Dinxperlo/Isselburg. Viele Deutsche schwören auf den Wochenmarkt in Dinxperlo. Marktmanager Henk-Jan Freriks erklärt, warum die Kunden selbst aus Düsseldorf kommen.
Es ist lausig kalt heute Morgen: Mitte Februar, die Sonne strahlt, der Raureif liegt auf den Straßen, die Marktbesucher stoßen weiße Dampfwölkchen aus und die Händler sind dick eingepackt. Viele tragen fingerfreie Handschuhe und die meisten eine Mütze, gemütlich schlendern die Besucher an den Ständen vorbei, die rund um die evangelische Kirche in Dinxperlo aufgebaut sind. Vor der Fischbude von van-den-Bergh-Vishandel staut es sich: Alle wollen Backfisch oder Kibbeling mit Knoblauchsauce.
Was machen die Marktbeschicker in Dinxperlo richtig?
Eigentlich ist der Wochenmarkt in Dinxperlo schnell erzählt. Und doch macht diese Händlergemeinschaft im kleinen niederländischen Grenzörtchen etwas gewaltig richtig: 80 Prozent der Kunden kommen aus Deutschland - Woche für Woche. Nicht nur aus Anholt oder Isselburg. Nein, aus dem Ruhrgebiet kommen sie, aus Düsseldorf und Köln. Doch warum ist das so, Herr Freriks?
Henk-Jan Freriks ist Marktmanager in Dinxperlo und im Prinzip derjenige, der für die dicke Werbetrommel und die vielen Ideen zuständig ist. Da man anno 2023 nicht mehr unbedingt als Marktschreier auf sich aufmerksam machen muss, hat er sich für gezieltes Marketing im Internet entschieden: Liebe Leute, seht nur her, wie schön die Bananen in Dinxperlo sind! Was ganz real auf dem Marktplatz funktioniert, klappt auch im World Wide Web - man muss nur laut genug sein.
Das goldene Dreieck: Geschäfte, Gastronomie, Wochenmarkt
Warum die meisten Wochenmärkte in Deutschland nicht funktionieren, weiß Henk-Jan Freriks schnell zu erklären: „In Deutschland legt man zu wenig Wert auf die Marktkultur. Ein guter Markt funktioniert nur, wenn man 100-prozentig dahintersteht. Wenn man sich drum kümmert, sich neue Dinge einfallen lässt und das goldene Dreieck nicht vernachlässigt: Geschäfte, Gastronomie und Wochenmarkt gehören zwingend zusammen.“ Denn wer über den Markt schlendert, der möchte anschließend auch ein Tässchen Kaffee trinken und zum Abschluss noch die Kaffeebohnen im Grenswinkel mitnehmen. Ganz einfach - das Erfolgsrezept.
In Dinxperlo gibt es 30 Händler, die Käse und Blumen, Lederwaren und Socken, Obst und Gemüse, Loempia und Kibbeling und noch viele andere, klassische Wochenmarktartikel verkaufen. Nichts Ausgefallenes also, und trotzdem spricht die überwiegende Mehrheit der Marktbesucher deutsch. „Sie kommen aus Gelsenkirchen, Oberhausen, Kleve, Köln und Düsseldorf“, erzählt Freriks. Sie genießen die gemütliche Atmosphäre, die kleinen Backsteinhäuschen und die günstigen Artikel in den Supermärkten: Kaffee, Dosengetränke, Vanille-Vla und Schokostreusel - die Holland-Klassiker eben.
Viele Händler sind seit Jahrzehnten vertreten
Gabriele Steinbock und Wilfried Essesiecker aus Wesel lieben den lockeren Umgang der Niederländer. „Das ist hier nicht so steif, es ist klein und überschaubar. Das gefällt uns“, sagen sie. Zudem liegt Dinxperlo nur einen Steinwurf hinter der Grenze: „Von Wesel aus ist man schnell hier“, sagen die beiden. Nach anderthalb Jahren Coronapause waren sie in der vergangenen Woche wieder zum ersten Mal in Dinxperlo und schauten sich bei den Blumen von Ronnie Broeki um.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Kleve und Umland
„Broekis Bloemen“ gibt es in Dinxperlo seit 60 Jahren - genau so lange, wie es den Markt selbst gibt. Der Vater von Ronnie Broeki (59) habe hier früher noch den Marktschreier gemacht, erzählt der wuchtige Blumenhändler. Er selbst hält sich zurück – die Stimme dafür hätte er allerdings. „Dinxperlo ist für uns Händler ein guter Markt“, erzählt der Händler aus Rheden bei Arnheim. Es sei hier „gezellig“ und der Umsatz stimme auch. „An manchen Tagen knubbelt es sich“, so Ronnie Broeki. Und dann klingelt die Kasse.
Wenn der kleine Grenzort überlaufen wird
Richtig voll werde es an Karfreitag und dem Freitag nach Christi Himmelfahrt, erzählt Marktmanager Freriks. Dann sind bis zu 5000 Besucher in dem 8000-Seelen-Örtchen an der deutsch-niederländischen Grenze. „Wir hatten mal einen Stau bis nach Bocholt. Darauf sind wir heute noch stolz“, lacht Freriks. Dabei kann man in Dinxperlo überall parken - gratis.
Die meisten Händler sind seit vielen Jahrzehnten in Dinxperlo vertreten: „Sie wissen alle, dass ihr Marktstand viel wert ist“, sagt Freriks.
>> Der Wochenmarkt in Dinxperlo
Der Wochenmarkt öffnet immer freitags zwischen 12 und 17 Uhr. Infos im Internet unter marktdinxperlo.nl.
Aktuell gilt der Wochenmarkt in Dinxperlo immer noch als der beste mittelgroße Wochenmarkt der Niederlande. Bei einer Wahl im Jahr 2018 landeten die Achterhoeker auf dem 1. Platz. „Und seitdem hat es wegen Corona keine Wahl mehr gegeben. Also sind wir immer noch die Besten“, lacht Freriks.
Am 6. Oktober 2023 feiert der Wochenmarkt sein 60-jähriges Bestehen. Der erste Markt wurde am 4. Oktober 1963 abgehalten. Seitdem kamen immer mehr Besucher.