Rees. Die lange geplante Unterkunft für Wohnungslose am Grüttweg Rees ist vorerst vom Tisch. Die Alternative ist nur eine Übergangslösung.
Die seit langem geplante Notunterkunft für Wohnungslose am Grüttweg in Rees ist auf Eis gelegt. „Hier war sie ursprünglich geplant und aus unserer Sicht auch der beste Standort“, so Bürgermeister Sebastian Hense. Der bisherige Standort in Empel – die ehemalige Gaststätte Tepferdt, ist, wie bekannt, aufgrund des maroden Zustands nicht mehr tragbar, im Rahmen des Betuwe-Ausbaus wird das Gebäude sowieso abgerissen.
„Leider hat uns der Kreis Kleve mitgeteilt, dass wir die Pläne am Grüttweg nicht umsetzen dürfen.“ Das Gelände ist als Außenbereich klassifiziert und es gibt keinen Bebauungsplan, die Stadt Rees darf lediglich das bestehende Gebäude nutzen, ein Neubau ist nicht möglich. „Es hat uns überrascht, dass der Kreis Kleve da jetzt plötzlich Nein sagt.“ Die Immobilie befindet sich bereits im Besitz der Stadt Rees.
Ein neuer Standort musste her
Jetzt musste ein alternativer Standort gesucht werden und das gestaltete sich „äußerst schwierig“. Die Frage sei nicht gewesen ob sondern wo. „Wir müssen einen Notunterkunft für Wohnungslose haben. Das ist eine kommunale Pflichtaufgabe“, so Hense.
Nach eingehender Prüfung der wenigen stadteigenen Alternativen liegt die Lösung nun im Groiner Kirchweg 6 und 8, wo derzeit Flüchtlinge untergebracht sind, das Gebäude aber in die Jahre gekommen ist. Der aktuelle Plan sieht vor, das Gebäude abzureißen und dort eine neue Notunterkunft für maximal acht Wohnungslose zu errichten. Die Großfamilie, die hier zu Hause ist, soll anderweitig und „gut“ untergebracht werden. Am Groiner Kirchweg befindet sich seit einigen Jahren auch die Zentrale Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge (ZUE).
Nur eine Übergangslösung
Es handele sich um eine Übergangslösung, betont der Bürgermeister. „Der Grüttweg bleibt unser Hauptziel.“ Hier muss aber erst ein Bebauungsplan auf den Weg gebracht werden und das kann Jahre dauern. „Wir gehen von bis zu fünf Jahren aus und auch das ist eine vage Zeitformulierung.“ Die Eigentumsverhältnisse müssten geklärt werden, nicht alles gehöre der Stadt, da müsse man in Verhandlungen treten. Der Weg zu einem Bebauungsplan sei lang.
Es gehe um ein Gebiet von der Maria-Susanna-Straße bis zum Tennisplatz. „Man kann nicht nur für das Haus, das uns gehört, einen Bebauungsplan aufstellen“, ergänzt Pressesprecher Jörn Franken. Eine Insellösung gebe es hier nicht. Das Gebäude soll übrigens weiterhin als Notunterkunft für wohnungslose Frauen genutzt und notdürftig saniert werden.
„Ein dicker Brocken“ für die Anwohner
Der Ausschuss für Umwelt-, Planung, Bau und Vergabe gab im nichtöffentlichen Teil am Donnerstag grünes Licht für die Pläne, am Freitag wurden die Anwohner des Groiner Kirchwegs eingeladen. „Natürlich waren die Anwohner nicht begeistert von dem Gedanken“, erzählt Sebastian Hense, „trotzdem sind sie sehr konstruktiv mit dem Thema umgegangen. Ich fand es angemessen, was die Anwohner als Sorgen formuliert haben“. Diese könne er auch gut nachvollziehen. Für Anwohner waren die vollendeten Tatsachen „ein dicker Brocken“. Sebastian Hense betonte, dass dies keine Entscheidung sei, die man leichtfertig treffen würde. „Wir haben sehr intensiv darüber nachgedacht, aber jetzt ist sie so gefallen.“
Nicht an den Rand der Stadt drängen
Durch die ZUE in der Nachbarschaft komme bei den Anwohnern des Groiner Kirchwegs leicht das Gefühl auf, dass Einrichtungen wie diese, „immer dorthin geschoben werden“. Die sei nicht der Fall, betonte Hense. Zudem sei täglich ein Ansprechpartner des Sozialamts vor Ort. Anwohner erhielten eine Handynummer für den direkten Kontakt. „Man muss hier auch festhalten, dass wir von Menschen sprechen, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihre Wohnung verloren haben.“ Auf eine Wohnung kämen mittlerweile so viele Bewerbungen, dass diese Menschen aufgrund ihrer persönlichen Schicksale hier an letzter Stelle stünden.
„Diese Menschen gut und ordentlich und in einem Wohnbereich unterzubringen, das müssen wir tun, und das wollen wir tun. Diese Menschen darf man nicht an den Rand einer Stadt drängen. Das ist weder zulässig noch sinnvoll und zumindest vom sozialen Gedanken nicht adäquat.“
Umsetzung soll zügig erfolgen
Eine weitere Sorge der Anwohner sei die Pflege des Außenbereichs gewesen. Auch hier konnte beruhigt werden, die Stadt wird diese Aufgabe übernehmen. Die Belastung werde für die Anwohner geringer als befürchtet, ist sich Hense sicher.
Die Pläne für den Groiner Kirchweg 6-8 sollen nun so schnell wie möglich umgesetzt werden. „Wir werden zügig loslegen. Das wollten wir ja auch am Grüttweg“, sagt Sebastian Hense.
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