Emmerich. Kontakte vermeiden: Eine Emmericherin hat zweimal den Ableser der Stadtwerke zuhause begrüßen müssen, obwohl sie Stromstände übermittelt hatte.

Seit etwa zehn Jahren liest eine NRZ-Leserin aus Emmerich ihren Stromzähler selbst ab und übermittelt den Stadtwerken Emmerich die Daten. Für die Anwohnerin der Dederichstraße schon ein geübtes Prozedere. Seit der Corona-Pandemie kommt ihr dies sehr entgegen. Denn sie und ihr Mann sind vorerkrankt und wollen tunlichst auf unnötige Kontakte verzichten.

Im Herbst 2020 wie auch dieses Jahr appellierten die Stadtwerke ganz konkret, die Daten selbst zu übermitteln, um die Ableser nicht rausschicken zu müssen. Sogar mit einem Gewinnspiel. Doch die Leserin durfte trotzdem zweimal in Folge den Ableser an der Tür begrüßen: „Das finde ich nicht in Ordnung. Wir wollen die Kontakte vermeiden.“ Sie hatte am 21. November die Mail geschickt. Vergangenen Freitag stand der Außendienstler der Stadtwerke doch vor der Tür.

Stadtwerke Emmerich zeigen Verständnis

Die Leserin wohnt in einem Mehrfamilienhaus. Sollte dort ein Nachbar die Daten nicht übermittelt haben, so bittet sie dennoch, dass nicht bei ihr geklingelt wird. Sie sei nicht zuständig, wenn andere Mieter die Tür nicht öffneten. Die ältere Dame hat auch schon bei den Stadtwerken angerufen, wo man Verständnis zeigte.

Aber es stellt sich auch die Frage: Warum werden überhaupt noch Ableser rausgeschickt? Können nicht alle Kunden ihre Daten selbst schicken? Und ansonsten werden sie geschätzt? So einfach ist es nicht, wie Geschäftsführer Udo Jessner der NRZ erklärt.

65 Prozent der Kunden haben bei der Stadtwerke-Aktion mitgemacht

Zunächst einmal hätten 65 Prozent der Kunden in diesem Jahr an der Aktion, die vom 19. bis zum 23. November lief, teilgenommen und hätten ihre Stände übermittelt: „Das ist ein sehr guter Wert“, so Jessner. Manchmal dauere es zwei oder drei Tage, bis auf den Geräten der Ableser die Adressen herausgenommen sind, die ihre Stände mitgeteilt haben. Andere Kunden schicken aus Gewohnheit ihre Daten ohnehin zu anderen Zeiten oder über andere Wege.

Mehr geschätzte Werte würden einen höheren Folgeaufwand nach sich ziehen

Die Stände von rund 35 Prozent der Kunden zu schätzen, das gehe nicht: „Wenn das dann nicht passt, dann müssen wir sehr viel nachpacken. Das wäre ein hoher Aufwand“, so Jessner. Geschätzt würden nur jene Kunden, die absolut nicht angetroffen werden konnten. Und: „Wir müssen irgendwann jeden Zähler auch mal gesehen haben. Man kann ein-, zweimal schätzen, aber dann muss es sein“, erklärt Jessner, der hofft, dass es irgendwann nach Corona auch wieder einen Normalzustand geben wird.

Die Stadtwerke wollen sich bemühen, weiterhin möglichst wenig persönliche Kontakte in Coronazeiten zuzulassen. „Wir geben uns Mühe, aber es sind Menschen beteiligt“, wirbt Jessner um Verständnis, wenn mal etwas schiefgehe.