Kreis Kleve. Radfahren lässt es sich nirgendwo so schön wie am Niederrhein. Wir haben die drei schönsten Touren im Kreis Kleve und Umgebung zusammengestellt.

„Der Niederrhein ist das Eldorado für Radfahrer“, sagt Dr. Manon Loock-Braun aus Überzeugung. Denn sie ist nicht nur selbst leidenschaftlicher Radlerin, sondern kennt sich als Leiterin des Infocenters Emmerich auch noch richtig gut in der Region aus. Eine Expertin also, die in enger Zusammenarbeit mit Martina Gellert vom Tourismusbüro Kleve und der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve bereits verschiedene Radtouren ausgearbeitet hat und drei besonders schöne Strecken hier vorstellt.

Um die Touren nachzuradeln, braucht es praktischerweise weder Karte noch Smartphone. Grund dafür ist das System „Radeln nach Zahlen“, das von den Niederlanden immer weiter nach Deutschland übergeschwappt ist. Bevor es losgeht, notieren sich dabei Radfahrer ganz einfach die Knotenpunkte der geplanten Strecke auf einem kleinen Zettel.

Lesen Sie mehr: Radtouren nach dem Knotenpunkt-System planen

160 Knotenpunkte im Kreis Kleve

Insgesamt 160 Knotenpunkte sind allein im Kreis Kleve verteilt. Zu erkennen sind sie als rote Schilder mit weißen Knotenpunktnummern hoch oben auf den Hauptwegweisern, in den Niederlanden dagegen als grüne Schilder auf Holzpfählen am Boden. An jedem Hauptwegweiser wird außerdem die jeweilige Richtung zu den nächsten Knotenpunkten angezeigt.

Und wer die hier vorgestellten Touren schließlich von Zahl zu Zahl abgefahren ist, kann sich ganz einfach mit Hilfe der Knotenpunkttafeln eigene Strecken zusammenstellen. Also ab auf die Fiets und los geht’s!

Radfahren durch die Natur

Direkt an der Emmericher Rheinpromenade finden Radfahrer den allerersten Knotenpunkt. Von hier aus startet eine etwas anspruchsvollere Radtour, die zunächst über die Golden Gate Bridge des Niederrheins führt. „Wir alle wissen, dass die Rheinbrücke insgesamt 1228 Meter lang ist“, sagt Manon Loock-Braun. „Aber erst wenn man mit dem Rad drüber fährt, merkt man, wie lang das tatsächlich ist.“

Wer das geschafft hat, kann erst einmal gemütlich über den Deich radeln. Für nicht so geübte Radfahrer wartet in der alten Hansestadt Grieth bereits eine Fähre, die zur anderen Rheinseite nach Grietherort übersetzt. Am Wisseler See lohnt es sich ansonsten, kurz abzusteigen und am Strand ein kleines Päuschen einzulegen.

Flanieren über die Rheinpromenade

Weiter führt der Weg am Rhein entlang, um das Wunderland Kalkar, Hönnepel und Niedermörmter zu passieren und über die zweite Rheinbrücke des Tages nach Rees zu fahren. Dort lässt es sich an der Rheinpromenade schön flanieren oder auf dem Planetenweg das Sonnensystem neu entdecken.

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An Millingen vorbei führt der Weg weiter durch das Naturschutzgebiet Hetter, für das bereits der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch die Patenschaft übernahm. Einmal Emmerich umrundet, wird der letzte Teil des Weges noch einmal etwas anstrengender. Denn es geht hoch hinaus, zumindest für niederrheinische Verhältnisse.

Bergsteigen am Niederrhein

„Als wir vor zwölf Jahren die Knotenpunkte eingerichtet haben, haben wir den Eltenberg ausgespart“, erzählt Loock-Braun. „82 Höhenmeter waren für den Niederrheiner einfach zu hoch.“ Wie gut, dass es mittlerweile E-Bikes und damit auch den Knotenpunkt 26 auf dem Eltenberg gibt. Denn von dort können Besucher den Blick über das weite Rheintal schweifen lassen, den Wassergeistern des Drususbrunnens begegnen oder den Barfußpfad durchwandern.

