Emmerich. So viele Narren wie bei anderen Karnevalssitzungen kamen nicht in die Societät. Der Bürgerverein Emmerich feierte aber geschichtsträchtiges.
In der Emmericher Societät fand am Samstag eine kleinere Karnevalsveranstaltung des Bürgervereins Emmerich statt -- nicht vergleichbar mit den ausverkauften Veranstaltungen auf dem Kapauenberg, dafür aber um so geschichtsträchtiger. Denn der Verein, rund um Direktor Paul Münchrath, feierte das 200. Jubiläum.
Münchrath räumte bei der Begrüßung mit dem Vorurteil auf, beim Bürgerverein handele es sich nur um einen reinen Karnevalsverein: „1823 hatte sich der Bürgerverein gegründet, um den Bürgersinn in Emmerich zu fördern, über informative, kulturelle und unterhaltende Veranstaltung. Aus dem Unterhaltungsbereich ist unter anderem der Karneval entstanden.“ Der Verein ist krisenerprobt, er überstand zwei Weltkriege und auch zwei Pandemien.
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Das große Patrizierhaus in Emmerich wurde 1829 vom Verein gekauft
Die letzte Pandemie hat dafür gesorgt, dass drei Jahre lang kein Karneval gefeiert werden konnte. Daher stand die Veranstaltung unter dem Motto „Loss mens laache“ (Lass uns mal lachen). Münchrath ging auf die Geschichte des Vereins und des Emmericher Karnevals ein und zeigte ein großformatiges Gemälde der Schwalbenburg, dem ersten Vereinsheim des Bürgervereins. Das große Patrizierhaus wurde 1829 vom Verein gekauft, umfangreich erweitert und diente mit seiner modernen Bühnentechnik als Austragungsort für zahlreiche Karnevalsveranstaltungen.
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Als Besonderheit hob Münchrath hervor, dass bereits 1900 die erste Damensitzung gefeiert wurde. 1902 hat der Bürgerverein den Straßenkarneval in Emmerich eröffnet. Der damalige Rosenmontagszug, in Anlehnung an den Kölner Karneval, wurde vom Karnevalsprinzen des Bürgervereins Franz Kreytenberg angeführt. Der erste Programmpunkt des Abends war der Auftritt der Tanzgruppe des Grün Weiß Komitees aus Emmerich.
Liederzettel der Damensitzungen von 1900 und 1902 überreicht
Elf junge Tänzerinnen und ein Tänzer, der Präsident des Vereins Daniel Glaser, zeigten ihren Showtanz und durften erst nach viel Applaus und einer Zugabe wieder von der Bühne. Viel Stimmung brachten auch Prinz Chrisan I. und Prinzessin Anki I. in die Emmericher Societät. Mit Gefolge, Tanzgarde und GECK-Komitee gaben diese ihren Tanz und das Sessionslied zum Besten. Für weitere gute Unterhaltung sorgte DJ Gerdi (Gerd Baumann) aus Elten.
Tina von Gimborn-Abbing überreichte dem Direktor zwei Liederzettel der Damensitzungen 1900 und 1902 im Original, die sie im Archiv des Probat-Museums für Kaffeetechnik gefunden hatte. Am 11. November 1947 fand im Bahnhofshotel in Elten das erste Gründungsfest nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Die Emmericher fuhren alle gemeinsam mit dem Zug von Emmerich nach Elten. Die Verpflegung musste jeder mitbringen, selbst Tischdecken, Porzellan und Besteck waren nicht in ausreichender Menge vorhanden und wurden teilweise mitgebracht.