Rees. Aus Ausleihen von Büchern, Comics, CDs oder Filmen in der Reeser Bücherei soll teurer werden. Darum sollen auch Kinder baldmehr bezahlen.
Die Stadt Rees schlägt vor, die Ausleihgebühren für Kinder und Jugendlich von acht auf zehn Euro zu erhöhen. Im Kulturausschuss begründete Fachbereichsleiterin Sigrid Mölleken den Aufschlag mit einem veränderten Nutzerverhalten. Die Grünen finden das nicht in Ordnung.
Sigrid Mölleken wies zunächst darauf hin, dass die letzte Änderung der Gebührenordnung Ende 2015 erfolgte. Seitdem habe sich die Medienwelt verändert - auch in der Stadtbücherei Rees. Vor allem im Online-Bereich stünden den Nutzern viele neue Medien zur Verfügung. Dennoch sollten die Gebühren sozialverträglich sein und nicht abschrecken.
Moderate Anpassung geplant
Angesichts der Preissteigerungen auch bei Büchern und anderen Medien soll die Benutzungsgebühr nun „moderat“ angepasst werden. Die Jahresgebühr für die Nutzung der Stadtbücherei für Erwachsene beträgt nun 20 Euro pro Jahr, womit eine Familie - die Anzahl der Kinder spielt dabei keine Rolle - alle Angebote nutzen kann.
Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, die nicht in einer Familienkarte erfasst sind, soll der Jahresbetrag von derzeit acht auf zehn Euro angehoben werden. „Pro Monat weniger als ein Euro für die uneingeschränkte Nutzung der Angebote“, so Möllenbeck. Die Überschreitung der Leihfrist erhöht sich pro Medieneinheit um 50 Cent pro Woche, jede weitere Woche um einen Euro, mit dem erzieherischen Ziel, die Medien fristgerecht zurückzugeben. „Das soll nicht zur Gewohnheit werden“, begründete Sigrid Mölleken.
In anderen Kommunen kostenlos
Sebastian Hiller von den Reeser Grünen wunderte sich: In anderen Kommunen wie Kalkar, Wesel, Bocholt, Emmerich, Kleve sei es nach eigenen Recherchen überall kostenlos für Kinder, Bücher auszuleihen. „In Zeiten, in denen immer weniger gelesen wird, wäre es schön, wenn nicht noch eine zusätzliche Barriere aufgebaut würde.“ Die Fraktion begrüßt diese Neuerung überhaupt nicht.
Es ginge vor allem um die Kinder aus Familien, die sonst nicht ausleihen. Wenn sie alleine in dei Bücherei gehen würden, würde man es ihnen noch schwerer machen, wenn es teurer würde. In den umliegenden Städten und Gemeinden gäbe es oft ein Gratis-Angebot.
Moderate Erhöhung ist sinnvoll
Grundsätzlich habe es mit der Gebühr von acht Euro nie Probleme gegeben, die moderate Erhöhung um zwei Euro seit 2015 erscheine sinnvoll, so Bürgermeister Sebastian Hense. Die CDU-Ratsfraktion verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Angebote für Kindergärten und Schulen. Wenn Eltern nicht lesen, müsse man darüber nachdenken, das erste Jahr freizustellen. Ansonsten sei von einer moderaten Anpassung die Rede. „Wer für acht Euro liest, liest auch für zehn Euro.“
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Kämmerer Andreas Mai findet deutliche Worte: „Überall explodieren die Kosten. Wir sponsoren die Bücherei schon immens mit 400.000 Euro im Jahr.“ Die zwei Euro seien hier also ein Tropfen auf den heißen Stein. Man sei in der Endphase der Haushaltsaufstellung. Eventuell werde man in die Haushaltssicherung rutschen. „Wir werden es vermutlich letztmalig für das nächste Jahr schaffen, dort nicht reinzukommen. Für 2025 sehe ich überhaupt keine Möglichkeit, wenn wir nicht rigoros was ändern.“ Dann kämen ganz andere Auflagen. Man müsse sich der Aufsichtsbehörde gegenüber verantworten, der gesamte Haushalt müsse dann angepasst werden.
Bücher sind deutlich teurer geworden
Der Reeser Bürgermeister stellte noch einmal klar: „Wir wollen nicht das Lesen erschweren, sondern dazu beitragen, dass Kinder lesen.“ Die Bücherei sei nicht kostendeckend, sondern ein Subventionsprojekt. Man wolle auch für die Digitalisierung der Schulen noch mal „richtig was machen“. Trotzdem: Die Aufsichtsbehörde würde Andreas Mai bestätigen: In diesem Kontext seien zwei Euro erträglich.
Sigrid Mölleken ergänzte: „Die Preisentwicklung ist deutlich: Zehn Euro im Jahr, dafür gäbe es mit etwas Glück ein Kinderbuch, für 20 Euro im Jahr bekäme man kaum noch ein Hardcover. Das sei die Entwicklung. „Wir haben zwei Möglichkeiten in der Bücherei Teilkosten einzuholen: Weniger Medien einkaufen oder moderat die Gebühren zu erhöhen.“
Armut und bildungsfern korrelieren
Die Fraktion der Grünen bleibt dabei: „Leute, die es nicht so dick in der Tasche haben, die haben ein Problem.“ Armut und bildungsfern seien eben stark korrelierend. Zehn Euro für die Bücherei könnten dem Kind aus diesem Grund von den Eltern verweigert werden. „Das wollen wir nicht“. Die Barriere müsste so niedrigschwellig wie möglich sein.
Der Kulturausschuss beschloss die Vorlage mit drei Gegenstimmen. Durch die Erhöhung werden Einnahmen von zusätzlich 6000 Euro erwartet. Die Gebührenordnung tritt am Tage der Bekanntmachung in Kraft. Die Entscheidung fällt im Rat am 12. Dezember.