Kreis Kleve/Kalkar. Im Nordkreis Kleve kandidiert Lutz Kühnen für die Partei Freie Wähler. Sechs Themenbereiche stehen für den Kalkarer im Fokus.

Auf der Landesliste der Freien Wähler steht Lutz Kühnen auf Platz 2 als einer von drei Spitzenkandidaten. Über die Liste würde der Kalkarer, der im Nordkreis Kleve für die Partei Freie Wähler kandidiert, bei den Wahlen am 15. Mai also in den NRW-Landtag einziehen. Dafür müssten die Freien Wähler allerdings die Fünf-Prozent-Hürde knacken. Es wäre eine Premiere, da die Freien Wähler erstmals auf Landesebene in NRW antreten.

Also warum nicht nochmal vor Ort für ein Erdbeben sorgen? Bei der Kommunalwahl 2020 fiel in Kalkar einigen die Kinnlade herunter, als plötzlich Britta Schulz für Forum Kalkar fast 60 Prozent der Stimmen holte und damit erneut Bürgermeisterin wurde. Bei der Kommunalwahl 2014 gewann Lutz Kühnen seinen Wahlbezirk gegen den heutigen CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Günther Bergmann als Direktmandat und zog so in den Rat ein. Zudem schafften es die Vereinigten Wählergemeinschaften in den Kreistag mit zwei Sitzen. Der 52-Jährige wird nun erstmals um das Landtagsmandat unter anderem mit Bergmann in den Wettbewerb treten – Wahlwettbewerb, er spricht bewusst nicht von Wahlkampf. Allerdings treten beide im Nordkreis Kleve an, der Kalkar auch dieses Mal nicht einschließt.

Lutz Kühnen hat Forum Kalkar mitgegründet

Aus „Frust über die Politik“ begann der Diplom-Sicherheitsingenieur, der für die Zürich Versicherung weltweit Risiko-Analysen für zu versichernde Großindustrie-Anlagen durchführt, sich politisch zu engagieren: „Ich wollte nicht einer sein, der nur meckert; nicht Teil des Problems sein, sondern der Lösung.“ Am 3. Februar 2014 war Kühnen einer der Mitgründer vom Forum Kalkar. Heute seien die Freien Wählergemeinschaften am Niederrhein „en vogue, weil wir nicht die Parteibrille aufhaben, sondern den Bürgerwillen im Blick“, begründet der Kalkarer.

In Emmerich hat Lutz Kühnen sich schon mit Joachim Sigmund (Fraktionschef, li.) und Christopher Papendorf (Vereinsvorsitzender) von der Bürgergemeinschaft Emmerich getroffen. Die BGE möchte erstmals Kandidaten bei einer überregionalen Wahl unterstützten.
In Emmerich hat Lutz Kühnen sich schon mit Joachim Sigmund (Fraktionschef, li.) und Christopher Papendorf (Vereinsvorsitzender) von der Bürgergemeinschaft Emmerich getroffen. Die BGE möchte erstmals Kandidaten bei einer überregionalen Wahl unterstützten. © Lutz Kühnen

Nachdem Ralf Janssen und Patricia Gerlings-Hellmanns, die VWG-Vorsitzenden im Kreis Kleve, mit Bas Venhuizen, dem Vorsitzenden von Forum Kalkar, über die Landtagskandidatur sprachen, schlug der Niederländer, der nun die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen möchte, Lutz Kühnen vor. Denn den möchte Venhuizen wählen können. Kühnen schlief eine Nacht drüber und sagte zu: „Es ist schon recht sexy. Uns hat auch keiner zugetraut, in den Rat einzuziehen.“ Er habe einen tollen Job, arbeite seit zwölf Jahren im Homeoffice und sei frei in seiner weltweiten Terminplanung, aber ein Landtagsmandat, „das ist schon ein Herzenswunsch“. Ein Direktmandat, das wäre „ein Ritterschlag“.

