Rees. Im Rahmen der Sanierung der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Rees wurde eins der beiden Turmkreuze demontiert. Darum war das keine leichte Arbeit.

Mit ein wenig Sorge, aber trotzdem gut gelaunt blickt Pastor Michael Eiden in Richtung der Spitze des Ostturms der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in der Reeser Innenstadt. Von oben dringen Arbeitsgeräusche bis nach unten. „Das Kreuz muss jetzt demontiert werden, weil der Wind langsam stärker wird“, erklärt der Seelsorger. Oben ist das Team um Bauklempner-Meister Gerald Plenter aus Münster schon damit beschäftigt, das Kreuz an der Turmspitze zu lösen.

Von unten betrachtet ist erstmal nicht viel zu sehen von den Arbeiten oben auf dem Turmdach. Bis dann doch mal eine Gestalt neben dem Kreuz auftaucht. „Es ist oft spannend, bei solchen Kreuzen zu sehen, wie groß die eigentlich sind“, kommentiert Pastor Eiden. Und tatsächlich überragt das Kreuz auf der Kirchturmspitze den danebenstehenden Handwerker deutlich.

Kreuz soll auf Schäden überprüft und neu vergoldet werden

Die Demontage des Kreuzes ist ein Teil der umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Kirche. „Das Kreuz soll auf Schäden überprüft und neu vergoldet werden“, erklärt Pfarrer Eiden. Dass Letzteres mal wieder nötig sein könnte, erkennt man auch als Laie bereits von unten: Während das zu restaurierende Kreuz aussieht, als wäre es aus angelaufenem Kupfer gefertigt, strahlt das Christzeichen auf dem zweiten Turm der Kirche golden im Sonnenschein.

Dass oben auf dem Kirchturm die Arbeiten laufen, scheint unten nicht viele Menschen zu stören. Die einzigen, die in Richtung der Turmspitze blicken, sind die Mitglieder des Kirchenvorstands, die sich ein wenig vom Kirchplatz entfernt haben, um einen besseren Blick auf das Dach des verhüllten Turms zu haben, wo die Arbeiten laufen. „Wir haben den Termin extra nicht vorher bekannt gegeben, weil so etwas natürlich immer Schaulustige anlockt“, erklärt Pastor Michael Eiden. Bei einer ähnlichen Aktion an einer anderen Kirche hatte er ein kleines Verkehrschaos erlebt, dass er so nur ungern in Rees verantwortet hätte.

Turmkreuz schwebt am Kran in Richtung Boden

So bleibt es, nach gut halbstündigen Vorarbeiten auch fast unbemerkt, als sich der Baukran, der neben dem Kirchenturm steht, in Bewegung setzt, an dem das Turmkreuz befestigt ist. Langsam schwebt das Kreuz aus rund 30 Metern Höhe kommend über das Kirchengebäude hinweg. „Das schaukelt aber ganz schön“, kommentiert ein Passant, der stehengeblieben ist, um sich das Schauspiel anzusehen.

Das demontierte Turmkreuz liegt auf der Ladefläche eines Transportfahrzeugs. Es soll nun auf Schäden überprüft und dann neu vergoldet werden. Auf der Oberfläche erkennt man teilweise noch die Grenzen der alten Blattgold-Plättchen.
Das demontierte Turmkreuz liegt auf der Ladefläche eines Transportfahrzeugs. Es soll nun auf Schäden überprüft und dann neu vergoldet werden. Auf der Oberfläche erkennt man teilweise noch die Grenzen der alten Blattgold-Plättchen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Tatsächlich wird das Kreuz immer wieder leicht in Drehung versetzt und glitzert an einigen Stellen golden im Sonnenlicht. Einige Minuten dauert es, bis das Kreuz sanft auf der Ladefläche eines Transportfahrzeuges der Firma Plenter aufsetzt und schließlich in liegender Position zur Ruhe kommt. Hier sieht man es dann deutlich: Die Schicht der Vergoldung, die das Kreuz einst in der Sonne zum Leuchten gebracht hat, ist in großen Teilen verschwunden – anders als beim Kreuz auf dem Westturm der Kirche. „Das wurde in jüngerer Zeit aufgefrischt“, erklärt Sarah Hutt vom Ingenieurbüro Hutt, das die Planung für die Arbeiten an der Kirche gemacht hat, den Unterschied im Aussehen zwischen den beiden Kreuzen.

Schwierige Arbeiten bei der Kreuzdemontage

„Wir haben uns heute das beste Wetter für diese Arbeiten ausgesucht“, sagt sie mit einem Anflug von Sarkasmus weiter. Der Wind machte den Handwerkern auf der Turmspitze etwas zu schaffen. Bauklempner-Meister Gerald Plenter wurde sogar seine Brille vom Turm geweht. „Die ist allerdings ganz geblieben“, sagt Sarah Hutt.

Auch die Demontage des Kreuzes, das aus einem Stahlskelett im Innern mit Kupferblechen außen besteht und mehr als 140 Kilogramm wiegt, verlief nicht ganz so, wie geplant. „Das war gar nicht so leicht“, erklärt Pastor Michael Eiden. Denn durch Korrosion waren der Metallstift, der zur Befestigung des Kreuzes auf der Kirchturmspitze dient und die gleichfalls aus Metall bestehende Halterung quasi untrennbar miteinander verwachsen. „Da bewegte sich nichts mehr“, erklärt der Seelsorger. Am Ende musste eine Säge genutzt werden, um das Kreuz vom Turm zu trennen.

Das soll nun in einem Spezialbetrieb – welcher ist noch nicht klar – auf Schäden überprüft und dann neu vergoldet werden. „Das war schon vorher mit Blattgold vergoldet und das soll jetzt auch wieder gemacht werden“, erklärt Sarah Hutt. So soll das Kreuz auf dem Kirchturm am Ende in neuem Glanz erstrahlen.

>>>Restaurierungsarbeiten an der Kirche

Die Sanierungsarbeiten an der Kirche St. Mariä Himmelfahrt werden noch bis 2024 dauern.

Für 2023 ist die Sanierung des Ostturms und des Eingangsportals der Kirche geplant.

Ab 2024 stehen dann die Arbeit am anderen Turm und an der Sakristei an.