Essen. Die Stadt Essen denkt über den Bau von zwei spektakulären Fahrradbrücken am Rande der Innenstadt nach. Doch die Konstruktion würde teuer.

Beim Ausbau des Radwegenetzes hat die Stadt Essen sich hohe Ziele gesetzt. Versuche, den Radverkehr auch durch spektakuläre Bauwerke auf eine höhere Ebene zu heben, erweisen sich aber einmal mehr als äußerst kostspielig.

Nicht nur ein Hochradweg am Bahnhof Altenessen, dessen Bau CDU und Grüne ins Spiel gebracht haben, würde laut „grober Berechnung“ der Stadtverwaltung mit Kosten in Millionenhöhe zu Buche schlagen; das Amt für Straßen und Verkehr geht von 77 Millionen Euro aus. Auch der angedachte Brückenschlag am Rheinischen Platz in der Innenstadt wäre eine teure Angelegenheit. 12,8 Millionen Euro müsste die Stadt Essen laut einer ersten Schätzung dafür veranschlagen.

Die Brücke von der Essener Innenstadt ins Eltingviertel würde 150 Meter lang

Zur Erinnerung: Die Stadt erwägt dort die Essener Innenstadt und nördlich gelegene Stadtteile an den Radschnellweg RS1 durchs Eltingviertel anzubinden. Angedacht ist der Bau einer 150 Meter langen und sechs Meter breiten Brücke. Diese soll von der Rottstraße/Kastanienallee über den Rheinischen Platz hinweg bis zum RS1 führen. Dessen Trasse wird in etwa sechs Meter Höhe über den Bahndamm geführt werden, der das Eltingviertel von der Innenstadt trennt.

Auch aus Richtung Norden sollen Fahrradfahrer bequem und sicher bis zum RS1 radeln können. Der Berneradweg soll dafür über einen ehemaligen Bahndamm verlängert werden. An der Blumenfeldstraße ist ein weiteres Brückenbauwerk geplant. Das fällt mit einer Breite von sechs Metern und einer Länge von 25 Metern allerdings deutlich kürzer aus.

Ein Hingucker wäre der doppelte Brückenschlag in jedem Fall. „Die Machbarkeit ist noch zu prüfen“, so Andreas Demny vom Amt für Straßen und Verkehr. Die Stadt hat auf Fördermittel des Bundes für Projekte mit „besonderer nationaler bzw. internationaler Wahrnehmbarkeit“ spekuliert. 50 Millionen Euro sind zu vergeben, wobei es zunächst um eine Machbarkeitsstudie geht. Das Essener Projekt wurde jedoch nicht in das Förderprogramm aufgenommen.

Der Bau des Radschnellweges RS1 durch das Eltingviertel lässt auf sich warten

Auch die Hoffnung der Stadt, stattdessen Geld aus einem Topf des Bundesamtes für Logistik und Mobilität zur „Förderung innovativer Projekte zur Förderung des Radverkehrs“ abgreifen zu können, hat sich nicht erfüllt. Das Förderprogramm ist bis 2025 befristet, ob es verlängert wird, sei offen. Geld gebe es darüber hinaus nur, wenn das Vorhaben auch umgesetzt wird.

Die Stadt müsste die Kosten für eine Machbarkeitsstudie also aus eigener Kasse zahlen. Vorausgesetzt, der Rat der Stadt stellt die nötigen Summen in den städtischen Haushalt ein. Da es aktuell bei der Stadt an Planern und Ingenieuren mangelt, regt die Verwaltung an, das Vorhaben beiseitezulegen und sich im Herbst kommenden Jahres wieder damit zu beschäftigen.

Im Ratsausschuss für Mobilität und Verkehr nahm die Politik dies schulterzuckend zur Kenntnis. Ob der doppelte Brückenschlag alsbald realisiert wird, darf man bezweifeln. Grund zur Eile besteht allerdings nicht, lässt der Bau des Radschnellweges RS1 durchs Eltingviertel doch weiter auf sich warten.

Voraussetzung dafür ist die Verlegung eines Gleisanschlusses. Der Landesbetrieb Straßen NRW, in dessen Händen der Ausbau des Radschnellweges liegt, hat seine Planungen der Deutschen Bahn übergeben, von wo sie zur Genehmigung ans Eisenbahnbundesamt weitergereicht werden. Wie lange das Verfahren noch dauert? Der Landesbetrieb wollte sich da nicht festlegen.