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Ohne viel strampeln zu müssen geht’s anschließend wieder bergab bis nach Elten, um sich dort eine Kugel Eis auf die Hand zu holen und sich auf dem Marktplatz unter dem großen Baum hinzusetzen. Zurück nach Emmerich führt der Weg schließlich über den Deich und – das weiß Loock-Braun aus eigener Erfahrung – „garantiert durch eine Schafherde!“

Länge: 71,3 Kilometer, Schwierigkeitsgrad: anspruchsvoll, Start: Rheinpromenade, 46446 Emmerich am Rhein, Knotenpunkte: 1, 3, 12, 49, 46, 47, 48, 54, 50,59, 56, 80, 83, 79, 78, 11, 87, 86, 88, 8, 26, 25, 7, 2, 3, 1.

Radfahren mit Kindern

Mitten im Wald liegt das Schlößchen Borghees mit großem Parkplatz, auf dem sich gut das Auto abstellen lässt. Wer eine kurze Stärkung vorab braucht oder noch mal schnell aufs Klo muss, kann das im neuen Landhaus nebenan erledigen. Dann aber geht’s endlich los mit der Kinderroute, die Manon Loock-Braun als „absolut kurzweilig“ beschreibt.

Und so dauert es auch nicht lange bis zum ersten Stopp. Am Café Klaphek wartet hinter dem „klappernden Zaun“ ein Tasse Kaffee auf die Eltern und ein großer Spielplatz auf die Kinder. Anschließend geht’s weiter in Richtung Wasserschloss Huis Bergh in ‘s-Heerenberg, das zu den größten Wasserschlössern der Niederlande gehört.

Austoben an den Stokkumer Sanddünen

Wer etwas Zeit mitbringt, kann sich drinnen die Kunstausstellung oder draußen den Wassergraben und die mittelalterliche Turmwindmühle ansehen. Im Schlosscafé gibt’s Getränke oder kleine Snacks. Die könnten hilfreich sein, denn der nächste Abschnitt wird etwas anstrengender.

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Immerhin geht’s etwas bergauf und einmal quer durch den Wald bis zum Hulzenberg mit Aussichtsturm, von wo aus Besucher einen beeindruckenden Blick auf die gesamte Umgebung haben. In der Nähe befinden sich außerdem die Stokkumer Sanddünen, an denen sich die Kinder noch einmal richtig austoben können. Bevor es dann zurück zum Schlößchen Borghees geht.

Länge: 17 Kilometer, Schwierigkeitsgrad: leicht, Start: Schlößchen Borghees, 46446 Emmerich, Knotenpunkte: 88, 86, 80, 81, 79, 76, 85, 80, 86, 88.

Radfahren über die Europa-Radbahn

Eine etwas kleinere, aber nicht weniger lohnenswerte Runde startet in Kleves Unterstadt und führt von dort zunächst über die neue Europa-Radbahn. Entlang der Draisinenstrecke können Radfahrer in kürzester Zeit bis nach Nimwegen gelangen. „Dabei geht’s mitten durch die Natur“ weiß Martina Gellert. „Und das genießen viele.“

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Doch auch wer nicht die ganze Strecke abfahren möchte, bekommt bereits auf dem ersten Stück viel zu sehen. Da wären beispielsweise die historischen Gartenanlagen und das Amphitheater oder auch der Tiergarten, für den sich ein erster Stopp lohnt.

Frisch gebackener Kuchen im Café Im Gärtchen

Vorbei am Schloss Gnadenthal geht’s weiter zur Alten Mühle Donsbrüggen, in der es zurzeit jedoch nur samstags zwischen 10 und 12 Uhr einen Brotverkauf gibt. „Und dann fährt man durch die wunderschöne Düffel“, erklärt Gellert. Bis nach Kranenburg. Wer mag, kann hier vom Sattel absteigen und durch die Altstadt spazieren.

Zurück im Sattel führt der nächste Abschnitt an der niederländischen Grenze entlang quer durchs Naturschutzgebiet bis nach Keeken, wo es sich bei einem frisch gebackenen Stückchen Kuchen im Café Im Gärtchen ein wenig erholen lässt. So gestärkt strampelt es sich später direkt leichter über den Deich, der am Klever Ortsteil Schenkenschanz vorbeiführt.

Mit Blick auf den Altrhein geht’s schließlich auf die Zielgerade zu, die über die alte Schleuse und Eisenbahnbrücke führt und schließlich wieder in der Klever Innenstadt endet.

Länge: ca. 40 Kilometer, Schwierigkeitsgrad: mittel, Start: Kreisverkehr Wiesenstraße, 47533 Kleve, Knotenpunkte: 22, 32, 31, 70, 69, 86, 83, 68, 67, 35, 33, 5, 4, 22.

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