Emmerich. Pro Kultur präsentiert: Satirisch kommt die Ausstellung „Gruppenbild mit Dame“ im PAN her. Was Klaus Cordes mit Politik-Briefmarken gemacht hat.

Sie werfen sich wieder in Pose und geben schlaue Sprüche von sich. Die Politiker bemühen sich, im Wahlkampf ihr bestes Gesicht zu zeigen. Denn am 15. Mai steht die Landtagswahl in NRW an. Satirisch hingegen widmet sich Klaus Cordes der Politik in seiner vierten Ausstellung für die Bürgeraktion Pro Kultur im PAN Kunstforum, die ab sofort und bis zur Landtagswahl zu sehen ist.

Es gibt zu wenig Sonderbriefmarken von Frauen

Erneut greift der Bocholter auf seine bewährte Mail-Art zurück. Sonderbriefmarken bekannter politischer Persönlichkeiten werden „humorvoll neu verkörpert“, wie Irene Möllenbeck, Vorsitzende von Pro Kultur, es passend umschreibt. Der Titel der Ausstellung „Gruppenbild mit Dame“ ist vielsagend: „Wir hätten es gerne pari pari gehabt, aber es gibt ein Defizit an weiblichen Sondermarken“, hat Möllenbeck festgestellt: „Es ist ja nicht so, dass es keine profilierten Persönlichkeiten gegeben hätte.“ Also muss Loki Schmidt neben Helmut Schmidt, Willy Brandt, Johannes Rau, Franz Josef Strauß, Kurt Georg Kiesinger, Helmut Kohl und Herbert Wehner ihren Mann stehen.

Cordes hat Collagen erstellt. Die Briefmarken-Köpfe bekommen neue Körper und dazu passende Worte. Die Collagen illustrieren Interview-Antworten von Loki Schmidt, Fetzen aus einem Gespräch in Die Zeit mit Helmut Schmidt, Vierzeiler zu Szenen aus dem Leben von Willy Brandt, Bibelstellen aus dem Alten Testament zu „Bruder Johannes“ Rau, die er gern zitierte, Zitate von Franz Josef Strauß, die so oft gedruckt wie von ihm dementiert wurden, Lebenserinnerungen von Kurt Georg Kiesinger, die er unter dem Titel „Dunkle und helle Jahre“ veröffentlichte, Anmerkungen des Debattenredners Herbert Wehner aus seinen Büchern sowie Reden, Interviews und Erinnerungen von Helmut Kohl.

Altkanzler Willy Brandt in der Denkerpose

Die geklebte Kleinkunst im DIN A6-Format ist also zusagen das Gegenteil der großformatigen Wahlplakate. Große Köpfe mit großen Worten gegen kleine Köpfe mit nichtssagenden Sprüchen. „Die Köpfe der Politiker sind also in der anderen Extremsituation“, umschreibt es Cordes. Wie Karikaturen kommen sie daher, wenn etwa Franz Josef Strauße vermerkt: „Die nach Sauerkraut riechende Provinzialität ist mir, der ich ein Intellektueller bin, von Herzen zuwider.“

Altkanzler Willy Brandt ist auf seiner Sondermarke in Denkerpose zu sehen. Dazu die vier gereimten Zeilen: „Sich ballen, winken, reichen, schenken / sich öffnen, greifen und erschlaffen. / So Hände können manches schaffen. / Dem Willy half die Hand beim Denken.“

Am 3. April steht eine Matinée an

Von Gerhard Schröder sei leider noch keine Sondermarke erschienen, stellt Cordes fest. Immerhin ist er einmal am Rande mit ernster Mine zu sehen – vielleicht auch passend zu seiner ungelenken Rolle in der Ukraine-Krise derzeit.

Die „überparteiliche Ausstellung“, wie Möllenbeck herausstellt, ist donnerstags bis sonntags von 11 bis 16 Uhr zu sehen. Am Sonntag, 3. April, 11.30 Uhr steht eine Matinée mit Klaus Cordes an. Hier wird es auch Musik zu hören geben.

>> Erlös aus Bilderverkauf geht an Ukraine-Hilfe

Spontan ist dem Künstler Klaus Cordes vor dem Hintergrund des schrecklichen Krieges in der Ukraine die Idee gekommen, ein Zeichen zu setzen. Er möchte den Gesamterlös aus dem Verkauf seiner Bilder an die Ukraine-Hilfe spenden. Die signierten Unikate kosten 80 Euro das Stück.

Wer sich für ein Bild interessiert, kann sich in eine Liste eintragen. Das Bild wird dann mit einem roten Punkt versehen und nach der Ausstellung übergeben. Das wird also frühestens am 16. Mai der Fall sein, wenn die Ausstellung vorbei ist.