Kreis Kleve. Amprion sucht Dialog mit Landwirten, über deren Boden Stromtrasse A-Nord führen wird. Gespräche mit Experten geplant. Wo das Treffen stattfindet.

Das Thema erneuerbare Energie hat in den vergangenen Wochen wegen des Ukraine-Krieges enorm an Bedeutung gewonnen. Es geht um ein möglichst schnelles Ende der Abhängigkeit von Ländern wie Russland. Und es geht um den Klimaschutz, auch bei der Stromversorgung. Dafür soll unter anderem ja die gut 300 Kilometer lange Stromtrasse A-Nord von der Nordsee bis in den Kreis Neuss gebaut werden, von der zwischen 7000 und 8000 überwiegend private Grundstückseigentümer betroffen sind – auch zahlreiche auf Reeser Stadtgebiet.

Jetzt möchte der Netzbetreiber Amprion betroffene Landwirte und Grundstückseigentümer, über deren Flächen die Stromtrasse verlaufen soll, am 10. Mai ins Münsterland zur Woche der Landwirtschaft einladen. „Auch damit man sehen kann, wie der Grund und Boden nach der Kabel-Verlegung kultiviert worden ist“, sagt Projektsprecher Jonas Knoop. Natürlich in der Hoffnung, dass es nicht zu Verzögerungen kommt.

Vormittags sind die Gespräche mit den Experten vorgesehen

Wobei es nicht nur darum geht, das Terrain in Augenschein zu nehmen, durch das die Schutzrohre in zwei Meter Tiefe verlegt werden. „Es werden zu allen wichtigen Themen unsere Experten vor Ort sein, mit denen die Landwirte sprechen und denen sie Fragen stellen können“, erklärt der Amprion-Mann. Es ginge etwa um Themen wie Entschädigung, Bauablauf und Rekultivierung. Der Vormittag sei für die Expertengespräche vorgesehen, und nach einer Mittagspause mit einem Grill-Buffet würde man sich dann das Gelände anschauen und sehen, wie sich die landwirtschaftlichen Flächen oberhalb der Erdkabel in den vergangenen Jahren entwickelt haben.

Mit dem Bus geht’s vom Niederrhein ins Münsterland

Es sei dem Unternehmen wichtig, so der Amprion-Sprecher, die Zeit bis Ende des Jahres für den Dialog mit den von der Stromtrasse Betroffenen zu nutzen, bevor dann von Amprion die finalen Unterlagen im Planfeststellungsverfahren bei der Bundesnetzagentur eingereicht würden. „Beschleunigen lässt sich das Verfahren dieser Trasse mit Blick auf den Ukrainekrieg sicher nicht. Wir haben schon über 50 Prozent des Planungsverfahrens hinter uns, sind also mitten drin“, betont Knoop. Für Projekte, die gerade gestartet sind oder in Planung wären, sehe das künftig sicher anders aus. „Der Druck wächst hier, dass da alles schneller gehen muss, auch mit den Genehmigungen“, glaubt Knoop.

Auf Reeser Stadtgebiet bei Haffen wird die Stromtrasse den Rhein queren.
Auf Reeser Stadtgebiet bei Haffen wird die Stromtrasse den Rhein queren. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Insgesamt stehen für den Mai-Termin 28 Plätze zur Verfügung

Damit sich möglichst viele betroffene Grundstückseigentümer auf der Trasse A-Nord noch einmal ausgiebig und aus erster Hand vor Ort über das Projekt informieren können, so Knoop weiter, würden die Landwirte an dem Termin im Mai mit dem Bus am Niederrhein abgeholt. Es sei somit ein Rundum-Paket geschnürt worden.

Im Vorfeld adressiert hat Amprion den Info-Tag dort bereits beim Rheinischen Landwirtschaftsverband in den Kreisen Kleve, Wesel, Viersen und Geldern also entlang der Streckenführung bis nach Neuss. Wobei es nicht die erste Ausgabe der Woche der Landwirtschaft ist. Bereits in den Jahren 2018 und 2019 hatte es mehrere Info-Termine gegeben. Wie schon damals stehen nun wieder maximal 28 Plätze für den Tag im Münsterland zur Verfügung. „Wer Interesse hat, sollte sich also schnell bei uns melden“, betont Knoop.

Schon vor gut zwei Jahren hatte der Reeser CDU-Ratsherr Klaus Syberg die mögliche Amprion-Trasse, rot markiert, visualisiert (ohne Gewähr). Hier ist zu sehen, wo sie den Wald in Haldern tangiert und wo sie den Rhein quert.
Schon vor gut zwei Jahren hatte der Reeser CDU-Ratsherr Klaus Syberg die mögliche Amprion-Trasse, rot markiert, visualisiert (ohne Gewähr). Hier ist zu sehen, wo sie den Wald in Haldern tangiert und wo sie den Rhein quert. © Klaus Syberg

Amprion möchte Interessierten den Verlauf der Trasse vor Ort erläutern

Der 1000 Meter breite Korridor für die Stromtrasse A-Nord steht ja bekanntlich, auch der Ort der Rhein-querung bei Rees. „Bei der Trassen-Führung innerhalb des Korridors orientieren wir uns an den vorhandenen Strukturen. Im Halderner Wald wird dieser beispielsweise an den Stellen gequeret, wo wir den geringsten Holzeinschlag zu erwarten haben. Und auf dem Weg zum Rhein schlängeln wir uns zwischen den Siedlungsbereichen rund um Rees hindurch“, betont Knoop.

Der dem geäußerten Wunsch, etwa vom Reeser Seniorenbeirat, gerne nachkommen möchte, vor Ort interessierten Bürgern sowohl die Trassenführung im Halderner Wald als auch die Stelle, wo die Stromautobahn unter den Rhein verlegt wird, zu zeigen und auch zu erläutern. „Aus Rees haben wir in den letzte Wochen dazu aber nichts mehr gehört“, sagt er. Einen Termin könne man aber gerne im Laufe des Jahres vereinbaren. Knoop: „Wir stehen bereit.“

Im nächsten Jahr folgt noch eine Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung

Die Frist für Einwände gegen das Projekt ist vorerst seit Mitte Januar abgelaufen. Bis dahin hätten schriftliche Stellungnahmen eingegangen sein müssen, auch von Trägern öffentlicher Belange. Im nächsten Jahr folgt dann aber noch eine weitere Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung. Erst danach legt die Bundesnetzagentur den Verlauf der Erdkabeltrasse fest.

Läuft alles nach Plan, dürfte in etwa zwei Jahren Baurecht geschaffen sein. Mit dem Baustart des hiesigen Abschnittes rechnet Knoop frühestens Anfang 2024. Nach geplanter Fertigstellung der Strom-Autobahn im Jahre 2027 soll dann der im Norden durch Windräder erzeugte Strom via besonderer Kabel schnell in den Westen gebracht werden.

>> So kann man sich anmelden

Anmeldungen für die Woche der Landwirtschaft am 10. Mai sind per E-Mail an info@a-nord.net oder unter 0231/584912911 möglich. Alle weiteren Details, wie der genaue Abholort für den Bus, werden den Teilnehmern nach der Anmeldung von Amprion zugeschickt. Sollten Interessierte am 10. Mai nicht teilnehmen können, können sie bei Amprion nachfragen, ob an einem anderen Tag eine Teilnahme möglich ist.

Die Woche der Landwirtschaft erstreckt sich nämlich vom 9. bis zum 18. Mai 2022 über insgesamt sieben Tage und richtet sich täglich an jeweils einen anderen landwirtschaftlichen Kreisverband.