Emmerich. Bürgeraktion Pro Kultur hat ein besonderes Programm zu 1700 Jahre Judentum in Deutschland zusammengestellt. Führungen, Kino und Aktionen geplant.

1700 Jahre ist es her, dass ein Edikt des Kaisers Konstantin jüdischen Menschen das Recht gab, Ämter in der Kölner Stadtverwaltung zu bekleiden. Dieser erste Beleg für die Existenz jüdischer Gemeinden nördlich der Alpen ist Anlass für das große Festjahr „1700 Jahre Judentum in Deutschland“, „dass auch wir in Emmerich feiern wollen“, so Irene Möllenbeck. Denn die Vorsitzende der Bürgeraktion Pro Kultur weiß: „Hier in Emmerich können wir auch schon auf eine 700-jährige Geschichte blicken“.

Schon länger liegt das fertige Festprogramm in der Schublade. Doch nun lässt Corona es auch zu, dieses zu starten. „Wenn alles gut verläuft, wird es zwölf Veranstaltungen in einem halben Jahr geben“, so Möllenbeck. Und unterstreicht: „Dieses Mal wird es bewusst nicht ums Gedenken und Erinnern gehen, wie wir es sonst oft tun. Wir wollen mit unserem Programm in Emmerich die Vielfalt der jüdischen Kultur zeigen.“ Und das weitestgehend auch kostenfrei für die Teilnehmer – und auch möglichst im Freien.

Kooperationspartner beteiligen sich an der Realisierung des Programms

Verschiedene Kooperationspartner beteiligen sich an der Realisierung des Programms zu 1700 Jahre Judentum. So beginnt dieses auch gleich Ende Juni mit einer Theateraufführung des Literaturkurses des Willibrord-Gymnasiums. Am 30. Juni und 1. Juli, jeweils um 19 Uhr, wird im PZ der Schule das Stück „Weltuntergang“ von Jura Soyfer gezeigt.

Weiter geht das Programm dann am Sonntag, 18. Juli. Im Foyer des PAN an der Agnetenstraße wird der Mail-Art-Künstler Klaus Cordes aus Bocholt besondere Collagen mit Franz Kafka, Albert Einstein, Kurt Tucholsky und Felix Mendelssohn-Bartholdy zeigen. Los geht es um 11.30 Uhr. Über den jüdischen Friedhof in Emmerich geht es am Samstag, 14. August, ab 15 Uhr mit Magdalena Wochnik und Norbert Kohnen. „Erklärt werden zum Bespiel die besonderes Bestattungsrituale“, so Kohnen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Anmeldung erforderlich.

Rundgang zu jüdischen Orten in Emmerich

„Ich hatte einst ein schönes Vaterland“, so ist die Veranstaltung am Samstag, 28. August, um 19 Uhr im PAN überschrieben. Literatur und Musik mit Texten von Heinrich Heine und Mascha Kaleko sind dann zu hören. Klaus Cordes und Thomas Brokamp rezitieren, Martin Armasow spielt am Klavier. Zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur am Sonntag, 5. September bieten dann Irene Möllenbeck, Silke Eicher und Norbert Kohnen einen Rundgang zu jüdischen Orten in Emmerich. Es gibt Bilder, Infos und Anekdoten. Auch hier ist eine Anmeldung erforderlich.

Gleich am Dienstag, 7. September, geht es von 11 bis 16 Uhr weiter mit der mobilen Ausstellung des LVR zum Thema „Judentum im Rheinland“. Ab 14.30 Uhr wird zudem die Gesamtschule Emmerich für ein passendes Programm zum jüdischen Neujahrsfest am PAN sorgen.

Philosophische Kinoabende samt Einführung

Auf zwei philosophische Kinoabende samt Einführung von Silke Eicher können sich Filmfreunde im PAN freuen. Am 24. September wird die Komödie „Kiss me kosher“ gezeigt, am 5. November der Dokumentarfilm mit Bruno Ganz „Winterreise“. Los geht es jeweils um 19.30 Uhr. Auch Dr. Jan Heiner Schneider wird einen Programmpunkt gestalten. Am Donnerstag, 28. Oktober, wird er ab 19 Uhr einen Vortrag im PAN zum Thema „Juden und Christen – ein Erinnern ohne Ende“ halten.

Ein Programmpunkt, der nicht fehlt: Am Dienstag, 9. November, werden zur Erinnerung an die Reichspogromnacht wieder die Stolpersteine in Emmerich ab 17.15 Uhr leuchten und ab 18 Uhr wird es eine Feierstunde im PAN geben.

Exkursion zum Alten Schlachthof in Düsseldorf

Im Dezember, genauer gesagt am 11. Dezember, ist eine Exkursion „Gegen das Vergessen“ zum Erinnerungsort Alter Schlachthof in Düsseldorf geplant. Eben dorthin, von wo aus auf den Tag genau vor 80 Jahren ein Transport mit 1007 Menschen von Düsseldorf aus ins KZ Riga rollte. Auch die Familie Nathan war darunter. Für die Exkursion ist eine Anmeldung erforderlich.

Übrigens: Geplant ist auch eine Wanderausstellung des deutschen Fußballmuseums Dortmund unter dem Titel „Im Abseits. Jüdische Schicksale im deutschen Fußball“ ins PAN zu holen. „Wir stehen oben auf der Bewerbungsliste und haben gute Chancen“, so Möllenbeck.

Anmeldungen für die Veranstaltungen nehmen Irene Möllenbeck via Email an irene.moellenbeck@web.de oder auch unter 0160/3658380, sowie Norbert Kohnen unter n-kohnen@web.de oder auch unter 02822/689236 entgegen.