Emmerich. Bei einer Razzia wurden in Emmerich vier Unterkünfte von vornehmlich osteuropäischen Leiharbeitern kontrolliert. Missstände wurden aufgedeckt.
Nach Geldern am Samstag auch Razzia in Emmerich: Am frühen Morgen startete am Sonntag in der Hansestadt eine gemeinsame grenzüberschreitende Kontrollaktion von Sammelunterkünften für Arbeitsmigranten. Rund 50 Mitarbeitern unterschiedlicher deutscher und niederländischer Behörden sind bis zum Nachmittag, als die Pressemitteilung die NRZ erreicht, noch im Einsatz, um insgesamt vier Unterkünfte am Großen Wall, an der Eltener Straße, im Laubenweg und in der Hegiusstraße zu überprüfen und die Bewohner zu befragen.
In den Objekten sind vornehmlich Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer aus Osteuropa untergebracht, die bei niederländischen Zeitarbeitsfirmen beschäftigt sind und insbesondere in der Fleischindustrie im Nachbarland arbeiten.
Mehrere Gebäude wurden für unbewohnbar erklärt
Die gemeinsame Aktion war zuvor vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW koordiniert und in enger Abstimmung mit der Stadt Emmerich vorbereitet worden. Mit dabei waren unter anderem auch Kräfte der niederländischen Arbeitsinspectie, um Verstöße gegen Arbeitsschutzrecht zu überprüfen.
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Mitarbeiter aus dem Rathaus inspizierten die Objekte auf baurechtliche Mängel. Außerdem wurden die Bewohner mit Hilfe von Dolmetschern melderechtlich überprüft und zu Arbeits- und Unterbringungsbedingungen befragt. Mehrere Räume in den vier Objekten mussten für unbewohnbar erklärt werden. Die Bewohner wurden von der Stadt in Ausweichquartieren untergebracht.
Hinze kündigt an, mit aller Härte der Rechtsmittel gegen Eigentümer vorzugehen
Auch Bürgermeister Peter Hinze und der Erste Beigeordnete Dr. Stefan Wachs waren an allen vier Unterkünften vor Ort und machten sich ein Bild über die Zustände. „Es ist erschreckend zu sehen, wie unwürdig die Menschen zum Teil untergebracht sind. Wenn die Kontrollen abgeschlossen sind, werden wir mit der ganzen Härte der uns zur Verfügung stehenden Rechtsmittel gegen die Eigentümer der Objekte vorgehen“, sagt Bürgermeister Peter Hinze.
Hoher Einsatz der Beteiligten über den ganzen Sonntag
„Ich bin dankbar, dass die übergeordneten Ebenen unser Rufen nach strengeren und wirksamen Kontrollmaßnahmen erhört hat. Denn nur, wenn wir auch in Zukunft gemeinschaftlich und grenzüberschreitenden vorgehen, können wir den ausbeuterischen Methoden mancher Zeitarbeitsfirmen im Grenzraum Einhalt gebieten. Es zeigt sich, wie wichtig der Datenaustausch über Grenzen hinweg ist. Deshalb freut es mich, dass Ministerin Scharrenbach weitere derartige Aktionen angekündigt hat“, so Hinze weiter.
Der Bürgermeister dankte allen Kolleginnen und Kollegen, die an der Aktion beteiligt waren: „Alle Kräfte waren mit einer großen Ernsthaftigkeit und Sorgfalt den ganzen Sonntag über im Einsatz. Man spürte eine hohe Motivation, die Lebensumstände für die Arbeitsmigranten hier in unserer Stadt zu verändern. Ihnen gilt mein großer Dank und Respekt!“
Landrätin sieht besondere Rolle des Kreises Kleve
„Skrupellose Unternehmer schlagen auf perfide Weise Profit aus der Not vieler Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten aus Südosteuropa“, erklärt Silke Gorißen, Ländrätin des Kreises Kleve zu der Razzia: „Durch seine Nähe zu den verarbeitenden Betrieben in den Niederlanden ist der Kreis Kleve besonders stark von Zuwanderungen betroffen. Die Situation dieser Menschen können wir nicht tatenlos hinnehmen. Als Modellregion hat der Kreis Kleve die Möglichkeit, das Landesministerium bei der Bekämpfung der untragbaren Zustände mit Nachdruck zu unterstützen.“