Emmerich. Dr. Matthias Reintjes (CDU) will Bürgermeister von Emmerich werden. Der 31-Jährige rechnet sich gute Chancen im Kampf um das Rathaus aus.
Der Blick von Dr. Matthias Reintjes schweift ins Rheintal. Der 31-Jährige zieht sein Sakko aus und lässt sich auf einer Bank in Hochelten nieder. Die heiße Phase des Wahlkampfs hat begonnen. Reintjes (CDU) will Bürgermeister von Emmerich werden. Er ist der Herausforderer von Amtsinhaber Peter Hinze (SPD).
Viele positive Reaktionen bekommen
Eigentlich würde er jetzt gerne den als Klinkenputzen bezeichneten Wahlkampf von Haus zu Haus machen. In Coronazeiten muss er schweren Herzens darauf verzichten. Nichtsdestotrotz ist der CDU-Kandidat guten Mutes. Er hat sowohl in persönlichen Gesprächen als auch über die sozialen Netzwerke sehr viele positive Reaktionen erfahren. Entsprechend optimistisch gibt er sich im Gespräch mit der NRZ im Schatten des Kirchturms von St. Vitus.
Ziel: Im ersten Wahlgang auf Platz eins
„Mein Ziel ist es, im ersten Wahlgang auf Platz eins zu stehen – das halte ich nicht für unrealistisch“, sagt der Fraktionsvorsitzende der CDU im Emmericher Stadtrat selbstbewusst. Er verweist in diesem Zusammenhang auf Erfolge, die in der nun ablaufenden Legislaturperiode von seiner Partei maßgeblich angeschoben wurden.
Zehn Millionen Euro Sondervermögen sind Chefsache
Ein wichtiger Punkt seien dabei die zehn Millionen Euro Sondervermögen für die Innenstadt, die von CDU und BGE gegen erhebliche Widerstände durchgeboxt wurden. Wird er Bürgermeister, würde er eben dieses Sondervermögen zur Chefsache machen.
Apropos Innenstadt. Es ist das Hauptthema für Reintjes. Das Postgebäude, das Steintorgelände, der Bahnhof – alles offene Fragen, die einer Klärung bedürfen. Kritikern, die nicht einsehen wollen, dass die Stadt etwa das Bahnhofsgebäude kaufen soll, nimmt er mit einer Gegenfrage schnell den Wind aus den Segeln: „Die Bahn hat die vergangenen 20 Jahre nichts am Bahnhof gemacht, warum sollte sich das in den nächsten 20 Jahren ändern? Jetzt haben wir als Stadt die Möglichkeit, uns selbst darum zu kümmern.“
Eingangssituation in die Stadt attraktiver gestalten
Reintjes möchte gerade die Eingangssituationen in die Stadt attraktiver gestalten. Aber auch bei der Rheinpromenade sieht er dunkle Wolken. Die alte Rheinfähre und das ehemalige Kaffeeklatsch sind Leerstände, die so auf Emmerichs Flaniermeile Nummer eins nicht passieren dürfen. Auch das Theater im vergangenen Jahr um die Außenbestuhlung beim heutigen Frittenknaller ist Reintjes ein Dorn im Auge.
Gleichwohl ist der 31-Jährige Realist. Und er redet auch Klartext: „Emmerich wird nie mehr eine Einkaufsstadt werden.“ Deshalb spricht Reintjes von einer Konzentration des Handels um den Neumarkt als Herzstück. Pop-up-Stores und Start-up-Unternehmen sind hingegen alternative Ansiedlungen für die Innenstadt. „Bei mit ist jeder willkommen“, sagt Reintjes.
Das Programm, mit dem Reintjes um Wählerstimmen wirbt, ist selbstredend weiter gefasst als die Thematik Innenstadt. Er will Emmerich familienfreundlicher machen. In diesem Bereich läge viel im Argen. Die Senkung der Kita-Gebühren sei hier nur ein erster Schritt gewesen. Möglichst schnell nach der Wahl will Reintjes deshalb auch die Spielplatz-Offensive auf den Weg bringen. Hier habe er enorm viel Zuspruch in den letzten Wochen erhalten.
Digitalisierungsstrategie für die Verwaltung
Sollte Reintjes zum Bürgermeister gewählt werden, wird er auch Chef der Verwaltung. Seit zwei Jahren ist er beruflich als Berater für die Gemeindeprüfungsanstalt tätigt. Von daher kennt er die Situation in anderen Gemeinden und Städten recht genau. „Ich habe einen guten Blick über den Tellerrand“, sagt er. Für Emmerich schwebt ihm eine eine Digitalisierungsstrategie vor. „Das ist im Übrigen nicht nur eine schöne Sache für die Bürger, sondern auch die Mitarbeiter der Verwaltung werden davon profitieren“, meint Reintjes, der zudem die Stelle eines Ehrenamtsbeauftragten einrichten möchte.
Doch zurück zum Wahlkampf: Matthias Reintjes ist sich eigentlich sicher, dass es eine Stichwahl um den Bürgermeisterposten geben wird. Mit großen Prognosen tut sich der CDU-Mann schwer, obwohl er alle Mitbewerber gut kennt. Bis auf einen: Den aus Kleve stammenden AfD-Kandidaten. Sollte Reintjes gegen Hinze in der Stichwahl antreten, wird im politischen Emmerich gemunkelt, dass die BGE um ihren Spitzenkandidaten Joachim Sigmund eine Empfehlung für Reintjes aussprechen wird. „Es gibt keine Absprachen“, betont Reintjes.
Verlobte kandidiert für den Kreistag
Im Hause Reintjes wird der Wahlsonntag gleich aus zwei Blickwinkeln mit Spannung verfolgt: Denn Reintjes Verlobte, Marie Reeke, kandidiert für den Kreistag. Das Paar hat im Übrigen in Elten ein Haus erworben. Denn sollte Reintjes sein Ziel verfehlen und nicht Bürgermeister werden, wird er der Emmericher Politik erhalten bleiben. „Politik ist meine Leidenschaft“, sagt der 31-Jährige. Und eben diese Leidenschaft lässt sich schließlich nicht einfach abstellen.