Emmerich-Hüthum. Am Ingenhof in Emmerich haben Privatgruppen nun Erdbeer-Reihen gemietet. Bauer Alexander Bossmann kommt ihnen in einem Punkt noch entgegen.
Das Erdbeer-Mietreihen-Projekt auf dem Ingenhof in Hüthum, das Privatgruppen exklusive Pflückrechte für einen 25 Meter langen Reihen-Abschnitt gewährt, wird starten. „Bei dem Treffen am Sonntag haben sich acht Gruppen zusammengefunden“, berichtet Landwirt Alexander Bossmann.
Man habe sich darauf geeinigt, dass die Mieter zu jeder hellen Tageszeit pflücken dürfen, auch außerhalb der eigentlichen Öffnungszeiten des Hofladens: „Das sahen die Mieter als einen großen Vorteil an“, so Bossmann, der davon ausgeht, dass die Mieter über Pfingsten ihre ersten eigenen Erdbeeren pflücken können.
Weitere Interessierte melden sich unter: 0170/2068019.
+++ Das hatte die NRZ zuvor berichtet +++
Es geht los: Erdbeer-Bauer Alexander Bossmann aus Hüthum wird ab Mittwoch, 17. Mai, 9 Uhr, seine ersten Erdbeeren der Saison auf dem Emmericher Wochenmarkt und ab 10 Uhr am eigenen Hof verkaufen. Alegro, die würzig-peppigere Sorte, ist reif für den Gaumenschmaus. Lambada, die beliebte süße Erdbeere, ist auf der Zielgraden. Beide Sorten sind jetzt schon herrlich saftig.
Start mit vier Euro: Preise hängen von der Ernte und der Abnahmemenge ab
Der Landwirt vom Ingenhof sieht den Vorteil, dass seine Erdbeeren das volle Wetter bis zur Reife mitbekommen: „Das ist der Unterschied im Aroma zu Tunnel- oder Treibhausware.“ Je verfrühter die Früchte geerntet werden, desto flauer würden sie.
Die Preise hängen sehr von der Größe der Ernte ab. Alegro werde zunächst bei vier Euro pro Schale (500 g) liegen; später und sowieso je nach Abnahmemenge günstiger werden. Lambada kommt zum selben Preis wohl kommende Woche auf den Markt.
Erdbeer-Fläche auf 6300 Quadratmeter reduziert
Selbstpflücker werden erst ab Ende Mai zugelassen. Hier wird meist mit Kilopreisen gerechnet. Das Kilo werde zwischen drei und fünf Euro je nach Kaufmenge kosten.
Bossmanns Fokus ist der Ackerbau und mit zunehmenden Problemen bei der Ernte und dem Verkauf hat er die Anbau-Flächen für Erdbeeren reduziert auf 6300 Quadratmeter. In guten Zeiten waren es mal vier Hektar, kurzzeitig auch mal 4,5 Hektar, erinnert der Landwirt. Damals waren sieben bis acht Supermärkte und fast ein Dutzend Markthändler feste Abnehmer.
Zentrierte Preispolitik der Supermärkte passt oft nicht zur Erntelage vor Ort
Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Die Preispolitik der Händler und Supermärkte sei häufig durch zentrale Vorgaben geprägt: „Das passt oft nicht zu meiner Lage. Die Preise sollten davon abhängen, ob ich viel oder wenig ernten kann. Es beißt sich oft“, musste Bossmann einsehen.
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Zudem sei die Personalfindung eine Katastrophe geworden. „Als mein Vater 1959 mit den Erdbeeren anfing, haben die Hausfrauen aus Hüthum gepflückt“, erinnert sich Bossmann. In den 70ern kamen die Frauen der türkischen Gastarbeiter, die froh um jegliche Beschäftigung waren und darüber ihr erstes Geld selbst zu verdienen. Die nachfolgende Generation fand hier ausgebildet andere Jobs. In den 2010ern kamen die Polinnen zum Ingenhof. Als in der Heimat die wirtschaftliche Lage immer besser wurde, kamen auch sie nicht mehr. Helfer aus immer ferneren Ländern, das wollte Bossmann aus Nachhaltigkeitsgründen nicht, zumal die sprachlichen Barrieren größer würden.
Wer möchte sich seine exklusive Erdbeer-Reihe zum Selbstpflücken mieten?
Nun fokussiert sich Bossmann auf den Verkauf an den Endkunden auf den Wochenmärkten in Emmerich und Elten sowie am eigenen Hof: „Das macht noch Spaß.“
Noch nicht aufgegeben hat der Landwirt die Idee, 25 Meter einer 100-Meter-Reihe an Interessenten exklusiv zu vermieten (die NRZ berichtete im vergangen Jahr). „Läuft es schlecht, erntet man 25 Kilo in der Saison, läuft es gut, bis zu 75 Kilo. Aber regelmäßige Pflückdisziplin ist gefragt“, so Bossmann. Für die Reihe veranschlagt der Landwirt 100 Euro. Wer gut pflückt, erzielt sehr gute Preise in der Endabrechnung.
Besprechung für Interessenten am Sonntag, 21. Mai, 15 Uhr
Aber der große Vorteil aus Sicht der Mietpflücker ist ohnehin ein anderer: „Die Erstlinge sind die dicksten und Größten. Die Mietpflücker bekommen von Anfang an die besten Erdbeeren. Im Gegensatz dazu habe ich die Fläche der normalen Selbstpflücker zuvor schon zwei-, dreimal durchgepflückt“, erinnert Bossmann.
Am Sonntag, 21. Mai, um 15 Uhr können Interessenten für eine Besprechung zum Thema Mietpflücker gerne zum Ingenhof kommen. Hier könne über Details gesprochen werden, etwa auch über die Pflückzeiten über die Öffnungszeiten hinaus, wie und wie oft am besten zu pflücken sei, den respektvollen Umgang mit den Reihen der anderen und so weiter. Eigene Ideen können eingebracht werden. Im Hofladen kann die eigene Ernte übrigens auch gewogen werden.
Nach der Berichterstattung im Vorjahr zeigten sich zunächst viele interessiert, am Ende blieben leider nur fünf ernsthaft Interessierte. Mit einer solch kleinen Runde würde Bossmann durchaus starten, um Erfahrungen zu sammeln, aber eigentlich möchte er die Sache größer aufziehen, um weniger mit Personalmangel kämpfen zu müssen.
Der Ingenhof an der Felix-Lensing-Straße 40 in Hüthum öffnet den Hofladen täglich von 10 bis 17 Uhr. Bei Rückfragen zum Mietpflücken gerne unter 0170/2068019.
>> Rehe mögen Bossmanns Erdbeeren zu gern
Ein recht neues Problem der vergangenen Jahre stellen Rehe dar, die die Erdbeeren in Hüthum mögen. Alexander Bossmann hat sogar einen elektrisch aufgeladenen Zaun aufgebaut: „Aber irgendwie kommen sie doch hinein und fressen mir die Stängel ab.“
Ein Stängel könnte am Ende 150 bis 250 Gramm Erdbeeren tragen. Also ein herber Verlust.