Emmerich-Praest. Projektgruppe Neue Mitte Praest und die Kirche informieren über Änderungen der Pläne für die Dorfmitte. Alternativideen erwünscht.

Die Projektgruppe Neue Mitte Praest und der Kirchenvorstand laden für Montag, 5. Mai, 19.30 Uhr zu einem Informationsabend und Gesprächsaustausch in die St.-Johannes-Kirche, Praest, ein. In den vergangenen Monaten hat der Kirchenvorstand intensiv nach Lösungen gesucht, wie baldmöglichst ein neuer Kindergarten erbaut und ein adäquater Ersatz für das Pfarrheim St. Johannes unter Einbeziehung der Kirche geschaffen werden könnte. Die bisher vorgelegten Pläne müssen nunmehr modifiziert werden. Der Kindergarten-Neubau soll jetzt an einer anderen Stelle in Praest zügig angegangen werden.

Projektgruppe und Kirche erklären, warum die Pläne sich ändern

Auch zum Stand der neuen Sachlage in dieser so wichtigen Angelegenheit werden wir berichten. Ebenso werden die Gründe, die zur Änderung der ursprünglichen Ideen geführt haben, erklärt und parallel soll mit den Teilnehmern des Informationsabend über Alternativen, wie beispielsweise die Errichtung eines Dorfgemeinschaftshauses, nachgedacht werden.

Zu diesem Punkt wird Uwe Klein vom Projektteam Dorfgemeinschaftshaus Uedemerbruch sprechen. Eine Vorabinformation dazu gibt es unter www.dghub.de.

+++ Das hatte die NRZ zuvor berichtet +++

Für die Dorfentwicklung in Praest setzt sich Markus Meyer seit vielen Jahren ein. Aber der parteilose Ortsvorsteher hadert mit dem Fortschritt. Das vom Rat verabschiedete Dorfentwicklungskonzept trage noch keine Früchte. „Seit dem Sommer ist nichts passiert, seit es im Rat vorgestellt wurde. Es wirkt so, als ob da Konzept nur in der Schublade liegt“, sagt Meyer. Und das trotz einer breiten Öffentlichkeitsbeteiligung.

Stadt ist abhängig von Dritten

Die Stadt Emmerich teilt den Eindruck: „Zentrale Projekt kommen nicht voran. Wir sind auf die Mitarbeit Dritter angewiesen. Es läuft, aber sehr schleppend“, schildert Stadtsprecher Tim Terhorst. Seien es die Kirchenprojekte, der neue Discounter an der Reeser Straße, Höhe Praestsches Feld, oder alles rund um den Bereich der Bahntrasse. Weder die Kirche, noch der Supermarkt-Investor, noch die Deutsche Bahn oder das Eisenbahnbundesamt (fehlender Planfeststellungsbeschluss für den dreigleisigen Betuwe-Ausbau) sind so weit, dass die Stadt weiter machen könnte.

Was ist mit dem Neubau der Kita St. Johannes? Das Gebäude ist bekanntlich marode. Inzwischen stehen auf dem Amtsplatz Container und die Kita ist umgezogen (ein Bericht hierzu folgt). Pfarrheim und Jugendheim sollen für den Neubau der Kita abgerissen werden, „aber da tut sich noch nichts“.

Inflation: Ohne höhere Mieten vom Land baut kein Investor eine Kita

Die NRZ hakte bei Dechant Bernd de Baey nach. Der ist erstmal froh, dass die Kita in der „Modullösung“ sehr gut aufgestellt sei. Das sehe zwar von außen nach einem Provisorium aus und sicherlich sei das keine Dauerlösung, aber im Inneren seien das „qualitätsvolle Räume“. Die Zentralrendantur hat das für den Träger Kirche gut in die Wege leiten können. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Stadt die Kosten für die Container für zwei Jahre übernommen hat, was über das erforderliche Engagement hinaus geht.

