Emmerich. Das ist bitter: Der Buchhandel Leselust Klar schließt im Dezember. Was die Entwicklung der Schulen in Emmerich mit der Schließung zu tun hat.
Leselust? Klar! So hat Lydia Klar ihren Slogan im März 2018 verkauft, als sie den Buchhandel an der Steinstraße 21 übernommen hat. Die Lust ist ungebrochen, aber die Geschäfte laufen nicht mehr so gut, wie sie müssten. Zum 24. Dezember 2022 schließt die 53-Jährige den Buchhandel. „Ich habe es immer gern gemacht. Es war schön. Die Kunden werden mir fehlen. Vielen Dank, Emmerich!“, sagt sie zum Abschied.
Digitalisierung der Schulen zum Nachteil des Buchhandels
Es kommen mehrere Dinge zusammen. Das Kerngeschäft, der Buchhandel, sei stets durch die „19-Prozenter“, wie sie es nennt, quersubventioniert worden. Damit meint sie jene Waren, auf die 19 Prozent Mehrwertsteuer erhoben werden im Gegensatz zu den sieben Prozent bei Büchern. Also Geschenkartikel, Deko, Schulhefte und Co., die es bei Leselust Klar eben auch gibt.
Nun ist vor allem die Nachfrage nach schulischen Produkten zurückgegangen. Die Kehrseite der Digitalisierung kann man sagen: „In den weiterführenden Schulen arbeiten die Schüler zunehmend mit Tablets. Wenn nicht mehr geschrieben wird, dann braucht man auch keine Schulhefte...“, macht Klar eine einfache Rechnung auf.
Den Online-Einkauf haben sich viele in Corona angewöhnt
Die Corona-Pandemie spielt auch eine Rolle: „Die Leute haben sich das Bestellen im Internet angewöhnt, danach aber nicht mehr abgewöhnt“, beobachtet Lydia Klar. Dabei sei der Preis gebunden, also gleich hoch. Beim Service kann Klar auch noch eine persönliche Beratung zusätzlich anbieten: „Aber es nützt nichts. Ich muss davon leben können. Wenn das nicht mehr gegeben ist, dann muss man reagieren.“
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Die Leselust war gut vernetzt: „Wir haben die Grundschulen mit Leseförderung unterstützt. Etwa am Welttag des Buches oder wir haben die Lesetüten befüllt“, so Klar. Bei letzterem haben Schüler Tüten bemalt, die mit einem Buch befüllt wurden und diese wurden den neuen Erstklässlern geschenkt. Das Buch war dann Thema im Unterricht. Auch mit der Stadtbücherei habe man gut kooperiert; etwa den Niederrheinischen Literaturherbst mit einem Büchertisch begleitet.
Nachfolge-Vermietung ist geregelt: Damenbekleidung kommt
Leselust Klar hat sich für viele auch zum Treffpunkt entwickelt, wo das persönliche Gespräch noch gepflegt wurde. „Viele sehen es so, dass Emmerich seine einzige Buchhandlung verliert. Iffland und Michelbrink werden nicht als solche wahrgenommen“, berichtet Klar von den Kundenreaktionen. Schulhefte und Co. werden sie womöglich künftig auch bei Action im Vivatrium kaufen.
Drei Aushilfen beschäftigte Klar, zwei werden künftig wohl keinen Job mehr suchen. Das 200 Quadratmeter große Ladenlokal, in dem zuvor die Buchhandlung Dambeck firmierte und dann seit 2011 Michael Faulseit zum Buchhändler wurde, ist nach NRZ-Informationen schon weitervermietet. Es kommt ein Geschäft für Damenbekleidung hinein. Lydia Klar selbst, die früher auch bei Stockhoff arbeitete, wird künftig für einen Emmericher Steuerberater arbeiten. „Ich bin Einzelhandelskauffrau, aber ich musste mich im Laden viel mit Steuern beschäftigen“ – also eine Seiteneinsteigerin mit ersten Erfahrungen. An Literatur zum Einstieg sollte sie gut kommen können...