Emmerich/Kleve. Auf dem Automarkt herrscht große Unsicherheit. Immer mehr Menschen entscheiden sich auch für große Reparaturen. KFZ-Meister erklären, warum.

Die Autowerkstätten in der Region haben aktuell deutlich mehr zu tun. Grund sind die deutlich gestiegenen Gebrauchtwagenpreise, aber auch die Unsicherheiten durch die Inflation und die Entwicklung auf den Neuwagensektor. Viele Kunden trauen sich noch nicht, den Schritt zum Elektroauto zu machen. Dieses Ergebnis zeigt sich nach einem Rundruf der NRZ bei hiesigen Autowerkstätten.

Viele Kunden sind verunsichert

Henrik Delsen, KFZ-Meister aus Emmerich-Elten, sagt, dass es aktuell eine schwierige Lage sei. Sein Betrieb habe schon immer gut zu tun gehabt, aber momentan merke man, dass viele Kunden verunsichert seien. Einerseits scheuen sie die Reparaturkosten und achten auf ihr Geld, andererseits sind sie jetzt eher bereit, auch größere Reparaturen durchführen zu lassen, weil sie wissen, dass es auf dem Gebrauchtwagenmarkt auch keinen günstigen Ersatz gibt.

Matthias Jakob hat seine Werkstatt am Ossenbruch in Emmerich. „Man merkt, dass viele Leute jetzt unsicher sind. Im Moment weiß keiner, was er tun soll. Der Gebrauchtwagenmarkt ist versaut und an das E-Auto trauen sich viele Kunden noch nicht heran. Der Anschaffungspreis ist noch viel zu hoch, die Reichweiten sind noch ein Problem und die Lademöglichkeiten. Wenn man keine eigene Solaranlage auf dem Dach hat, dann wird es schwierig.“

Viele entscheiden sich für eine Reparatur

Wo vor zwei Jahren der ein oder andere die Reparatur gescheut hat, entscheiden sich heute viele eher für den alten Wagen. „Das TÜV-Datum ist ja immer noch eine Wegmarke. Lohnt es sich noch den Wagen durch den TÜV zu bringen oder nicht“, sagt Jakob. Immer häufiger lautet die Antwort: Ja. Dabei bewegen sich auch die Reparaturkosten oft schnell im vierstelligen Bereich. Denn auch die Ersatzteile, gerade Originalteile von Autoherstellern, sind teuer und schwerer zu bekommen. „Aber da jammern wir noch auf einem hohen Niveau. Früher kam der Paketservice zwei bis drei Mal am Tag, jetzt muss man ein bis zwei Tage waren“, sagt Jakob.

Der Kalender von Ralf Römer ist in diesem Sommer gut gefüllt. Der Kfz-Meister von der Bebo Reifen & Service GmbH an der Reeser Straße kann sich über Arbeit nicht beklagen. Auch er stellt fest, dass die Kunden sich häufiger zur Inspektion melden und auch die Wartungsintervalle einhalten. Man schaut jetzt halt, dass der alte Wagen noch so lange wie möglich läuft. Die Gründe liegen für Ralf Römer auf der Hand: Am Markt sei es sehr schwer, einen Gebrauchtwagen oder einen Neuwagen zu bekommen. Zudem seien viel durch die galoppierende Inflation verunsichert.

Gebrauchtwagen sind durchschnittlich um 30 Prozent teurer geworden

Eine Analyse des Marktbeobachters DAT im Auftrag der Deutschen Presseagentur zeigt, dass die subjektiven Eindrücke durchaus eine objektive Grundlage haben. Die Preise auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel gestiegen. Ursächlich sei vor allem Neuwagenmarkt, der aufgrund von Lieferkettenprobleme um 20 Prozent eingebrochen sei. Da es deutlich weniger Neuwagen gebe, ist es auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt knapp geworden.

Im Durchschnitt wurden für das Fahrzeug im vergangenen Jahr 27.900 Euro fällig. Diesel verteuerten sich sogar um 31,8 Prozent auf im Schnitt 28.960 Euro. Die Zahlen beziehen sich auf dreijährige Gebrauchtwagen quer über alle Segmente und Marken.