemeinsam um Arbeitskräfte werben.

>> ÄRGER ÜBER DEFEKTE TOILETTENANLAGEN

Annedore Wille sagt, dass sie nach den jüngsten Erfahrungen „stinksauer“ auf die Nordwestbahn ist. Die NRZ-Leserin erzählt, dass ihr in Köln wohnender Sohn Dietholf Wille an Multipler Sklerose erkrankt ist und im Rollstuhl sitzt.

Bei seinen regelmäßigen Bahnfahrten nach Kleve müsse er häufiger die Toilette benutzen. Oft seien die Anlagen jedoch defekt. „Und beim Schienenersatz mit dem Bus geht es gar nicht“, sagt die Frau aus Donsbrüggen. „Wir fühlen uns völlig hilflos.“

Die NRZ schilderte der Nordwestbahn die Probleme. „Leider führt Vandalismus oft dazu, dass Toiletten gesperrt sind“, sagte Sprecher Steffen Högemann. Bus-Ersatzverkehr solle auf der Linie RE 10, wenn nötig, nur auf kürzeren Strecken eingerichtet werden.