Emmerich/Rees. Kosten für Strom und Gast werden steigen. Die Stadtwerke Rees kündigen an, dass Anpassungen kommen werden. Stadtwerke denken über Kampagne nach.
Strom wird teurer, beim Gas sind gar noch höhere Preissteigerungen zu erwarten. Droht den Kunden im kommenden Jahr ein böses Erwachen, wenn die Abschläge auf Basis der bisherigen Prognosen sich mit den dann tatsächlich entstandenen Kosten nicht decken? Erwartet die Kunden in Emmerich und Rees dann deftige Nachzahlungen? Macht es deshalb Sinn, die Abschläge schon jetzt freiwillig zu erhöhen, um zu erwartende Mehrkosten abzufedern? Die NRZ fragte bei den Stadtwerken Rees und Emmerich nach.
150 der 6500 Stadtwerke Rees-Kunden wurden initiativ
Mareike Linsenmaier, Geschäftsführerin der Stadtwerke Rees, findet es „auf jeden Fall sinnvoll die Abschläge bereits jetzt zu erhöhen“. Die ersten rund 150 Kunden von insgesamt 6500 haben dies bereits auf eigene Initiative hin veranlasst und den Abschlag erhöht. Da sind also noch etliche Kunden, die aktiv werden könnten. Der Vorteil der jetzigen Erhöhung liegt auf der Hand: Die Mehrbelastung würde auf mehr Monate verteilt.
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Ohnehin dürfen die Kunden der Stadtwerke Rees demnächst Post erwarten: „Wir werden unsere Kunden im August anschreiben und informieren, dass wir zum 1. Oktober 2022 gezwungen sind unsere Preise zu erhöhen und in diesem Zuge die Abschläge der Kunden auf das neue Preisniveau anpassen. Dies geschieht automatisch ohne dass der Kunde sich aktiv melden muss und verhindert hoffentlich allzu große Nachzahlungen zum Jahresbeginn. Ganz vermeiden lassen werden sich Nachzahlungen leider nicht“, prognostiziert Mareike Linsenmaier.
Wie teuer wird es? Stadtwerke Rees rechnen noch
Wie hoch die Nachzahlungen dann in 2023 ausfallen könnten, dazu wagt sie noch keine Einschätzung: „Wir stecken derzeit noch mitten in den Berechnungen“, sagt Linsenmaier. Andere Stadtwerke gehen von 30 bis 40 Prozent höheren Kosten je Haushalt aus, berichten andere Redaktionen der Funkemediengruppe. Eine so hohe Nachzahlung könnte viele Menschen, die schon jetzt finanziell kaum über die Runden kommen, hart treffen.
Wie können Kunden die Abschläge erhöhen? Bei den Stadtwerken Rees genügt ein Anruf unter 02851/9140-0 oder eine Mail an info@swrees, um dies zu veranlassen.
Stadtwerke Emmerich schließen weitere Kampagne nicht aus
Was sagen die Stadtwerke Emmerich (SWE)? Appellieren auch sie an ihre Kunden, die Abschläge zu erhöhen? „Damit die Mehrbelastungen aus der Preiserhöhung zum 1. August 2022 zu moderaten Abschlagsanpassungen führt, haben wir bereits frühzeitig mit dem Kundenanschreiben im Mai an eine Abschlagsanpassung der Kunden appelliert. Zuletzt auch über die aktuelle Ausgabe unserer Kundenzeitschrift Emmergie“, so Sprecherin Nelly Meisters.
25 Prozent der Stadtwerke Emmerich-Kunden haben selbst Abschläge erhöht
„Bisher haben rund 25 Prozent der Stadtwerke-Kunden ihre Abschläge angepasst. Sollte die Quote der Änderungen auf diesem Niveau verharren, behalten wir uns vor, kurzfristig eine zusätzliche Kampagne zur Abschlagsanpassung durchzuführen“, kündigt Meisters schon an.
Wie viel höher sollten die Abschläge ausfallen und wie hoch könnte eine beispielhafte Nachzahlung ohne Erhöhung der Abschläge ausfallen? „Die Strompreise der Stadtwerke Emmerich verändern sich ab dem 1. August um durchschnittlich zehn Prozent, die Gaspreise um durchschnittlich 20 Prozent. Somit sollten im gleichen Umfang die Abschlagsbeträge für Strom und Gas angepasst werden“, so Meisters. Für eine detaillierte Beratung stehen die SWE-Mitarbeiter bereit.
So kann man bei den Stadtwerken Emmerich die Abschläge erhöhen
Kunden, die sich bisher noch nicht mit einer Anpassung der Abschläge beschäftigt haben, sollten sich dringend mit den Stadtwerken in Verbindung setzen. Abschlagsänderungen können jederzeit telefonisch unter 02822/604-177, per E-Mail an info@swe-gmbh.de oder im Online-Kundencenter unter www.stadtwerke-emmerich.de (Registrierung erforderlich) vorgenommen werden. Bei Fragen stehen die Mitarbeiter des Kundenservice der Stadtwerke Emmerich zur Verfügung.
>> Schuldnerberaterin der Caritas sieht Abschlagserhöhung auch kritisch
„Wir begrüßen jede vorausschauende Anpassung von Abschlagzahlungen an Energieunternehmen oder Vermieter“, sagt dazu Rita Fergen, Leiterin Schuldner- und Insolvenzberatung beim Caritasverband Kleve: „Allerdings ist eine angemessene Anpassung nicht allen Bürgern möglich. Schon jetzt reichen die Gelder im Leistungsbezug nur kaum zur Sicherung des Lebensunterhalts. Hinzu kommt, dass Ausgaben für Lebensmittel steigen und bei immer mehr Menschen die Einkünfte nicht bis zum Monatsende ausreichen.“
„Vor diesem Hintergrund führt eine Anpassung der Abschlagzahlungen zu neuen Notlagen“, schätzt die Emmericherin Fergen: „Aktuell steigen die Zahlen von Menschen, welche bei den Tafeln um Unterstützung bitten. Zur Erhöhung von Abschlagszahlungen müssen entsprechende Einkünfte zur Verfügung stehen. Sofern die Abschläge aus finanziellen Möglichkeiten nicht erhöht werden können, braucht es im kommenden Jahr politische Lösungen zum Ausgleich der Forderungen. Für alle Haushalte mit ausreichendem Einkommen können wir eine Anpassung nur empfehlen.“