Kreis Kleve. . Nordwestbahn setzt Fahrzeuge mit kleineren Störungen vor der Reparatur bewusst auf der Linie RE 10 ein. Jüngst lief die Heizung auf Hochtouren.

Eigentlich mag Peter Brückner den Sommer. Doch als der Klever am vergangenen Montagabend auf dem Rückweg von der Arbeit am Krefelder Hauptbahnhof in den Niers-Express (RE 10) einstieg, war es des Guten viel zu viel. „Im Zug lief die Heizung auf vollen Touren“, erzählte der Berufspendler, der viermal in der Woche auf die Bahn angewiesen ist, im Gespräch mit der NRZ. Weil die Außentemperaturen um 18.06 Uhr noch immer hochsommerlich waren, sei die Fahrt bis nach Kleve sehr unangenehm gewesen, so Brückner.

Die NRZ schilderte der Nordwestbahn den Vorfall und erhielt gestern im Gespräch ausführliche und offene Antworten. „Das müssen wir bestätigen“, sagte Sprecherin Stephanie Nölke. Zu der Zeit sei eine Dreifachtraktion, also drei aneinander gekoppelte Fahrzeuge, unterwegs gewesen. „In einem dieser Fahrzeuge war die Klimaanlage bzw. Heizung defekt. Sie hätte natürlich eigentlich kühlen sollen. Das hat leider nicht funktioniert“, stellte Nölke fest. Die Temperatur in den Zügen wird entsprechend der Außentemperatur automatisch eingestellt. Triebfahrzeugführer und Zugpersonal können sie nicht manuell ändern.

Werkstatt in Mettmann

Am Bahnhof in Bedburg-Hau besteht eine Kreuzungsmöglichkeit.
Am Bahnhof in Bedburg-Hau besteht eine Kreuzungsmöglichkeit. © Andreas Gebbink

Das defekte Fahrzeug fuhr nach Angaben des Unternehmens am Montagabend und auch am Dienstag noch auf der Strecke, ehe es am Abend in die Werkstatt nach Mettmann gebracht und dort am Mittwoch repariert wurde. Dies ist laut Nordwestbahn gängige Praxis, weil die Linie RE 10 zwischen Kleve und Düsseldorf eine der Zuführungsstrecken zum Wartungsstützpunkt in Mettmann ist. „Deswegen werden dort für bis zu eineinhalb Tage vermehrt Fahrzeuge mit kleineren Störungen eingesetzt, die nach der Hauptverkehrszeit oder nach dem Betriebsschluss in die Werkstatt gebracht werden“, sagte Nölke. So könne der Eindruck entstehen, dass sich die Defekte auf der Strecke häuften. „Fahrzeuge mit sicherheitsrelevanten Störungen werden selbstverständlich sofort aus dem Betrieb genommen“, betonte Nölke.

Haupt: Verbesserung durch Neuausschreibung

Stephan Haupt fährt selbst mit dem Niers-Express und kennt die Probleme: „Die falschen, zu kleinen Züge fahren auf maroden Gleisen.“

Der FDP-Landtagsabgeordnete sieht jedoch erst durch die Neuausschreibung der Strecke 2025 eine „große Chance“ zur Behebung.

„Für die Fahrgäste ist eine solche Situation natürlich unschön. Die Alternative wäre jedoch, das Fahrzeug am nächsten Bahnhof abzustellen und dadurch weniger Kapazitäten anzubieten“, erklärte Sprecherin Stephanie Nölke. „Für uns ist es in diesem Fall wichtiger, alle Fahrgäste von A nach B zu bringen.“ Nölke räumte gleichwohl ein, dass die Weitergabe von Informationen, etwa über Durchsagen im Zug, verbesserungswürdig sei.

Alle vier Wochen unterzieht die Nordwestbahn nach eigenen Angaben ihre Fahrzeuge einem routinemäßigen Grundcheck in der Werkstatt, bei dem die Mitarbeiter beispielsweise Klimaanlagen und Toiletten überprüfen. Letztere seien auch deshalb oft gesperrt, weil Menschen „Dinge hinein werfen, die dort nicht hinein gehören“, so Nölke.

Daten zur Pünktlichkeit

Unpünktlichkeit ist ein weiterer Kritikpunkt, den Brücker anführte. „Weil Verspätungen an der Tagesordnung sind, plane ich sie schon ein“, sagte er lakonisch. Aktuelle Daten aus dem Qualitätsmanagement der Nordwestbahn für die Linie RE 10 belegen, dass „wir bei der Pünktlichkeit Anfang des Jahres deutlich besser waren“, so Nölke. Während im März noch 92,5 Prozent der Fahrten auf dieser Strecken pünktlich – also maximal drei Minuten verspätet – waren, sank diese Zahl im Mai auf 80,53 Prozent.

„Die drei Hauptgründe dafür liegen im infrastrukturellen Bereich“, erläuterte die Sprecherin. Bahnübergangsstörungen, Kreuzungen/Überholungen/Abstandseinhaltungen sowie Signalstörungen machten demnach seit Jahresbeginn 56 Prozent der Verspätungen aus. „Die Strecke ist größtenteils eingleisig, das macht es schwieriger“, so Stephanie Nölke. Laut der internen Auswertung hat die Nordwestbahn 5,5 Prozent der Verspätungen allein zu verantworten.