Wesel/Emmerich. Pro Homine schließt in Wesel und Emmerich seine eigenen Küchen für die Krankenhäuser und Altenheime. Die Umstellung betrifft viele Beschäftigte.
Schweineschnitzel mit Champignonrahmsoße, Germknödel oder gegrillter Seelachs stehen in dieser Woche auf dem Speiseplan des Marien-Hospitals in Wesel. Gekocht werden die Menüs für die Cafeteria und die Patientenzimmer in der hauseigenen Küche des Krankenhauses. Doch damit ist bald Schluss: Pro Homine wird seine eigenen Großküchen bis zum Frühjahr aufgeben. Das bestätigte der Krankenhausbetreiber exklusiv auf Anfrage der NRZ-Redaktion. Betroffen davon sind neben der Weseler Klinik auch das Nikolaus-Stift in Wesel und das St.-Willibrord-Spital in Emmerich. Das Unternehmen bezieht sein Essen zukünftig von einem externen Dienstleister.
Derzeit läuft die Essensversorgung noch über den Gastronomieservice für soziale Einrichtungen (GSS), eine eigene Dienstleistungsgesellschaft der Pro Homine. Dort werden die Gerichte in den drei Küchen für Patienten, Besucher, Gäste und Mitarbeiter der beiden Krankenhäuser und den neun Senioreneinrichtungen zubereitet. Außerdem ist der GSS für die Cafeterien zuständig, deren Mittagstisch durchaus eine beliebte Anlaufstelle für externe Essensgäste ist. Die Dimensionen sind beachtlich: Rund 6000 Essensportionen werden über alle Standorte hinweg täglich ausgegeben. Übers Jahr gerechnet werden rund 10.000 Kilogramm Kaffee verbraucht, 400.000 Flaschen Mineralwasser getrunken oder 50.000 Kilogramm Kartoffeln verarbeitet – diese Beispielrechnungen macht der GSS auf der Internetseite der Pro Homine auf.
Krankenhäuser in Wesel und Emmerich bekommen Essen von einem Dienstleister
Künftig soll die Essensbelieferung komplett von einem externen Dienstleister aus der Region übernommen werden. „Unser eigener Dienstleister GSS Gastronomie ist damit beauftragt, die Umstellung auf den Weg zu bringen“, antwortet Pro Homine schriftlich auf eine Anfrage der NRZ. Um welchen Caterer es sich handelt, ist bisher nicht bekannt.
Umgestellt wird die Speiseversorgung auf das Verfahren „Cook and Chill“, was übersetzt „Kochen und Kühlen“ bedeutet. Dabei werden die Speisen innerhalb einer vorgeschriebenen Zeit auf drei Grad heruntergekühlt und für den Transport verpackt. Belieferte Einrichtungen können diese Menüs dann bei null bis drei Grad für maximal 72 Stunden lagern, bevor sie serviert werden müssen. So erklärt es das in diesem Bereich deutschlandweit aktive Unternehmen Apetito auf seiner Internetseite. Laut Aussage der Krankenhausgesellschaft sei das Verfahren aus hygienischen Gründen, insbesondere für Großbetriebe, von Vorteil.
Von der Umstellung sind rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen, die nach eigenen Angaben derzeit beim Gastronomieservice der Pro Homine beschäftigt sind, davon 85 Prozent in Vollzeit. Wie viele Stellen durch die Schließung der eigenen Küchen tatsächlich wegfallen, dazu macht das Unternehmen keine Angaben. „Weil wir nicht mehr in unserer eigenen Küche kochen, erfolgt eine Personalreduzierung über Personalfluktuation, zum Beispiel durch Wechsel zum anderen Dienstleister beziehungsweise in unsere eigenen Einrichtungen“, heißt es lediglich dazu.
Pro Homine: Qualität der Speisen soll sogar besser werden
Bisher wirbt die Krankenhausgesellschaft mit einer bodenständigen und regional ausgerichteten Küche. Die Qualität habe gerade in Senioreneinrichtungen und Kliniken einen besonderen Stellenwert. „Leckere, vielseitige und ausgewogene Speisen tragen einen wesentlichen Teil zum Wohlbefinden der Bewohner und Besucher sowie zur Genesung der Patienten bei“, schreibt Pro Homine auf seiner Internetseite.
Dabei soll es auch künftig bleiben, betont das Unternehmen gegenüber der Redaktion: „Die Umstellung hat keine Einschränkungen in der Essensversorgung zur Folge; im Gegenteil wird es Qualitätsverbesserungen und ein erweitertes Speisenangebot geben (auch in den Krankenhaus-Cafeterien).“ In dem Einsatz eines externen Dienstleisters sieht Pro Homine auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel, der Markt für Küchenpersonal sei leergefegt, deshalb erfolge nun die Bündelung des Angebots. Und nicht zuletzt hat die Schließung der eigenen Einrichtungen eine finanzielle Seite: Ohne die Umstellung würden erhebliche Investitionen in die Küchen erforderlich gewesen. Die Umstellung auf den neuen Dienstleister soll bis Mai dieses Jahres abgeschlossen sein.