Essen. Nach dem Clan-Tumult in Altenessen wird über eine Verbindung zur Massenschlägerei in Altendorf vom Juni 2022 spekuliert. Ein Ortstermin.

Am Tag nach der Altenessener Massenschlägerei schießen Spekulationen, Gerüchte und Mutmaßungen ins Kraut. Zum Teil widersprechen sie sich. Hört man sich intensiver in der libanesisch-türkischen Community um, konkretisiert sich die Fehde zweier verfeindeter Familienclans: hier die H. aus Altendorf, dort die S. aus Altenessen. Zwei Familien, von denen es heißt, sie hätten sich früher gut verstanden und sogar Ehen geschlossen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Großfamilien auf derart brutale Weise aneinandergeraten. Schon bei der Massenschlägerei vor zwei Jahren - im Juni 2022 auf der Altendorfer Straße - sollen Familienmitglieder aufeinander losgegangen sein. Man liefert sich eine Straßenschlacht, bei der Tische und Stühle durch die Luft fliegen. Am Ende ist ein Mann lebensgefährlich verletzt – durch einen langen Schnitt am Hals mit einem Teppichmesser. Das Quartier befindet sich tagelang im Ausnahmezustand. Fast zwei Jahre später, im April 2024, spricht das Landgericht Essen den 27 Jahre alten Angeklagten – für viele überraschend – frei.

Besteht tatsächlich eine Verbindung zwischen den Massenschlägereien Altenessen 2024 und Altendorf 2022, wie jetzt vielfach behauptet wird?

Inhaber eines Altendorfer Grill-Restaurants berichtet von Beschimpfungen und Beleidigungen

Lesen Sie mehr zur Massenschlägerei in Altenessen

Auf der Altendorfer Straße treffen wir am Montag den Inhaber eines türkischen Grill-Restaurants. Der Gastronom berichtet, dass die giftige Fehde der beiden Großfamilien bereits in der Nacht von Samstag auf Sonntag (11./12. Mai) in seinem Lokal Fahrt aufgenommen habe. Zu vorgerückter Stunde – zwischen ein und zwei Uhr früh – hätten sich Mitglieder der beiden Familien bei ihm aufgehalten: der eine im Restaurant, der andere draußen auf der Terrasse.

Die Stimmung sei gereizt gewesen. Das Mitglied der Familie S., etwa 20 bis 25 Jahre alt, habe das Mitglied der Familie H. (ca. 30 bis 40 Jahre alt) beleidigt und beschimpft. Er wirft ihm vor, seine Frau angeschaut zu haben: eine mutmaßliche Ehrverletzung, die womöglich ausreichen könnte, um einen Streit vom Zaun zu brechen. Doch sein Gegenüber wehrt die Angriffe ab und fordert ihn auf, wegzugehen.

Lokal bei Massenschlägerei in Essen 2022 beschädigt

Der Inhaber des Grill-Restaurants will sich ebenfalls in den Zoff eingeschaltet und beruhigend auf die Kontrahenten eingewirkt haben. Aus für ihn naheliegenden Gründen: Bei der Massenschlägerei im Juni 2022 sei sein Lokal arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Damals habe die Polizei seinen Laden fünf Stunden lang dichtgemacht „Das macht mir mein Geschäft kaputt, ich will meine Ruhe haben“, beteuert er.

Den Wirt beschleicht der Verdacht, dass in dieser Nacht in seinem Lokal an der Spirale der Gewalt gedreht und eine offene Rechnung beglichen werden soll. Als später ein halbes Dutzend Männer der Familie S. aufkreuzen, sei der H. nicht mehr zugegen gewesen. Die Eskalation wird offenbar vertagt. Auf Sonntagnachmittag in Altenessen, wo Al-Arz Libanon in der Kreisliga C auf RuWa Dellwig trifft.

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]