Praest. Linda Wittenhorst ist neue Vorsitzende des Blasorchesters Praest. Ende des Monats steht ein großes Konzert in Emmerichs Musentempel an.
Der Opa war im Spielmannszug und der Onkel auch. Und wenn der Zug dann durch Praest marschierte und fröhliche Musik machte, war Linda Wittenhorst ganz gebannt. So gebannt, dass sie auch gerne ein Instrument lernen und mitspielen wollte. Dabei gab es nur ein Problem: Sie hatte bereits ein Hobby, Reiten. „Seit meinem vierten Lebensjahr bin ich geritten“, erinnert sich die heute 35-Jährige. Die Eltern fanden, sie müsse sich entscheiden. Also machte das Reiten eine Pause, als sie zwölf Jahre alt war, und sie fing mit dem Klarinettenspielen an. Das sind ja mal echte Prioritäten.
Seit ein paar Jahren hat sie allerdings wieder ein Pferd, ein perfekter Ausgleich, findet sie. Inzwischen ist sie die Vorsitzende des Blasorchesters Praest. „Das ist ein Herzensding“, verrät sie. Eine Art zweite Familie. Selbst die Blasorchester-Freunde, die irgendwann weggezogen sind, kommen zum Schützenfest zurück. So stark ist die Bindung, die die Musikerinnen und Musiker zueinander aufgebaut haben.
67 aktive Mitglieder
Aktive Mitglieder hat das Blasorchester derzeit 67, die Altersspanne geht von 16 bis Mitte 70, das Durchschnittsalter liegt bei 36 Jahren. Zahlen, die viele Vereine vor Neid erblassen lassen.
Warum ist das Blasorchester so generationenübergreifend erfolgreich? Linda Wittenhorst glaubt, dass es mit der generellen Freude an der Musik zu tun hat, mit der Aufrechterhaltung der Tradition: „Im Dorf hat das einen besonderen Charakter“, sagt sie. Wenn das Orchester durchs Dorf zieht und eine Parade oder den Zapfenstreich spielt, kommen die Leute auf die Straße, gucken zu, freuen sich. „Gerade heute, wo so vieles online läuft, ist es doch wunderbar, wenn man etwas echt erlebt.“
Dabei sind es nicht nur Leute aus Praest, die mitspielen. Es gibt auch Xantener, Wisseler, Emmericher oder Menschen aus anderen Dörfern, die im Lauf der Zeit dazugestoßen sind. Geprobt wird immer freitags. Auch das, findet Linda Wittenhorst, könnte ein Grund sein, warum hier so viele Freundschaften entstanden sind: Nach der Probe steht man zusammen, trinkt etwas, es ist ja dann Wochenende.
In der Presse- und Marketingabteilung der Hochschule
Die neue Vorsitzende hat nach der Realschule eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht, dann an einer Privathochschule ein Jahr Design und Kommunikation studiert. Danach wechselte sie zur Hochschule Rhein-Waal und absolvierte hier den Studiengang Information and Communication Design, um anschließend in der Presse- und Marketingabteilung der Hochschule zu arbeiten. Klar, dass sie die Plakate und Karten für das alljährliche Frühlingskonzert des Blasorchesters gestaltet.
Publikum wählt die Stücke
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Und das wird in diesem Jahr stattfinden am Sonntag, dem 30. April, um 17 Uhr im Stadttheater Emmerich. Versprochen ist ein buntes Programm, bei dem es sogar eine Publikumsbeteiligung gibt: Die Besucher dürfen aus je drei Walzern, Polkas und Märschen per Applaus je ein Stück auswählen, das dann gespielt wird. „Wir suchen ja immer Stücke aus, aber wissen nie so recht, ob sie auch den Geschmack des Publikums treffen“, erklärt Linda Wittenhorst.
Auftritt im Stadttheater
Einen Auftritt bei diesem Konzert hat auch das Jugendorchester. Nachwuchsarbeit ist schließlich einer der wichtigsten Punkte, damit die inzwischen 70-jährige Tradition auch so munter weitergeht. Fünf Ausbilder unterrichten die 20 Kinder in den unterschiedlichen Instrumenten. Bei St. Martinszügen und bei Auftritten vor Weihnachten etwa in Altenheimen üben die Kinder gemeinsame Auftritte.
In weiteren Formationen aktiv
So war es auch bei Linda Wittenhorst, bevor sie als Jugendliche ins Blasorchester wechselte. Ihre dreijährige Tochter hat noch etwas Zeit, bis sie vielleicht auch Musik machen will. Linda Wittenhorst jedenfalls hat neben dem Blasorchester noch Freude an kleineren Formationen. So spielt sie in der orchestereigenen Egerländergruppe mit, bei den 11-Zylindern und den Tanzmusikern Charly und seine Freunde. Jetzt noch der Vorsitz: „Ich bringe mich gerne ein“, sagt sie, „ich bin ein kreativer Mensch.“ Und außerdem, fügt sie hinzu, laufe im Verein vieles von allein: „Da sind viele Leute aktiv, die super mitmachen.“