Essen-Rüttenscheid/Steele/Altenessen. Essener Jugendliche erforschen bei einem Projekt die Fahrradinfrastruktur ihres Viertels. Was hinter der Idee steckt und wie das funktioniert.
Schülerinnen und Schüler von Helmholtz-Gymnasium, Maria-Wächtler-Gymnasium, Carl-Humann-Gymnasium und Leibniz-Gymnasium werden in den kommenden Wochen und Monaten erforschen, wie gut die Fahrradinfrastruktur in ihren Vierteln ist. Die Schulen nehmen am Projekt „Verkehrswende gestalten – Essen auf Rädern“ teil.
Die Basis dafür bildet die sogenannte „senseBox:bike“ der Firma Reedu. Mit dieser Box können raumbezogene Umwelt- und Verkehrsdaten erhoben und anschließend Aussagen über potenzielle Gefahrenstellen im Fahrradnetz getroffen werden. Dafür befestigen die teilnehmenden Jugendlichen sie an der Sattelstütze ihres eigenen Fahrrads und nehmen sie mit, wenn sie zum Beispiel morgens zur Schule oder nachmittags zu ihren Freunden fahren. Die Box erfasst unter anderem Geschwindigkeit, Erschütterungen und Abstände zu Autos.
70 bis 80 Essener Schüler machen beim Projekt mit
„Es nehmen Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe, also der Q1 und Q2 teil“, sagt Lisa Wieczorek, Mitarbeiterin am Institut für Didaktik der Geographie an der Uni Münster, die das Projekt organisiert. Das Projekt sei in erster Linie an den Geographie-Unterricht angekoppelt, Inhalte würden zum Teil aber beispielsweise auch im Informatik-Unterricht thematisiert. Auch das Institut für Geoinformatik an der Uni Münster gehört zu den Projektpartnern. Gegen Ende des Jahres soll das Projekt mit einer Abschlussveranstaltung enden.
Für Essen als Standort habe man sich unter anderem entschieden, weil das Ruhrgebiet im Vergleich zu Städten wie Münster noch Nachholbedarf in Sachen Radinfrastruktur habe, erklärt Wieczorek: „Wir haben dann die Schulen proaktiv angeschrieben.“ Schülerinnen und Schüler konnten sich zum Teil freiwillig für das Projekt melden, zum Teil ist es auch an einen bestimmten Kurs angebunden. Bei der kürzlich stattgefundenen Auftaktveranstaltung an den Rüttenscheider Gymnasien waren 65 Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren dabei.
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Essener Jugendliche lernen in Projektwoche, die Box zu programmieren
An jeder Schule gibt es eine Projektwoche, während derer das Projekt schwerpunktmäßig umgesetzt wird. Im ersten Schritt entwickeln die Schülerinnen und Schüler eigene kleine Projektfragestellungen. Dann wählen sie aus, welche Strecken oder Gebiete erfasst werden sollen, und erfahren, wie man die Box programmiert. Nachdem sie dann durch ihre Fahrten Daten erhoben haben, lernen sie, diese Daten auszuwerten und mit digitalen Karten zu visualisieren. Zum Ende hin soll gemeinsam überlegt werden, welche Lösungen es für die aufgedeckten Schwachstellen geben könnte.
Das Ziel ist es laut Projektteam, Jugendliche „stärker mit ihren Perspektiven und Wünschen in den Diskurs über die nachhaltigkeitsorientierte Verkehrswende einzubinden“. Denn aktuell seien Planungsgrundlagen häufig nicht öffentlich zugänglich. Zudem fehlten technische Mittel und teilweise die erforderlichen digitalen Kompetenzen, um jungen Bürgerinnen und Bürgern zu ermöglichen, eigene Daten zu erfassen und zu publizieren sowie entwickelte Visionen kartographisch zu visualisieren.
Speziell zur Situation in Essen heißt es: Der vom Radentscheid initiierte lokale Diskurs über Maßnahmen zur Steigerung der Fahrradfreundlichkeit in der Stadt sei zwar viel beachtet, werde aber gegenwärtig fast ausschließlich durch Erwachsene bestritten. Dem Radentscheid sei es bislang kaum gelungen, Jugendliche umfassend einzubinden. Dieses Defizit sei „typisch für die meisten solcher Initiativen im Bereich der Verkehrswende“. Hier soll das Projekt ein Stück Abhilfe schaffen.
Gefördert wird das Projekt „Essen auf Rädern“ von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Zu den assoziierten Partnern gehören der Radentscheid Essen, das Fachgeschäft für Stadtwandel und die Grüne Hauptstadtagentur. Bei der Abschlussveranstaltung sollen auch Vertreter der Politik dabei sein.
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