Rees-Haldern. Erst in der Nacht traten die Beatsteaks beim Haldern Pop Festival auf – präsentiert von der NRZ. Warum das in 2022 genau die richtige Band war.
Eigentlich hätte man das 39. Haldern Pop Festival – präsentiert von der NRZ – nach der Nacht zu Freitag beenden können. Wer soll diesen Wahnsinnsauftritt der Beatsteaks denn noch toppen? „Es ist Donnerstag. Fühlt sich an wie Samstag“, beschrieb Sänger Arnim Teutoburg-Weiß sehr passend die Stimmung.
Die Berliner Rockband hatte verstanden, worum es ging. „Wir sind alt, Haldern Pop ist alt, ihr seid alt, wir haben uns nichts mehr zu beweisen“, sagte der Frontmann. Also spielte die Band, deren größte Hits 20 Jahre zurückliegen, vor allem das: die alten Hits. „Wir kennen das Festival schon sehr lange. Es wurde Zeit“, räumte Teutoburg-Weiß ein. In der Tat, Haldern Pop war jetzt wirklich reif für diese Band. Das Publikum ist mit der Band gealtert.
Grace Cummings hatte das Publikum in der Hand
Die Besucher, die zur späten Stunde nochmal den Hauptplatz füllten, gingen voll mit, sangen die Klassiker wie „Hand in Hand“ oder „Let Me In“ laut mit, pogten wild vor der Bühne, feierten ausgelassen die Helden ihrer Jugend, wie es für viele war. „Beatsteaks“-Sprechchöre ertönten immer wieder. Die Band zeigte hohe Spielfreude, animierte zum Tanz, zum Mitklatschen, zum Hinhocken und wieder Aufspringen. Hier passte einfach alles. Sogar die letzte Zugabe mit dem Queen-Klassiker „I Want to Break Free“.
Weitere Glanzpunkte gab es am Abend nach dem ersten NRZ-Bericht. Im Spiegelzelt, das am Eingang luftiger gebaut wurde und so den Durchzug im Zelt besser ermöglichte, überzeugte Grace Cummings. Die Australierin hat eine unglaublich starke Stimme. Sehr androgyn, total kratzig und voller Kraft. Aber der Blues-Rock lebte nicht nur vom Gesang. Die Band spielte einen beseelten Sound. Zudem wusste Cummings mit ihrem Sex-Appeal zu spielen und hatte das Publikum in der Hand. Beste Stimmung im Zelt.
Sports Team brachten da Zelt zum tanzen
Diese wurde vielleicht noch etwas wilder, als Sports Team im Zelt abrockten. Das pogowillige Publikum guckte gegen die Sonne, die am Frühabend ins Zelt schien. Dies erzeugte mit dem Nebel eine spektakuläre Optik. Die Londoner Indie-Rocker hatten richtig Lust und gingen voll ab. Immer wieder mussten Leute heruntergezogen werden, die sich auf Hände tragen ließen. Das ist doch verboten… Zugegeben, Sänger Rob Knaggs machte es auch.
Gefühlt zig mal gesehen und trotzdem war Loney Dear im Spiegelzelt wieder besonders. Diesmal wurde seine Bühne als Podest mitten im Zelt aufgebaut – die Gäste standen also nah dran drumherum. Was irgendwie auch sinnbildlich für die Entwicklung des Schweden ist. Er ist im Laufe der Jahre lockerer, nahbarer geworden. Als ob er mehr an seine Kunst glaubt. Zurecht. Seine atemberaubende helle Stimme hört man aus Millionen heraus. Der delikate Synthie-Pop geht ins Herz.
Hauptbühne: Nicht alle trafen den Nerv des Publikums
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Und auf der Hauptbühne am Abend vor den Beatsteaks? Buntspecht nutzten ihre unverhofft bekommene Chance, auf der großen Bühne zu spielen, nachdem Vasco Brondi ausfiel. Die Paradiesvögel gefielen mit Gypsy-Pop und Wiener Schmäh. Der tanzbare Afro-Jazz von Sons of Kemet war zwar mal was anderes, und lud eine kleinere Kommune zum exzessiven Tanz ein, für viele war es aber auch zu lange dasselbe. Nilüfer Yanya hatte zur besten Sendezeit eine schwere Herausforderung. Die Londonerin spielte sich mit ihrem Poprock durchaus warm, aber sie konnte die Massen nicht bewegen.
Ein total entspannter Freitagabend war das. Das Sommerwetter war nach Sonnenuntergang einfach herrlich. Es schien, dass das Publikum ohne direkte Sonnenstrahlen auch wieder aufblühte.