„Beim Neubau“, räumt der Pfarrer ein, „gibt es ein Problem. Wir haben keinen Investor.“ Und ohne baue das Bistum schon länger keine neuen Kita-Gebäude. Mehrere Investoren waren im Gespräch. Die Katholische Waisenhausstiftung war schon mal bereit für das Projekt, sagte aber ab, weil die eigenen Ressourcen für andere Aufgaben gebraucht wurden. Aber aktuell würde kein Investor einen Neubau übernehmen, weil das Land nach der Inflation der Baukosten die Miete nicht entsprechend erhöhe, betont de Baey: „Das Land ist verpflichtet zu reagieren. So können Investoren den Neubau nicht finanzieren.“

Kirche hat neun Kitas in Emmerich in Trägerschaft: Der Haushalt sei kaum auskömmlich

Zudem sei es der laufende Kita-Haushalt für die Träger kaum auskömmlich. „Das stößt schon sauer auf. Wir haben in Emmerich neun Kitas in kirchlicher Trägerschaft“, erinnert de Baey. Das Land müsse hier langsam mal reagieren.

Volksbank baut an der Sulenstraße

Voran geht es an der Sulenstraße. Hier wird das ehemalige Schwesternheim an der Ecke Rosenstraße gerade abgerissen. „Es war in einem erbärmlichen Zustand“, schildert Ralf van Bruck, Vorstand der der Volksbank Emmerich-Rees. Die Voba hat das Erbpachtgrundstück der Kirche erworben und wird hier ein wertiges Gebäude mit acht Wohnungen bauen. „In Praest fehlt es an Eigentumswohnungen. So tragen wir zur Dorfentwicklung bei“, erklärt van Bruck.

Die seniorengerechten, barrierefreien Wohnungen werden 63 bis 93 Quadratmeter groß sein und werden zu 3000 Euro/m2 verkauft. Ein recht teurer Preis, der wegen des Wegfalls der Fördermöglichkeiten und der gestiegenen Baukosten aber nicht anders profitabel zu realisieren sei, so der Voba-Vorstand. Das teilunterkellerte Gebäude wird „energetisch auf der Höhe“ sein; mit einer Erdwärmepumpe. Demnächst werde in der Filiale Praest das Gebäude noch präsentiert.

Ralf van Bruck rechnet mit einer Bauzeit von zehn bis zwölf Monaten, die unmittelbar nach dem Abriss starten werde. Das Unternehmen Koch & Vels konnte für die Bauunternehmung gewonnen werden.

Nichtsdestotrotz hofft der Dechant der Seelsorgeeinheit St. Christophorus/St. Johannes der Täufer, „dass wir bald bauen können. Es geht ja auch um die Herrichtung der Kirche und des Pfarrheims. Ob das mit Blick auf das neue Kostenniveau überhaupt gelingt, das weiß ich nicht. Womöglich sind wir da in Zukunft von Sponsoren abhängig“.

Die acht Wohnungen in dem Neubau, der hier ensteht, werden verkauft. Wegen der Baukosteninflation wird es nicht günstig.
Die acht Wohnungen in dem Neubau, der hier ensteht, werden verkauft. Wegen der Baukosteninflation wird es nicht günstig. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Fördermittel? Die Stadt prüft die neuen Möglichkeiten

Markus Meyer ist nur eines wichtig: „Wir waren uns in allen Gremien einig, dass der Umbau der Kirche und des Pfarrheims nicht zu Lasten des Kindergartenneubaus gehen darf.“ Wie man nun sieht, liegt das Problem in Düsseldorf.

Auch die Fördermittelakquise müsste übrigens vorangetrieben werden. Ministerin Silke Gorißen habe jetzt ein 18-Millionen-Euro-Dorfentwicklungsförderprogramm vorgestellt. „Das könnte passen, aber man müsste die Mittel jetzt beantragen“, schildert Meyer. Hier kann Terhorst aber versichern: „Das haben wir auf dem Schirm. Wir prüfen das gerade.“

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