Rees. Rund 300 Meter langes Teilstück des Deiches zwischen Haffen und Mehr ist mittlerweile gesichert. Wo aber außerdem noch Gefahr droht.
Das 300 Meter lange Teilstück des maroden Deichabschnittes zwischen Rees und Haffen ist mittlerweile gesichert, die 28 Tage gesperrte Deichstraße wieder frei. „Jetzt liegt uns auch die Genehmigung der Bezirksregierung für die bereits abgeschlossene Notmaßnahme vor, die der Deichgräf veranlasst hat“, sagt Holger Friedrich, Geschäftsführer des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze. Doch es drohe erhebliche Gefahr durch weitere extrem sanierungsbedürftige Teile der Hochwasserschutzanlage.
Und zwar zwischen Esserden und Bienen. Dort, am Banndeich, hätte man schon beim Extremhochwasser in den Jahren 1993 und 1995 sehen können, dass Sickerwasser, durchmischt mit Material aus dem Deich, durch den Schutzwall landeinwärts gedrückt worden war. „An dieser Stelle ist die Lage sehr gefährlich, sollte es zu einem ähnlich hohen Hochwasser kommen und die Schleusen des vorgelagerten Sommerpolders der Deichschau Grietherbusch geöffnet werden“, warnt Friedrich.
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Skelette von Kühen
Denn dann stünde das Wasser direkt am maroden, etwa drei Kilometer langen Deichstück. Der ist vom Aufbau her Jahrhunderte alt, weiß auch Carina Heisterkamp, beim Deichverband verantwortlich für den Bereich Technik. Bei archäologischen Voruntersuchungen, die vor etwa zehn Jahren als vorbereitende Maßnahmen für die Deichsanierung dort vorgenommen worden waren, habe man sogar noch zwei komplett erhaltene Skelette von zwei Kühen gefunden. Heisterkamp: „Das waren ganz offensichtlich Opfergaben“, eingegraben, um Schutz vor Fluten zu erbitten.
Dieser Schutz sollte heute eigentlich gewährleistet sein. Denn schon 1999 habe der Deichverband den ersten Antrag bei der Bezirksregierung gestellt, um den schon damals sanierungsbedürftigen Deich – er wurde immer nur erhöht und verbreitert, aber nie von Grund auf modernisiert – in Ordnung bringen zu lassen. Vergeblich, bis heute. Das besondere Problem bei diesem Teilstück: Im Notfall könnten die Deichverteidiger erst gar nicht mit schwerem Gerät bis an den Deich heranrücken – es gibt nämlich keine Wege zum Deich, der eigentlich nur ein hoher grüner Hügel sei, auch ohne Deichverteidigungsweg.
Hubschrauber nötig
„Die Hundertschaften, die dort im Notfall als Deichverteidiger im Einsatz wären, müssten mit Gummistiefeln, Spaten und Sandsäcken dorthin eilen“, weiß der Fachmann. Und Hubschrauber wären im Einsatz, ohne die notwendiges Verteidigungsmaterial gar nicht herangeschafft werden könnte. Ein Szenario, das Sorge bereitet und die Alarmglocken schrillen lässt.
Die Hoffnung, dass endlich und schnell etwas zum Bessern geschieht, um den Hochwasserschutz zu gewährleisten, hat man beim Deichverband aber doch. „Der Regierungspräsident hat dem Deichgräf versprochen, dass Anfang 2024 die Genehmigung für die insgesamt sechs Kilometer lange Deichsanierung zwischen Rees und Bienen kommt“, sagt Holger Friedrich.
Stehen in Startlöchern
„Wir stehen jedenfalls in den Startlöchern und würden sofort loslegen“, kündigt Carina Heisterkamp schon mal an. Sie rechne jetzt, nach dieser Aussage des Regierungspräsidenten, tagtäglich mit dem Planfestellungs-Beschluss. Schließlich würden genau das die Menschen hier nach den dramatischen Bildern im Land während des jüngsten Hochwassers von Düsseldorf erwarten.
Daher ist der Deichverband bereits mit der Ausführungsplanung gestartet, sodass auch die notwendige EU-Ausschreibung schnellstmöglich angestoßen werden kann.