Rees/Emmerich. Bestatterin Tanja Warning begleitet Eltern im pränatalen Todesfall. Nach einen Studienlehrgang kann sie auch über deren Rechte aufklären.
Der Gedanke kann einem die Luft zum Atmen nehmen. Eine junge Familie erwartet ein neues Leben. Eine neue Liebe. Doch die Vorfreude wird nicht nur entzogen, sondern komplett umgekehrt. Das ungeborene Kind stirbt noch im Mutterleib. Ein sogenanntes Sternenkind.
Tod bei Kindern ist ein Tabu-Thema
Auch in diesem besonders schweren Moment der Trauer möchte die Bestatterin Tanja Warning begleiten. Um besser qualifiziert zu sein, hat sie einjährigen Studienlehrgang im Januar abgeschlossen: Begleiterin für Familien beim Frühtod ihres Kindes und nach pränatal-medizinischer Diagnose. „Es war mir eine Herzensangelegenheit diesem Thema eine Stimme zu geben, weil Tod und Tod bei Kindern in unserer Gesellschaft ein Tabu-Thema ist“, erklärt Warning ihre Motivation.
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Grundsätzlich möchte Bestattungen Warning über den Tellerrand hinaus blicken, und Hinterbliebenen auch nach dem Trauerfall noch zur Seite stehen. „Begleiten“, wie es im Slogan stehe, das komme hier ins Spiel, ergänzt Mitarbeiter Andre Bossmann. Die Ausbildung sei wichtig gewesen, um das Fachwissen zu bekommen.
Familien haben ein Recht auf eine Bestattung des verstorbenen Fötus’
In der Ausbildung ging es um medizinische, rechtliche und vor allem zwischenmenschliche Themen. Auch Hebammen, Erzieher und Trauerbegleiter absolvieren diesen Studiengang, den Hopes Angel in St. Augustin anbietet. Dabei handelt es sich um ein bundesweites Netzwerk der Trauerbegleitung für Groß und Klein.
Was viele Familien nicht wissen: „Sie haben ein Bestattungsrecht. Darüber wird man nur selten informiert. Da gibt es Aufklärungsbedarf“, unterstreicht Warning. Auch die ungeborenen, verstorbenen Kinder hätten eine Daseinsberechtigung. Mit einem Namen, einem Eintrag im Personenstandsregister und somit auch im Stammbuch der Familie, einer Beerdigung – keine Sammelbeerdigung. „Das ist wichtig für die Trauerbewältigung“, unterstreicht Tanja Warning.
Viel zu oft werden Föten noch „entsorgt“
Und dann ist da die oft noch unklare Diagnose. Denn nach einem ersten kritischen Befund sei oft noch längst nicht sofort klar, dass der Fötus nicht lebensfähig ist. Also bedeutet das für die Familien erstmal ein Dasein zwischen Hoffnung und Trauer. Zwischen Herz und Kopf. „In der Zeit ist eine Eins-zu-Eins-Betreuung wichtig“, findet Tanja Warning, die auch immer zu einer medizinischen Zweitmeinung rät.
Viel zu oft würden die Föten noch „entsorgt“. Auch dafür, ihr verstorbenen Kinder nochmal zu sehen, müssten Eltern noch teils kämpfen. Binden Eltern die Begleitung durch Bestattungen Warning ein, dann „wird für diese Kinder eine Abschiednahme in unseren Räumlichkeiten vorbereitet“, erklärt Bossmann.
Verarbeitung des Todes ist auch wichtig für weitere Familienplanung
Der Trauerfall wirkt sich oft auch auf die weitere Familienplanung aus: „Die Familien sind oft angespannt bei weiteren Schwangerschaften. Da ist die Angst, dass es nochmal vorkommt. Deshalb ist die Verarbeitung wichtig.“ Man müsse lernen zu Ereignisse zu trennen. Und was macht so ein Trauerfall mit der Familie? Mit der Partnerschaft? Teils würden Elternteile auch einzeln beraten. Und oft fänden Gespräche in nicht herkömmlichen Räumen statt: im Café, bei einem Waldspaziergang. Hier müsse ohne Zeitdruck und feinfühlig gesprochen werden: „Das nimmt uns als Bestatter sehr ein“, so Warning. Da helfe die Ausbildung auch im Selbstschutz des Bestatters.
Bestattungen Warning ist in Rees am Kirchplatz 16 angesiedelt und in Emmerich an der Dederichstraße 23. Weitere Infos unter www.warning-bestattungen.de.
>> Patentierter Teddybär „Trösterchen“
Bestattungen Warning hat sich den Teddybären „Trösterchen“ patentieren lassen. Der Teddy wird den Kindern der Familien mitgegeben: „Er ist ein Begleiter, ein Zuhörer, er spendet Trost und Sicherheit“, so Warning. Die Familien meldeten zurück, dass „Trösterchen“ tatsächlich funktioniere. Da komme es vor, dass der Teddy mal ganz plötzlich gepackt werde, um seine Tränen loszuwerden.
In dem genannten Netzwerk agiert das Bestattungsinstitut mit kompetenten Partnern. Einen Sternenkinder-Fotograf habe man an der Hand; mit Mandy Rumahi aus Rees eine Kinder- und Jugendlichen-Trauerbegleiterin, die ihren Hund Elli zum Therapiehund ausgebildet hat.
Während an Palm- und Totensonntag jedes Jahr ein Trauercafé für Erwachsene im Reeser Kolpinghaus mit Trauerbegleiterin Beate Diel angeboten werde, sei geplant, nun auch regelmäßige Begegnungen für trauernde Kinder und Jugendliche einzuführen. Hierfür sei Mandy Rumahi ideal.