Emmerich. 1400 Container lagern am Hafenterminal in Emmerich. Der Bürgerverein sah sich dort um. Und lernte, warum auch Rabbis manchmal Container prüfen.
Die bunten Container prägen seit Jahrzehnten das Bild der Stadt am Hafenbecken. Doch was es genau mit den riesigen Transportboxen auf sich hat, wissen nur wenige. Der Bürgerverein Emmerich begab sich daher am Freitag auf eine Reise durch das hiesige Hafenterminal.
Eine riesige Transportwelt, die für viele unentdeckt vor der Haustür schlummert. „Es lag mir am Herzen, mal die positiven Seiten der Stadt zu zeigen. Oft fokussieren sich Leute mehr auf das Negative“, erklärte Paul Münchrath, Direktor des Bürgervereins.
40 Interessierte schauten sich die Arbeits des Emmericher Hafens an
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Schließlich sei Emmerich ein seltener Ort, an dem drei große Transportwege aufeinandertreffen: Straßen, Gleise sowie der Rhein als Schifffahrtsstraße. Dazu liegt das Ganze direkt an der niederländischen Grenze.
Kein Wunder also, dass sich Unternehmen von Weltrang in der kleinen Stadt am Rhein ansiedeln. Erstmals öffnete der Verein den Ausflug auch für Nicht-Mitglieder, von denen viele die Chance ergriffen. Mehr als 40 Interessierte verfolgten so hautnah den Weg eines Containers, der am Emmericher Hafen landet. Übrigens nur eine Zwischenstation, die Container aus den Niederlanden umschlägt und dann weiter über den Rhein schickt.
Besucher verfolgten staunend die Containerbrücke
Vom Hafenkopf ließ sich nicht nur die Rheinpromenade aus ganz neuer Perspektive betrachten, sondern auch die wohl wichtigste Maschine am Terminal. Staunend verfolgten die Besucher, wie eine Containerbrücke einen 20 Fuß langen Behälter in die Luft zog.
Das ganze Prozedere innerhalb weniger Sekunden. „Wäre mal alles so einfach wie der Umgang mit den Containern aussieht“, scherzte Michael Mies, Geschäftsführer von Contargo. Jener Dienstleister, der die Transporte am Emmericher Hafen durchführt.
Täglich passieren bis zu neun Schiffe die Rheinschleuse bei Emmerich
Täglich passieren bis zu neun Schiffe die kurze Rheinschleuse. Wegen des niedrigen Wasserpegels der letzten Wochen mit stark reduzierter Geschwindigkeit. Am Besichtigungstag stieg jener auf ganze 72 Zentimeter, da es im Süden regnete. So wirkt sich Niederschlag in anderen rheinischen Gebieten auch auf den Pegelstand in Emmerich aus.
„Es ist keine Mindesttiefe festgelegt, weshalb wir bei Niedrigwasser noch nie pausieren mussten“, zeigte Mies den Unterschied zu Gebieten am Ober- und Mittelrhein auf. Daher senden viele Unternehmen, die wegen des niedrigen Pegels nicht den Weg über den Fluss hinlegen können, ihre Container über die Gleise zum Emmericher Hafen. So sei es sogar bei Pegelständen im Minusbereich möglich, die Behälter von dort aus zu verfrachten.
1400 Container stehen zeitweise am Emmericher Terminal
Nur eben mit weniger Beladung pro Schiff. „Und nein, man kann dann nicht durch den Rhein laufen. Das werde ich oft gefragt“, machte Mies gleich klar. Zu den Pegelständen müssen in unserem Gebiet ungefähr zwei Meter hinzuaddiert werden, um die tatsächliche Fahrrinnentiefe zu erhalten.
In den aktuell 1400 Container am Emmericher Terminal schlummern sowohl alltägliche als auch industrielle Güter. „Es ist toll, hier mal einen Einblick in die Zusammenhänge zu bieten“, freute sich Mies. Die Container unterscheiden sich übrigens nicht nur in ihrer Größe, sondern auch in ihrer Art.
Rabbi überprüft Container auf Reinheit
So gibt es neben Kühlbehältern auch koschere Container, die zuvor von einem Rabbi auf ihre Reinheit geprüft werden. „Dann erhält man ein Zertifikat, darin koschere Lebensmittel transportieren zu dürfen“, erklärte Mies.
Der traditionsträchtige Emmericher Bürgerverein ist knapp 200 Jahre alt und hat es sich zum Zweck gemacht Information, Unterhaltung und Kultur zu verbinden. So planen die Mitglieder auch in Zukunft die Besichtigung weiterer Emmericher Unternehmen.