Emmerich. Die Giebel des denkmalgeschützten Gebäudes in der Steinstraße müssen aufwendig gesichert werden. Der Architekt gab seinen Auftrag zurück.

Warum geht es auf der Baustelle „De Wette Telder“ nicht voran? Das älteste Haus Emmerichs ist in einem baulich schwierigen Zustand und bereitet der Stadt folglich weiterhin Probleme. Nachdem im Mai die Arbeiten wegen einiger denkmalwürdiger Funde gestoppt wurden (wir berichteten), heißt es jetzt erneut, dass zur Sicherung der Statik weitere Eingriffe nötig sind. Erschwerend kommt hinzu, dass der zuständige Architekt Michael Faulseit seinen Auftrag aus persönlichen Gründen zurückgegeben hat.

Uneinigkeit über die statischen Lösungsvorschläge

Der städtische Beigeordnete Stefan Wachs erklärte am Dienstagabend den Vertretern des Stadtrates die Situation. Es gebe vor allem statische Probleme, so Wachs etwas nebulös. Konkret hat es 2017 eine Planung für das Haus gegeben, die nicht tragfähig war. Diese sah vor, dass die Giebel an der Vor- und Rückseite während der Bauphase mit Stahlbändern gehalten werden, damit sie nicht herunterfallen. Bereits mit dem bloßen Auge ist erkennbar, dass der Giebel zur Steinstraße einen starken Bauch aufweist. Mittels der Stahlbänder sollten dann die verbundenen Giebel sich gegenseitig stützen.

De Wette Telder gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt.
De Wette Telder gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt. © Funke Foto Services GmbH | Konrad Flintrop

Diese Maßnahme wollte jedoch der Denkmalschützer Andreas Stürmer nicht so ohne weiteres akzeptieren. Er befürchtet durch den Eingriff eine weitere Beschädigung des Hauses und er drängte auf ein zweites statisches Gutachten. Dies liege nun seit zwei Wochen vor, so Stadtsprecher Tim Terhorst auf NRZ-Nachfrage. Der Statiker hatte nun vorgeschlagen, ein Stahlfachwerk zu konstruieren. Aber auch mit dieser Variante habe der Denkmalschützer Probleme, so die Verwaltung. Vermutlich wird ein weiteres statisches Gutachten von einem denkmalerfahrenen Fachmann notwendig sein. Denkmalschützer Andreas Stürmer war gestern telefonisch nicht zu erreichen.

Das Gebäude ist sanierungsfähig

Grundsätzlich sei das Gebäude aber sanierungsfähig, ist sich Architekt Michael Faulseit sicher. Im Gespräch erklärt er, dass „De Wette Telder“ ein sehr kompliziertes Gebäude sei. „Damals wurde keine Statik erstellt, da hat man einfach gemacht“. Um die Zwischendecke entfernen zu können, müssen zwingend die Giebel versteift werden.

Die Emmericher Stadtverwaltung muss sich jetzt einen neuen Architekten suchen. Stadtsprecher Tim Terhorst erläuterte, dass man dabei auch an vergaberechtlichen Vorgaben gebunden sei. Man werde jetzt auf das alte Vergabeverfahren zurückgreifen müssen und den nächst-besten Bieter ansprechen. Die Verwaltung hofft, dass man so zügig weiter machen könne, wohlwissend, dass Architekten zurzeit nicht unter Arbeitsmangel leiden.

Ohne Architekt geht es nicht

Das Vorhaben

De Wette Telder soll barrierefrei werden und nach der Sanierung als Bildungs- und Begegnungsstätte mit Familienbüro genutzt werden.

Aus dem Sonderprogramm „Investitionspakt Soziale Integration im Quartier“ des Bundesumweltministeriums werden Erwerb, Instandsetzung und Ausstattung des Baudenkmals sowie ein gut dreijähriges Integrationsmanagement gefördert. Die Fördersumme beträgt 90 Prozent der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben in Höhe von 1.138.539 Euro. Hiervon trägt der Bund 75 Prozent, das Land NRW 15 Prozent und die Stadt Emmerich am Rhein 10 Prozent.

Sollte der Auftrag erneut ausgeschrieben werden müssen, würde sich die Baustelle weiter verzögern. „Aber ohne Architekt und Bauleiter geht es nicht“, so Terhorst.

Zudem stehe man in einem engen Kontakt mit der Bezirksregierung. Diese hatte für die Sanierungsmaßnahme Landes- und Bundesmittel in Höhe von gut einer Millionen bereitgestellt. Eigentlich sollte das Haus im Herbst 2019 fertig saniert sein. Wie es jetzt zeitlich weitergehen kann, ist völlig offen.