Kreis Kleve. Reifendienste von Kleve bis Emmerich können sich wegen des Wintereinbruchs vor Arbeit kaum retten. Diese Empfehlung geben die Experten.
„Das ist gerade der absolute Wahnsinn!“ Hans-Georg Hermsen vom Autoglas- und Reifencenter in Goch am Sandthof bringt auf den Punkt, was sich gerade wohl in den meisten Autowerkstätten abspielt, die einen Reifendienst anbieten. Seit Ende Oktober – und erst recht, seit der Winter mit glatten Straßen Einzug am Niederrhein gehalten hat, wollen Autobesitzerinnen und -besitzer Ganzjahres- oder Winterreifen montieren lassen. Die NRZ hat in Betrieben in Emmerich, Kleve und Goch nachgefragt, was das für die Mitarbeitenden dort bedeutet.
Wohl noch 30 Prozent mit Sommerreifen unterwegs
„Viele Leute haben bis Ende Oktober aufgeschoben, einen Termin für die Montage bei uns zu machen“, berichtet Hermsen, der den Zwei-Personen-Betrieb zusammen mit Ehefrau Katja führt. Es sei ja schließlich noch lange warm geblieben. Sogar am 30. Oktober habe er noch Luft in seinem Kalender gehabt, sagt er. Seitdem sei „Vollgas“ angesagt. Wenn er jetzt keine Terminvergabe machen würde, „könnte ich vermutlich 24 Stunden durcharbeiten“. Es sei ziemlich heftig gerade.
Und dennoch, so schätzt er, seien es wohl 30 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer, die trotzdem noch mit Sommerreifen unterwegs seien. Er rät seinen Kunden zu Ganzjahresreifen, die sich für Regionen ohne viel Schnee eigneten. „Hier bei uns ist das meistens in Ordnung.“ Wer aber in schneereiche Gebiete fahren wolle, dem könne er das nicht empfehlen.
Fast nichts geht mehr und schon gar nicht ohne vorher einen Termin gemacht zu haben, heißt es auch aus Kleve von M&M Reifen an der Kalkarer Straße. „Wir stehen am Rande des Zusammenbruchs“, schildert Firmenchef Matthias Thijssen die Lage. In seinem Betrieb arbeiten zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte von 9 bis 18 Uhr in der Reifenmontage. Normalerweise schließt der Betrieb um 17 Uhr. Thijssen beobachtet einen Trend zu Ganzjahresreifen. „Die montieren wir aktuell überwiegend.“
Wegen des warmen Oktobers haben viele gewartet mit dem Reifenwechsel
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Kleve und dem Umland
- Kalkar: Kosmetikhersteller baut große Produktionshalle
- Kreis Kleve: Raderlebnistag Niederrhein mit 21 Routen geplant
- Goch: Das sind die Abiturienten des Gymnasiums
- Kleve: Neue Verkehrsberuhigung vor dem Pflegeheim Clivia
Ähnliche Erfahrungen wie seine linksrheinischen Kollegen macht auch Michael Beyerlein, Chef der Bebo Reifen & Service GmbH von der Reeser Straße in Emmerich. „Wir haben derzeit einen Terminvorlauf von drei Wochen“, sagt er. Dabei sei der Oktober noch angenehm verlaufen. „Es kommen einfach alle im November.“ Wegen der warmen Temperaturen im vergangenen Monat habe sich alles nach hinten verschoben. Insgesamt zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt seine Firma. Die aktuell letzte Terminvergabe ist am 18. Dezember. Reifen in den gängigen Größen, so Beyerlein, gebe es noch genügend. „Bei spezielleren Wünschen oder im SUV-Bereich und bei E-Autos wird es aber schon enger.“
Es ist nicht generell verpflichtend mit Winterreifen zu fahren. Auch eine gesetzlich festgelegte Frist zum Reifenwechsel gibt es nicht. Die bekannte Faustregel von O bis O, also von Oktober bis Ostern, ist nur ein erster Hinweis darauf, dass und wann neue Reifen aufgezogen werden sollten. Aktuell ist es wohl eher der Zustand der Straßen, der Kundinnen und Kunden in Scharen zu den Reifendiensten im Kreisgebiet treibt.
ADAC empfiehlt Winterreifen
„In Deutschland gilt die situative Winterreifenpflicht“, schreibt dazu der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) in seinem Online-Portal. Das bedeutet, bei winterlichen Verhältnissen wie Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch oder Reifglätte darf man nur mit Winterreifen fahren. Wer ohne unterwegs ist, muss mit einem Bußgeld von 60 Euro rechnen und einem Punkt in Flensburg. Behindert er andere Verkehrsteilnehmer, sind 80 Euro und ein Punkt fällig. „Wer bei winterlichen Straßen mit Sommerreifen fährt und einen Unfall verursacht, riskiert, dass die Leistungen der Kaskoversicherung gekürzt werden“, so der ADAC.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Emmerich, Rees und Isselburg
- Emmerich: Zwölf Wohnungen in alter Polizeiwache zum Schnäppchenpreis
- Emmerich: Das sind die schönsten Fotos vom Königsschießen in Praest
- Kreis Kleve: Raderlebnistag Niederrhein mit 21 Routen geplant
- Rees: Die NRZ verlost Karten fürs Haldern Pop Festival 2024
Der Automobilclub empfiehlt für solche Witterungsverhältnisse deshalb die Montage von Winterreifen. Man erkennt sie am Alpine-Symbol, einem Piktogramm mit Berg und Schneeflocke. Als wintertauglich gelten derzeit auch Ganzjahresreifen mit diesem Symbol bzw. dem Kürzel M+S (Matsch und Schnee).