Wahlslogan: „Hört zu. Versteht. Setzt um!“

Und welche Themen würde er als „Sir“ im Landtag voranbringen wollen? Lutz Kühnen nennt sechs Felder, die er unter dem Slogan „Hört zu. Versteht. Setzt um!“ angehen möchte:

1. Die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum sicherstellen: „Wir müssen junge, gut ausgebildete Ärzte aufs Land bekommen. Dazu möchte ich mit viel Phantasie und ohne Scheuklappen mit denen sprechen, die es angeht. Offen und vorbehaltlos.“

Der Schwerfälligkeit des Systems entgegenwirken

2. Die Entbürokratisierung voranbringen: „Es kann nicht sein, dass wir einen Antrag für einen Antrag brauchen. Wir müssen denjenigen, die es ausführen sollen, wieder mehr zutrauen.“

3. Das Konnexitätsprinzip einfordern: Das bedeutet, das die Ebene, die eine Aufgabe zu bewältigen hat, auch die dafür nötigen Mittel bereitstellen soll. Es sei leicht Geld auszugeben, aber es müsse geklärt sein, woher das Geld kommt.

Die letzten beiden Punkte seien für eine gewisse Schwerfälligkeit des Systems verantwortlich, findet Lutz Kühnen. Um das mal konkret mit einem Beispiel zu untermauern: „Warum muss ein Bundesministerium vorschreiben, wie ein Feuerwehrauto auszusehen hat? Fragt doch die Feuerwehr selbst!“ Zudem müsse man auch mal mutig eine Entscheidung vertreten können, auch wenn es nicht populär sei.

Die Dorfentwicklung muss optimiert werden

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Steckbrief © funkegrafik nrw | Anda Sinn

4. Die Dorfentwicklung optimieren: Da kommt das Kalkarer Beispiel der Oybaum-Siedlung ins Spiel. In NRW gibt es zahlreiche Wochenendhaussiedlungen, die eigentlich nicht dauerhaft bewohnt werden dürfen, aber tatsächlich seit Jahren geduldet werden. Hier müsse das Baurecht angepasst werden, damit diese Debatten ein Ende finden, unterstreicht Kühnen. Drängt man die Bewohner aus diesen Immobilien, schafft man nur noch höheren Druck auf den Immobilienmarkt. Hier gelte es, eine Lösung für die Zukunft im Sinne der Betroffenen zu finden.

5. Den Vorsorge- und Katastrophenschutz verbessern: Da ist Kühnen ein Experte. Neben seiner Arbeit ist er seit 35 Jahren als Feuerwehrmann engagiert, war jahrelang im Sprengtrupp des Technischen Hilfswerkes und seit der Jugend als Pfadfinder engagiert, wo er auch vier Jahre weltweit Veranstaltungen für die World Organisation of the Scout Movement sicherheitstechnisch koordiniert hat. Jahrelang sei alles zurück entwickelt worden. Deshalb habe auch die Flutkatastrophe im Ahrtal die Behörden auf dem falschen Fuß erwischt.

Nicht wer am lautesten schreit, habe Recht

6. Das Ehrenamt herausstellen: Viele der absolut erforderlichen Aufgaben in Deutschland werden durch das Ehrenamt gestemmt. Sei es die Sterbehilfe, der Katastrophenschutz, die Tafeln, die Flüchtlingshilfe. „Viele machen es und geifern nicht nach Aufmerksamkeit. Aber ich denke, die Gesellschaft muss ab und zu darauf gestoßen werden, dass sich Menschen engagieren“, sagt Lutz Kühnen. Viele wüssten etwa nicht, dass die Feuerwehr zum Großteil ehrenamtlich aktiv sei. Tue Gutes und rede drüber, laute eine bekannte Devise. Deshalb möchte Kühnen die Wertschätzung fürs Ehrenamt

Grundsätzlich ist der 52-Jährige sachlich und fachlich orientiert. „Ich bemühe mich um Objektivität. Nicht wer am lautesten schreit, hat Recht.“ Er begegne jedem Menschen mit Respekt. Zudem müsse die Politik visionär arbeiten, agieren, nicht reagieren.

Weitere Infos unter www.lutz-kuehnen.de.