Emmerich. Vor Unterrichtsbeginn herrscht auf den Straßen an den Grundschulen in Emmerich oft Chaos. Elterntaxis gefährden den Verkehr. Stadt handelt nun.

Bürgermeister Peter Hinze erinnert sich. „Als ich klein war, bin ich nie mit dem Auto zur Schule gebracht worden.“ Wenn sein Fahrrad kaputt war, hieß es „geh’ zu Fuß“, wenn es regnete, kam der Rat „Zieh Dir eine Jacke an“. Doch Emmerichs Oberhaupt weiß natürlich: Die Zeiten haben sich geändert. Immer mehr Kinder werden morgens mit dem Pkw zu den Grundschulen gebracht.

„Und hier natürlich auch gern bis vor die Tür gefahren“, schildert Norbert van de Sand von der Verkehrswacht Kreis Kleve seine Beobachtung. Doch gerade das sei fatal. Denn durch die wild geparkten Autos werden so wichtige Dinge wie Sichtachsen und Wege versperrt – vorrangig eben für jene Kinder, die noch selbst zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kommen.

In Emmerich wurde die erste Zone 2018 eingerichtet

Die chaotischen Szenen vor Unterrichtsbeginn, weil viele Eltern gleichzeitig ihre Kinder mit dem Auto bringen, haben auch die Schulleitung der Liebfrauenschule in Emmerich handeln lassen. „Wünschenswert wäre es natürlich, dass die Kinder allein zur Schule laufen oder mit dem Fahrrad kommen“, sagt Rektorin Judith Flegel. Und auch Norbert van de Sand plädiert dafür, doch er weiß auch: „Immer ist das nicht möglich, weil einige zu weit weg wohnen.“

Um die so genannten Elterntaxis geregelter soweit wie nötig vorfahren zu lassen, wurde nun durch eine gute Kooperation von Schule, Verkehrswacht, Polizei und der Stadt Emmerich zumindest an der Liebfrauen Abhilfe geschaffen. Als zweite Schule in Emmerich bekommt die Grundschule eine so genannte Hol- und Bringzone – an der Leegmeerschule gibt es selbiges schon seit 2018. „Und wir haben dort damit auch gute Erfahrungen gemacht“, sagt van de Sand.

Verkehrswacht sagt, wie die Hol- und Bringzone genutzt werden soll

Dies wird nun hoffentlich auch an der Liebfrauenschule so sein. Wie viele Kinder hier morgens mit dem Pkw kommen, kann Judith Flegel nicht genau sagen. „Aber wenn es regnet – oder auch im Winter – sind es mehr als bei gutem Wetter oder im Sommer.“ Neben dem Schulhof auf der Karolingerstraße gab es schon immer eine Einbuchtung für Parkplätze.

Zwei Schilder weisen hier nun eine Hol- und Bringzone aus. Wie die genutzt wird, weiß der Fachmann von der Verkehrswacht. „Der Sinn ist es, hier sein Kind wirklich nur aussteigen zu lassen. Und zwar auf der rechten Seite zum Bürgersteig hin“, sagt van de Sand. Von hier kann das Kind dann allein sicher zum Schuleingang laufen.

Stadt prüft weitere mögliche Hol- und Bringzonen an den Grundschulen

An der Speelberger Straße ist nun ein Halteverbot eingerichtet.
An der Speelberger Straße ist nun ein Halteverbot eingerichtet. © FUNKE Foto Services | Sabine Stein

„Der Platz an dieser Stelle war ideal“, sagt Fachbereichsleiter Jens Bartel. Die Gegebenheiten durch die Einbahnstraße und die Nähe zur Schule stimmten. Solche Bedingungen gibt es nämlich nicht an allen Emmericher Grundschulen. In Elten oder Hüthum ist die Sache nämlich etwas verzwickter. „In Praest ist die Situation generell etwas ruhiger. Und an der Rheinschule werden wir erst etwas später nach anderen Umbauarbeiten eine solche Zone einrichten“, so Regina Pommerin, seitens der Stadt Emmerich.

Auch Norbert van de Sand hätte gern mehr solcher Zonen – wenn Eltern schon ihre Kinder fahren. Er weiß aber, dass sie nicht überall umsetzbar sind. „Aber insgesamt haben wir nun schon zehn Hol- und Bringzonen im Kreis. Etwa in Emmerich, Kleve, Goch und Kranenburg“.

Schule will Kinder weiter motivieren, lieber zu Fuß oder mit dem Rad zu kommen

Um die neue Hol- und Bringzone an der Liebfrauenschule noch zu verstärken, hat die Stadt im Übrigen vor der Schule auf der Speelberger Straße ein Halteverbot eingerichtet. Hier ließen bislang gern die Eltern ihre Kinder aus dem Auto – die dann sogleich auf einem Fahrradweg ausstiegen. Natürlich sind das Maßnahmen, die kontrolliert werden müssen – durchs Ordnungsamt und die Polizei. Was vor allem auch in nächster Zeit geschehen soll.

Judith Flegel wird nun allen Eltern der Schule schreiben und auf die neue Zone hinweisen. Und natürlich auch weiterhin die Kinder motivieren, lieber zu Fuß oder mit dem Rad zu kommen.