Rees. In der Sitzung des Reeser Rates schlug die Diskussion ums geschlossene Stadtbad erneut hohe Wellen. Spezialfirma konnte Leckage abdichten.
Da hilft auch kein Chlorwasser. Die politische Schlammschlacht ums Reeser Stadtbad schlug auch in der jüngsten Sitzung des Rates noch einmal hohe Wellen. Nachdem in dieser Woche bekannt wurde, dass der eigentliche Öffnungstermin des Hallenbads am 1. Oktober nicht gehalten werden konnte, weil erneut eine Leckage aufgetreten war, gab es eine heftige Kritik der SPD an Bürgermeister Christoph Gerwers, die ihm unter anderem Betrug am Wähler vorwarf (die NRZ berichtete).
Rees’ erster Bürger macht auf der Sitzung des Rates dann aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Ich finde das schon bemerkenswert, wie da öffentlich vorgegangen wird“, so Gerwers. „Ich hoffe, dass das in der nächsten Wahlperiode so nicht weitergeht. Den Vorwurf der Wählertäuschung möchte ich auf Schärfste zurückweisen.“
Grüne und SPD kritisieren Informationspolitik
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Während sich der Bürgermeister zu Unrecht angegriffen fühlte, gab es bei SPD und Grünen ein Unbehagen über die Informationspolitik aus dem Rathaus. Grünen-Fraktionschef Helmut Wesser, gleichzeitig auch Mitglied des Aufsichtsrats der Stadtwerke, erinnerte an eine Ausschusssitzung Ende August, dort sei er „mit keiner Silbe über den Defekt informiert worden. Ich sehe sie als Bürgermeister in der Pflicht“.
Anfrage habe sich lediglich ums Schulschwimmen gedreht
Kämmerer Andreas Mai, in Personalunion auch einer der beiden Geschäftsführer der Stadtwerke, verwies darauf, dass zum Zeitpunkt der Sitzung gerade die erste Reparatur stattgefunden habe. „Wir sind ja guten Mutes davon ausgegangenen, dass es funktioniert. Warum soll man da sowas berichten?“, so Mai, zudem sei damals auch lediglich eine Anfrage beantwortet worden, die sich mit dem Schulschwimmen befasste.
Aufsichtsratmitglieder wurden einen Tag vor der Öffentlichkeit informiert
Mangelnden Informationsfluss könne er nicht feststellen. Ganz im Gegenteil. So seien die Mitglieder des Aufsichtsrates einen Tag vor der Öffentlichkeit informiert worden, dass das Bad nicht zum 1. Oktober öffnen kann. Daraufhin habe etwa Emmerichs Stadtwerke-Chef Udo Jessner, der wiederum auch Aufsichtsratmitglied beim Reeser Pendant ist, sich schriftlich für die ausführlichen Informationen bedankt. „Er kann es aus seiner Sicht, weil er auch fachlich sehr nah dran ist, vollkommen nachvollziehen“, zitierte Mai.
Gewährleistung ist der entscheidende Punkt
Der entscheidende Punkt im gesamten Prozedere ist, dass die italienische Firma noch unter Gewährleistung stehe, die wäre eigentlich Ende August ausgelaufen, verlängere sich jetzt aber um zwei Jahre. Das bedeutet: Alle Reparaturarbeiten haben der Stadt Rees bisher keinen Cent gekostet. Bei einer zwischenzeitlichen Öffnung des Bades, wäre die Gewährleistung erloschen, hieß es von Mai. Auch die Beauftragung einer anderen Firma sei daher nicht möglich.
Eine gute Nachricht hatte Mareike Terlinden, neben Mai auch Geschäftsführerin der Stadtwerke, im Gepäck. Bei den Arbeiten am Mittwoch musste das Wasser nicht abgelassen werden. Mit Taucheranzügen waren die Spezialisten im Becken im Einsatz und konnten die Leckage auch beheben. „Da im Wasser gearbeitet wurde, verlangt das Kreisgesundheitsamt ein neues Wassergutachten“, so Terlinden. Die Auswertung dieser so genannten großen Wasserbiologie dauert zehn Tage. In dieser Zeit wird auch weiterhin beobachtet, ob neue undichte Stellen auftreten.
Andreas Mai jedenfalls wollte auf Nachfrage kein Öffnungsdatum nennen: „Ich bin kein Hellseher.“
>> Schwimmclub-Vorsitzender bei Einwohnerfragestunde
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Jürgen Pintzke, Vorsitzender des Reeser SC, trat zu Anfang der Ratssitzung beim Punkt Einwohnerfragestunde ans Mikrofon und wollte unter anderem wissen, wieso sein Verein im Hallenbad noch nicht wieder den Trainingsbetrieb aufnehmen darf. Das Problem: Pintzke wohnt nicht in Rees und ist daher eigentlich nicht berechtigt, Fragen zu stellen. Bürgermeister Christoph Gerwers gestand es ihm dennoch zu, musste aber mehrmals daran erinnern, dass er lediglich Fragen stellen durfte. Zwischenzeitlich drohte Gerwers auch damit, dem RSC-Vorsitzenden das Wort zu entziehen.
Die Beantwortung der Fragen von Pintzke übernahm Andreas Mai, der an das mit dem Kreis abgestimmte Hygienekonzept erinnerte. Nach einer Testphase, in der vor allem die Badmitarbeiter Erfahrungen sammeln müssen, solle geschaut werden, ob auch der Reeser SC wieder das Training aufnehmen kann.