Isselburg. Vor fünf Jahren gab es das große Doppel-Hochwasser in Isselburg. Experte gibt Tipps, wie ein Haus vor Starkregen-Ereignissen geschützt ist.

Leugner des Klimawandels nutzen gerne eine Aussage, die sich auf beliebige Naturereignisse anwenden lässt. Zuletzt etwa: „Hochwasser hat es immer schon gegeben.“ Das ist natürlich richtig und doch ist ein solcher Satz untauglich, um das komplexe Problem zu erfassen.

Adventswasser war ein bekannter Ausdruck

Denn in der Vergangenheit war Hochwasser in der Niederrhein-Region in der Regel eine Folge der Schneeschmelze in den Alpen. Auch das so genannte Adventswasser war ein bekannter Ausdruck entlang des Rheins. Durch mehr Regenfälle in der zweiten Novemberhälfte und den ersten Schneefall stieg der Pegel regelmäßig zu Beginn der Adventszeit an.

Am Sonntag, 26. Juni 2016, hatte die Issel in Isselburg und Anholt eine bedrohliche Höhe erreicht. Die Feuerwehr und das THW aus Isselburg wurde von Feuerwehren aus dem Ruhrgebiet und dem Niederrhein unterstützt.
Am Sonntag, 26. Juni 2016, hatte die Issel in Isselburg und Anholt eine bedrohliche Höhe erreicht. Die Feuerwehr und das THW aus Isselburg wurde von Feuerwehren aus dem Ruhrgebiet und dem Niederrhein unterstützt. © Thorsten Lindekamp / Funke Foto Services

Dass im Hochsommer Flüsse über die Ufer treten, war früher ein so genanntes Jahrhundertereignis – im wahrsten Sinne des Wortes. Mittlerweile geschieht es häufiger. In Isselburg ist die Erinnerung an das doppelte Hochwasser vor fünf Jahren noch in Erinnerung geblieben und wurde durch die Hochwasser-Katastrophe der vergangenen Wochen im südlichen Teil von Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz wieder ins Gedächtnis gerufen.

Etliche Sandsäcke gefüllt und am Ufer platziert

Im Juni 2016 konnte gleich zweimal innerhalb von drei Wochen nur durch den Einsatz von vielen Einsatzkräften, die Sandsäcke am Ufer platzierten, Schlimmeres verhindert werden. Die Gefahr, dass die Issel bei einem Starkregen-Ereignis erneut bedrohlich ansteigt, ist nicht aus der Luft gegriffen.

„Solche Regenfälle sind bei uns im Westmünsterland durchaus möglich“, erklärt dazu Rouven Boland, Klimaschutzmanager des Kreises Borken. „Wir müssen uns daher mit dem Thema beschäftigen und sollten vor allem mit Blick auf Starkregen an unseren Gebäuden Vorsorge treffen“, betont Boland, der sich im Rahmen seiner Tätigkeit bei der Kreisverwaltung auch mit dem Aufgabenfeld der Klimafolgenanpassung befasst.

Rouven Boland, Klimaschutzmanager des Kreises Borken.
Rouven Boland, Klimaschutzmanager des Kreises Borken. © Pressestelle | Kreis Borklen

Inzwischen gibt es beim Kreis Borken dazu besondere Informationsangebote. Dabei handelt es sich um zwei Faltblätter „Wie verhalte ich mich bei Starkregen und Hochwasser richtig?“ und „Wie schütze ich mein Haus vor Starkregen- und Hochwasserfolgen?“ sowie einen Leitfaden „Wie plane und baue ich im Kreis Borken wassersensibel?“.

In dem Leitfaden findet sich auch eine Checkliste mit Fragen wie: Liegt mein Gebäude in einer Geländesenke oder am Ende einer abschüssigen Straße? Kann Wasser über Kellerabgänge oder Lichtschächte ins Haus eintreten? Ist mein Gebäude gegen Rückstau aus dem Kanal abgesichert?

Drei verschiedene Arten von Wasser

Im Prinzip unterscheiden die Experten drei verschiedene Arten: Oberflächenwasser, Rückstauwasser aus der Kanalisation sowie eindringendes Grundwasser. Gegen Oberflächenwasser können konstruktive Maßnahmen wie zum Beispiel Aufkantungen, Anrampungen und Bodenschwellen etwas bringen. Ebenerdige Gebäudeöffnungen sollten vermieden werden. Schutztore, Schutzwände sowie druckwasserdichte Fenster und Türen oder ein wasserdichter (Außen-)Putz sind weitere Möglichkeiten.

Eindringen des Grundwassers

Bei Rückstauwasser aus der Kanalisation hilft eine Rückstausicherung in Form einer Hebeanlage oder einem Rückstauverschluss. Durch Abdichtung der Kelleraußenwände und -böden (Weiße/Schwarze Wanne) kann eindringendes Grundwasser zurückgehalten werden. Eine Schwachstelle sind undichte Hauseinführungen, wie etwa Gas, Strom, Wasser oder Telefon und Internet. Dabei bieten Abdichtungen der Durchführungen mit Dichtungseinsätzen Schutz.

Häuser auf Schwachstellen überprüfen

Rouven Boland rät dazu, anhand dieser Infos das eigene Wohngebäude auf Schwachstellen zu überprüfen und dann für Abhilfe zu sorgen. Auch wenn dies besondere Kosten verursacht, ist er sich sicher: „Eindringendes Wasser kann deutlich höhere Schäden zur Folge haben!“ Daher lautet sein Appell: „Treffen Sie im eigenen Interesse frühzeitig Eigenvorsorge!“

Faltblätter im Internet herunterladen

Auch im Internet unter https://www.kreis-borken.de/klimafolgenanpassung können die beiden Faltblätter sowie der Leitfaden heruntergeladen werden.

>> Vergünstigungen beim Versicherungsschutz

In der Regel können sich Hausbesitzer durch Versicherungen gegen die Folgen von Hochwasser- und Überflutungsschäden absichern, dies ist allerdings in besonders gefährdeten Gebieten oftmals sehr teuer.

Es besteht die Möglichkeit, durch den Nachweis von baulichen Schutzmaßnahmen gegebenenfalls Vergünstigungen zu erzielen. Diese Bescheinigung, zum Beispiel in einem Hochwasserpass, muss von einem Sachkundigen erstellt werden. Mehr Informationen: www.hochwasser-pass.com.