Emmerich. .
Bahnt sich da ein verbissen geführter Konkurrenzkampf unter Buchhändlern um Emmerichs Leseratten an? Ausgeschlossen ist das nach dieser Vorgeschichte nicht. Die Hauptakteure: Michael Faulseit, Architekt, und Eigentümer des Objekts Steinstraße 21. Und: Hans Langohr, noch Faulseits Mieter.
Seit zwölf Jahren betreibt Langohr auf der Steinstraße 21 die Buchhandlung Dambeck. Jetzt die Trennung: Langohr hat von sich aus gekündigt.
Es ist der Trennungsstrich unter ein zuletzt eher ungemütliches Eigentümer-Mieter-Verhältnis, bei dem offenbar das liebe Geld immer wieder für Ärger sorgte. Nach der „Scheidung“ verkündete Faulseit gestern gegenüber der NRZ: „In meinem zweiten Beruf werde ich Buchhändler und führe als Inhaber ab 1. Oktober die Buchhandlung weiter. Bevor ich einen Leerstand habe, mache ich das lieber selbst.“ Selbstredend will der 59-Jährige nicht selbst im Laden stehen und den neuesten Helmut Schmidt anpreisen oder Harry Potter an Kinder verkaufen.
Dafür hat er ein Team von vier Mitarbeiterinnen beisammen, Damen vom Fach: „Eine Geschäftsführerin soll den Laden schmeißen.“ So kann sich Faulseit weiter seinem Architekturbüro auf der Georg-Kraushaar-Straße widmen. Der Steinstraße bleibt also eine Buchhandlung erhalten, nur ein anderer schlägt neue Seiten auf. Faulseit plant eine bessere Anbindung seiner Buchhandlung zur Rheinpromenade hin. Einen Namen - etwas mit Rhein - sucht er noch.
Aus allen
Wolken gefallen
Hans Langohr muss von den Socken gewesen sein, als er erfuhr, dass Faulseit die Buchhandlung übernimmt. Er war offenbar davon ausgegangen, dass Faulseit mit seinem Architekturbüro zur Steinstraße umzieht.
Langohr selbst möchte woanders in der Innenstadt eine Buchhandlung aufmachen. „Wir bleiben in Emmerich, wir ziehen um in ein anderes Ladenlokal. Meine fünf Mitarbeiter freuen sich auf den neuen Standort“, sagte der 43-jährige: „Um nichts mehr zu machen bin ich zu jung“. Offenbar haben er und seine Mutter ein Auge auf den alten DM-Markt auf der Kaßstraße geworfen. In Wesel hatte „Dambeck“ 2009 an die Meyersche Buchhandlung verkauft.
Hans Langohr nannte einen anderen Grund für die Kündigung: „Der Standort Steinstraße ist nicht mehr optimal.“ Die Kundenfrequenz gehe dramatisch zurück: laut Einzelhandels-Gutachten von Junker & Kruse auf 200 Kunden die Stunde, vor rund zehn Jahren waren es noch 550!
Faulseit gegen Langohr – möglicherweise bekämpfen sich hier demnächst zwei Buchhändler. Dafür werden beide gute Nerven brauchen. Faulseit liest gerade einen Krimi von Jussi Adler-Olsen...